Und bitte für uns Sünder
Müllmänner, an die Hektik vom Rosenmüller.
Aber wieso sollte der Rosenmüller so etwas tun? Es sei denn, er war
ein psychotischer Massenmörder, die brauchten nämlich überhaupt kein Motiv. Da
musste man sein Opfer auch nicht zwingend näher kennen. Er hatte halt den
Ernsdorfer so allein und verwirrt drauÃen rumlaufen sehen, und dann hatte es
ihn einfach überkommen.
Das war jedenfalls die Theorie, die mir in der Nacht am
schlüssigsten erschienen war. Ich war schon wieder nahe dran, Max anzurufen.
Auch wenn ich mir die blöden Kommentare gut vorstellen konnte, die ich dann zu
hören bekommen würde. Aber ein Serienmörder, der sich als Pastoralreferent
ausgab, war vielleicht doch eine Nummer zu groà für mich.
GroÃmutter hob den Blick und sah mich kritisch an, obwohl ich nichts
gesagt hatte.
Aber vielleicht kannte der Rosenmüller den Ernsdorfer ja doch?
Vielleicht hatte er sich gerade aus dem Grund in unser beschauliches Dorf
versetzen lassen? Kein Mensch wusste genau, woher der Rosenmüller kam und wer
er war. Vielleicht war er gar kein Theologe, sondern ein verkappter
psychopathischer Killer? Bevor ich das gesamte Dorf aufhetzte, sollte ich das
vielleicht erst einmal überprüfen, beschloss ich. SchlieÃlich musste die
Pfarrei irgendwelche Unterlagen über diesen sogenannten Theologen haben.
Ich kippte einen schnellen Kaffee. Danach kippte ich, ohne an etwas
zu denken, noch einen langsamen Kaffee. Das Pfarramt, fiel mir ein, die müssten
doch irgendetwas über den Rosenmüller wissen. Bevor ich Max mit meinen
Ermittlungsergebnissen belästigte, wollte ich doch noch ein paar eigene
Erkundigungen einziehen. In meinem Magen begann es zu grummeln und zu grollen.
»Wann ist denn das Pfarramt offen?«, fragte ich so in den Raum
hinein. Die hatten bestimmt irgendwelche Unterlagen über den Rosenmüller.
Vielleicht mit dem kleinen Vermerk: Achtung, psychotischer Killer, bitte nachts
nicht unbeaufsichtigt lassen.
GroÃmutter blickte noch böser. Oje. Mit meiner Frage hatte ich
anscheinend in ein Wespennest gestochen.
»Des steht im Pfarrbrief. Aber ich sagâs dir glei, wenn die Bixn
allaweil da wär, wennâs drinnen steht, da könnten wir froh sein. Aber die
treibt sich doch den ganzen Tag sonst wo rum und â¦Â«
»Jetzt ist noch nicht offen?«, bohrte ich nach.
»Um die Zeit doch nicht«, erklärte GroÃmutter.
Gut zu wissen. Dann würde ja ein Einbruch nicht weiter auffallen.
Und ein paar fehlende Unterlagen fielen auch nicht ins Gewicht. Das Grummeln
und Grollen in meinem Gedärm wurde plötzlich so schlimm, dass ich ganz dringend
aufs Klo musste. Der Gedanke an einen Einbruch machte mich wirklich fertig.
GroÃmutter sah gar nicht auf, als ich zum gefühlten zehnten Mal vom
Klo zurückkam.
»Weilst halt allaweil des fettige Zeug isst«, mutmaÃte sie, da sie
von meiner kriminellen Energie gar nichts wusste. »Des is halt ned gâsund.«
»Schmarrn«, sagte ich. Irgendwo einsteigen ist nicht gesund.
»Am Schluss hast duâs dann am Dickdarm«, erklärte sie ungerührt.
Das konnte gut sein. Wenn ich weiterhin so unter Stress stehen
würde, weil ich ständig irgendwo einbrechen musste. »Ich muss in die Arbeit«,
log ich, obwohl ich vorhatte, so ganz spontan im Pfarramt einzubrechen. »Du
brauchst nicht kochen«, erklärte ich vorsichtshalber noch, während ich mir
meine Umhängetasche schnappte. »Das mach ich dann schon.«
»Ja?«, sagte die Kreiterin und sah nicht einmal auf.
Sprachlos starrte ich sie an. »Ich würd die Pfarrsekretärin suchen«,
erklärte ich. GroÃmutter war sich ganz sicher gewesen, dass um diese Zeit noch
keiner im Pfarramt arbeitete.
Jetzt sah sie auf und hatte einen ziemlich wütenden Blick drauf.
Okay. Mit Einbruch war jetzt also nichts.
»Wegen des Pfarrfests übermorgen«, fügte ich hinzu, weil sie gar so
bös schaute.
»Ja?«, wiederholte sie noch einmal mit ihrem glühenden Blick.
»Ob es da ⦠ähm ⦠eine Liste gibt. Für den ⦠Kuchen â¦Â«
Was redete ich eigentlich für einen kompletten Quatsch.
»Vielleicht hat ja die Pfarrsekretärin so eine Liste«, schlug ich
vor.
»Ich hab keine Liste«, sagte die Kreiterin und sah noch wütender
aus.
Ich war auch ziemlich wütend, GroÃmutter hätte mir schlieÃlich
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