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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Beifahrersitzes.
    Â»Da.«
    Â»Was da?«, fragte Max begriffsstutzig.
    Â»Ã–ffne die Mülltonne …«, sagte ich beschwörend. Er musste sich doch
gemerkt haben, worüber wir gerade eben erst gesprochen hatten.
    Â»Und?«
    Der Rosenmüller sah plötzlich reichlich panisch aus. Sein Gesicht hatte
einen leicht grünlichen Schleier bekommen, und ihm schien spontan ein Äderchen
im linken Auge zerplatzt zu sein. Diabolisch, fand ich. Wir konnten froh sein,
wenn uns die Müllmänner retteten und sich zwischen uns und den Rosenmüller
warfen.
    Â»Ã„h, Müll«, sagte ich.
    Â»Das soll ich für dich wegwerfen?«, fragte Max liebenswürdig und in
dem Tonfall, den er immer hatte, wenn er meinte, ich sei gerade total
durchgeknallt.
    Â»Ja«, sagte ich erleichtert. Da brauchte ich gar nichts über Leichen
zu sagen. Es reichte schon, wenn Max die Mülltonne aufmachte und das ganze
Debakel roch. Jawohl: roch.
    Â»Das mach ich schon«, schrie der Rosenmüller fast und riss mir meine
Plastiktüte aus der Hand, in der die frisch gekauften Tampons waren.
    Â»Nein, nein, das macht Max.« Ich versuchte, ihm die Tampons zu
entreißen, aber die Verzweiflung verlieh ihm anscheinend Bärenkräfte. Mit einem
Ruck entriss er mir den Beutel und spurtete zu seiner Mülltonne. Schwupps,
waren die teuren Tampons verschwunden. Mit einem gütigen Winken ging der Rosenmüller
mit langen Schritten zu seinem Auto. Gleichzeitig kam die Müllabfuhr und
wuchtete die Mülltonne auf den Wagen. Während die Mülltonne kippte, wurden die
Müllmänner grünlich im Gesicht und hielten die Luft an.
    Â»Hast du das gerochen?«, flüsterte ich, wohl wissend, dass das
Gerumpel des Müllautos alles übertönte. »Da fährt sie nun hin, unsere Leiche.«
    Ich drehte mich zu Max, um ihn richtig anschreien zu können. Es
konnte doch nicht sein, dass er alle meine verzweifelten Hilferufe nicht
bemerkt hatte. Unglaublich! Jeder Volldepp hätte sehen können, dass der
Rosenmüller etwas zu verschleiern hatte – er hatte sich benommen wie ein
Doppelmörder auf der Flucht. Und was machte Max?
    Ich kam nicht mehr dazu, Max richtig anzubrüllen, denn er war vor
dem Geruch geflüchtet und hatte sich in sein schickes Auto gesetzt. Er winkte
mir einen letzten Gruß zu und gab Gas.
    Bei Männern musste man ja grundsätzlich mit allem rechnen. Aber dass
sich ein Polizist davor drückte, eine Leiche zu finden, das sprengte sogar mein
Vorstellungsvermögen. Was für eine Verschwendung von Steuergeldern, würde
Großmutter sagen. Ich blieb noch eine Weile stehen und sah dem Müllauto mit
meinen Tampons und Wem-auch-immer hinterher.
    Mein Blick fiel auf den Rosenmüller, der von seinem Auto zurückkehrte
und zielstrebig in seinen Garten flüchtete. Ich hatte bestimmt noch nie einen
dermaßen erleichterten Menschen gesehen. Nein, es war mehr als Erleichterung.
Als hätte man ihm eine schwere, schwere Last von den Schultern genommen.
    Dummerweise hatte ich die Autotür offen stehen lassen. Ich hörte
Hundekrallen auf dem Asphalt und ein geradezu orgastisches Keuchen, als mein
Hund die Stelle erreichte, wo die Mülltonne gestanden hatte. Oh. Nein.
    Ich sprang nach vorne und zog ihn von einem Ich-will-gar-nicht-wissen-was-es-ist
weg, aber er hatte sich wohlweislich schon darin verbissen.
    Â»Pfui Teufel«, kreischte ich, endlich allein auf der Straße. »Du
kommst mir heute nicht mehr ins Auto! Bäh. Das ist BÄH ,
das ist ober ober ober BÄH …!« Mein Hund sah mich
an, als wäre ich verrückt, spießig und gemeingefährlich. Mit eingezogenem
Schwanz, das Unaussprechliche noch immer im Maul, verzog er sich hinter die
nächste Mülltonne.
    Hunde sind einfach eklig, das sollte man sich vor Augen halten, wenn
man mit dem Gedanken spielt, sich einen anzuschaffen. Ich stand jetzt nämlich
vor dem Problem, was ich mit einem ekligen Hund machen sollte, der nicht mit
mir mit wollte. Schließlich bestand die Gefahr, dass er sich übergab, sobald
ich in die erste Kurve fuhr.
    Und das, obwohl ich eigentlich entscheiden musste, was ich als
Nächstes tun wollte. Denn ursprünglich war der Plan schließlich gewesen,
Rosenmüllers Papiertonne zu untersuchen. Und dafür war es nicht zu spät, denn
der Papiermüll würde erst in drei Tagen geleert werden. Ich sah über meine
Schulter, ob

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