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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Max die zweite Tasse vor die Nase. Dass man ihm aber
auch keinen einzigen Hinweis entlocken konnte. Er würde schon sehen, ohne meine
Hilfe würde er den Fall niemals lösen können, das war gewiss.
    Â»Und, was gibt’s Neues?«, fragte ich Max stattdessen und griff zur
Zeitung.
    Großmutters Gesicht wurde noch eine Spur triumphierender. Max sah
plötzlich müde und abgearbeitet aus. Ich verdrehte die Augen und warf einen
ersten Blick auf die Nachrichten des Tages.
    Â»Heiliger Ignaz kein Toter aus dem Mittelalter!«, stand in
schreienden Buchstaben auf der Titelseite. Ah ja. Das hatte Großmutter
tatsächlich schon immer gewusst. Kare hatte wieder in die Vollen gegriffen. Er
hatte ein Bild von einer Albertus-Magnus-Statue um neunzig Grad gedreht, dass
es so aussah, als wäre die Statue umgefallen. Wie unglaublich hintersinnig. Ein
umgefallener Heiliger. Manchmal zweifelte man an Kares Verstand.
    Â»Ich hab’s doch immer g’sagt«, sagte Großmutter zufrieden. Ich hatte
es aufgegeben, ihr einzureden, dass sie das nicht in aller Öffentlichkeit sagen
durfte. Schließlich war es total verdächtig, wenn sie als Einzige gewusst
hatte, dass die Knochen zu keinem mittelalterlichen Heiligen gehörten. Max war
zwar nicht richtig alle Öffentlichkeit, aber er war immerhin die Polizei –
wieso konnte sich Großmutter das nicht merken?
    Zur Strafe schoss ich Max einen richtig bösen
»Kannst-du-mir-das-nicht-vorher-sagen«-Blick zu. Das nächste Mal würde ich ihm
nur einen Blümchenkaffee kredenzen. Und der Kare war auch so ein Depp, so ein
blöder. Da hatte er anscheinend den Schorsch rumgekriegt, ihm den
Pathologiebericht zur Verfügung zu stellen, und heimlich den Artikel
geschrieben.
    Als keiner etwas sagte, beugte ich mich wieder über die Zeitung. Das
war natürlich ein Rückschlag. Nachdem alles so wunderbar geplant gewesen war,
mit der sakralen Kniescheibe und den Ignaz-Bierfilzln. Jetzt, wo schon alles
durchorganisiert war, um mit den riesigen Pilgerströmen zu leben.
    Â»Und wieso hat der Kare den Pathologiebericht?«, wollte ich wissen.
    Â»Das Ob-duk-tions-pro-to-koll«, verbesserte ich mich mit einem
richtig bösen Blick.
    Â»Anthropologisches Gutachten«, korrigierte mich Max, ohne auf meine
Frage einzugehen, und wandte sich dann tatsächlich an Großmutter: »Und wieso
haben Sie das schon immer gewusst?«
    Max. Du Depp. Keine unangenehmen Fragen an Großmutter. Wie oft
musste ich ihm das noch sagen! Ich konnte mich nicht entscheiden, wem ich jetzt
böse Blicke zuwerfen sollte. Max, damit er endlich mit der Fragerei aufhörte,
oder Großmutter, damit sie darauf nicht antwortete.
    Â»Wo kämen denn die her, die Knochen? Jetzt plötzlich, auf meine
alten Tag?«, sagte Großmutter ausgesprochen hellsichtig. »Die muss ja jemand
hingestellt haben. Ich putz da schon seit Jahren. Und des Kistl war da noch nie.«
    Â»Also, ich habe nie hinter der Erntedankkrone geputzt«, schränkte
ich Großmutters Aussage ein.
    Â»Aber ich«, machte Großmutter alle Anstrengungen zunichte.
    Â»Und der Schorsch«, fügte ich hinzu, »der müsste das ganz genau
wissen, immerhin hat er das letzte Mal den ganzen Orgelaufgang konfisziert.«
Daran konnte ich mich noch blendend erinnern, dass bei dem Mord am Organisten
unser Polizist Schorsch alles konfisziert hatte, was nicht niet- und nagelfest
gewesen war. Vermutlich sogar die abgebrannten Kerzenstummeln. Ich sah Max
triumphierend an. Da konnte er jetzt nichts mehr sagen, wenn vor Kurzem erst
die Polizei den ganzen Orgelaufgang durchkämmt hatte.
    Â»Na ja«, sagte Max mit einem frustrierten Seufzer, »aber von den
Sachen hinter der Erntedankkrone war nicht die Rede.«
    Also, lieber Schorsch, dachte ich mir. War diese Kiste schon da
gewesen oder nicht? Das konnte doch nicht wahr sein, dass die Polizei den
Tatort beim letzten Mord, der nur ein Stockwerk höher auf der Orgelempore
stattgefunden hatte, so ungenau untersucht hatte. Da hätten sie gleich die
nächste Leiche gefunden, wenn sie so schlau gewesen wären, hinter der
Erntedankkrone zu suchen. Echt. Die Polizei wieder. Ich konnte mich noch
trefflich daran erinnern, wie sie beim Organistenmord beschlossen hatten, dass
in unserem Gartenhäusl ermittlungsrelevantes Material zu finden sei. Da war
ihnen die Zeit nicht zu schade gewesen, bei uns die verschimmelten

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