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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Sonntagnachmittag. Wenigstens den Löwenzahn im Rasen könnten
sie wegstechen, anstatt nur dumm rumzusitzen.
    Wir saßen aber nicht dumm herum. Wir festigten gerade unsere
Paarbeziehung, indem wir ganz fest daran dachten, was wir machen könnten, wenn
wir alleine wären und nicht im Vorgarten auf dem Bankerl meiner Großmutter mit
Blick auf die Straße.
    Â»Ich frage mich«, fing Max an, der anscheinend doch weniger an
unsere Paarbeziehung dachte als angenommen, »aus welchem Grund würdest DU eine von dir ermordete Leiche im Orgelaufgang hinter
der Erntedankkrone verstecken.«
    Ermordet? Max musste wirklich gerade Probleme beim Ermitteln haben,
wenn er mir solche Informationen ungefiltert zur Verfügung stellte. Bis jetzt
hatte er noch nicht einmal zugegeben, dass die Möglichkeit bestand, dass der
Knochenkistlmann ermordet sein könnte. Allerdings konnte ich mir grundsätzlich
schwer vorstellen, wie jemand, der nicht vorher ermordet worden war, in so ein
Kistl hineingeriet.
    Â»Sag mal, spinnst du?«, fragte ich und ließ mir meine Zufriedenheit
nicht anmerken.
    Â»Nein, denk doch einfach mal drüber nach«, schlug er vor.
    Â»Wen sollte ich denn umbringen und dort verstecken?«, fragte ich
böse nach. Man sollte es sich wirklich gut überlegen, bevor man mit einem von
der Polizei ins Bett ging. Körperlich waren die Jungs ja wirklich in Ordnung,
aber wie das mental aussah, darüber wollte ich lieber nicht sprechen. Falls ich
jemals eine Tochter haben sollte, würde ich ihr schriftlich eine Auswahl von
ungeeigneten Sexualobjekten zusammenstellen. Und Polizisten waren da garantiert
auf den obersten fünf Rängen.
    Â»Vielleicht wurde überhaupt niemand ermordet«, wandte ich ein. »Und
dann wär es geradezu Schwachsinn, darüber nachzudenken«, erklärte ich bestimmt
und schloss die Augen. »Oder hast du schon den Pathologiebericht?«
    Seinem Schweigen nach zu urteilen, hatte er ihn schon längst
vorliegen. Ärgerlich blinzelte ich ihn mit einem Auge an. Jetzt würde er
bestimmt sagen, dass das nicht Pathologiebericht hieß, sondern
Obduktionsprotokoll.
    Â»Anthropologisches Gutachten«, sagte er schließlich, und ein klein
wenig hatte ich den Eindruck, dass er innerlich grinste.
    Â»Anthropologisches Gutachten«, äffte ich ihn böse nach. So ein
Schmarrn. Das konnte heißen, wie es wollte, und er würde mir nichts davon
sagen.
    Â»Wer sagt, dass es Schwachsinn ist?«, fragte Max und legte mir den
Arm um die Schulter.
    Ich konnte gerade nur an das Wort »Aufmerksamkeitsdefizit« denken.
Wieso mich Max etwas fragte, wenn er ohnehin nie glaubte, was ich sagte, wusste
ich auch nicht.
    Mit der menschlichen Wärme ist es eine vertrackte Angelegenheit. Die
kriecht in einen hinüber, von Mensch zu Mensch, und macht ganz seltsame Dinge
im Kopf. Flugsdiwugs war es einem wirklich komplett egal, wie die mentale
Ordnung eines Polizistengehirns aussah. Und hast-du-nicht-gesehen, dachte man
über Schwachsinn nach.
    Â»Okay«, sagte ich, öffnete wieder die Augen und nippte an meinem
Kaffee. »Du gibst also zu, dass der Knochenkistlmensch ermordet worden ist?«
    Ha. Jetzt hatte ich ihn so weit! Er hatte etwas zugegeben.
    Zu allem Überfluss kraulte Max selbstvergessen mein Ohr. Mmm.
Ohrkraulen. Vielleicht war ich in meinem früheren Leben ein Hund gewesen und
deswegen so unglaublich scharf auf Ohrkraulen.
    Â»Und du denkst, ich helfe dir jetzt bei den Ermittlungen. Jetzt, wo
du nicht mehr weiterkommst?«
    Â»Mmmh«, machte Max.
    Â»Mmmh«, sagte auch ich und schloss doch die Augen. »Ich würde mal
sagen – ein Orgelaufgang ist halt so ein Ort, wo kein Mensch auch nur im
Entferntesten dran denkt, nach Leichen zu suchen. Oder würdest du in deiner
Freizeit in Orgelaufgängen nach dem Rechten sehen?«
    Â»Hm«, machte Max abgelenkt und zeigte mir, dass er in seiner
Freizeit gerne mein Ohr kraulte.
    Â»Im eigenen Haus, das ist viel zu verdächtig. Wenn man im eigenen
Haus eine Leiche findet, kann sich ja selbst der Schorsch eins-zwei-drei die
Wahrheit zusammenreimen.«
    Â»Hm«, sagte Max.
    Â»Du siehst ja, was passiert, wenn die Spurensicherung im Gartenhäusl
herumfuhrwerkt – da ist man sein ganzes Leben lang gebrandmarkt. Ja, früher war
das anders.«
    Â»Früher?«, fragte Max misstrauisch und hielt kurz mit dem Kraulen
inne.
    Â»Na ja, früher hat

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