Und bitte für uns Sünder
machte es mir besonders leicht. Denn als er mich
erblickte, steuerte er gleich auf mich zu und reichte mir freudestrahlend die
Hand.
»Haben Sie schon den Zucchinikuchen probiert?«, fragte er mich,
lächelte voller Inbrunst und zeigte auf kleine schokoladige Schnittchen.
»Nein«, sagte ich misstrauisch und presste meine Tupperdose an mich.
Ich würde heute überhaupt nichts essen, was ich nicht selbst gebacken hatte.
Eigentlich sollte ich schon längst Diät machen, da war heute der richtige Tag,
damit anzufangen. Und Schnittchen, die mir der Rosenmüller anbot, würde ich
garantiert nicht annehmen.
»Wie schmeckt der?«, fragte ich nach, weil ich nicht allzu unhöflich
sein wollte.
Er hielt mir ein Stück hin. »Keine Ahnung. Ich habe davon noch
nichts probiert.«
Verdächtig. Verdächtig ohne Ende.
»Bitte, Sie zuerst«, schob ich ihm den Schwarzen Peter zu.
»Nein, nein, Ladys first«, sagte er galant mit einem strahlenden
Lächeln.
»Nein, nein, erst die Diener Gottes«, trumpfte ich auf.
»Nein, nein â¦Â«, widersprach er mir und fügte ganz leise und
vertraulich hinzu: »Wissen Sie, wenn ich alles esse, was man mir anbietet,
werde ich noch unglaublich dick.« Er zwinkerte jovial, und ich bekam einen
SchweiÃausbruch, weil ich dachte, ich müsste jetzt den vergifteten Kuchen
essen.
»Ja«, sagte ich mit trockenem Mund, »und ich ⦠ich bin gegen
Zucchini allergisch.«
GroÃmutter blieb neben mir stehen und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ah geh, Mädl. Kein Mensch ist gegen Zucchini allergisch.« Sie nahm ihm das
Stück aus der Hand, und bevor ich sie daran hindern konnte, hatte sie
hineingebissen.
»Ich bin nur so begeistert, weil ich keine Ahnung hatte, dass man in
Kuchen Zucchini geben kann«, offenbarte er uns. »Das ist eine vollkommen neue
Erfahrung für mich. Zucchini in Kuchen. Ist das nicht toll? Dass es so was
gibt?«
Ich starrte nur auf GroÃmutter, fragte mich, ob ich sie zum Erbrechen
bringen sollte oder nicht.
»Aber die Anneliese Meier kann. Sie kann aus Zucchini leckere Kuchen
machen«, sagte er begeistert.
»Der Kuchen ist von Anneliese?«, fragte ich und griff nun auch zu.
Wieso sagte er das nicht gleich? So ein Depp.
»Zucchini. Im Kuchen. Ist das nicht toll?«, wiederholte er sich und
sah mir fassungslos zu, wie ich mir ein halbes Stück auf einmal in den Mund
schob.
»Und Ihre Allergie, Frau Wild?«, fragte er höflich.
»Es gibt keine Zucchiniallergien. Hat GroÃmutter gesagt«, antwortete
ich mit vollem Mund.
Zucchini im Kuchen. Echt, der blöde Rosenmüller, der blöde. Es gab
auch Kartoffeln in Kuchen, Kürbis in Kuchen und Karotten in Kuchen. Es gab
sogar Hackfleischkuchen. Der Zucchinikuchen von Anneliese schmeckte echt
lecker. Das wusste ich von meinem Kuchen nicht. Ich hatte ihn vorsorglich nicht
probiert, damit ich mich nicht schämen musste. Ich erinnerte mich wieder an
meine Mission und lächelte den Rosenmüller brav an.
»Schon schlimm. Mit dem Ernsdorfer, gell?«
Er nickte pastoral.
Resi blieb neben mir stehen und sah mir zu, wie ich die
Tupperschüssel abstellte. Der Rosenmüller hatte es plötzlich ziemlich eilig,
zum Nächsten zu eilen und dort pastorale Worte zu sprechen. Diese damische
Resi, die damische. Wahrscheinlich hatte er nur keine Lust, sich ihre ganzen
Symptome anzuhören â und ich konnte wieder schauen, wie ich weiterermittelte.
»Stell dir vor â¦Â«, sagte die Resi.
»Dein Papa?«, kam es mir einfach über die Lippen. Mist. Das hatte
ich eigentlich gar nicht sagen wollen.
Sie hob misstrauisch die Augenbrauen. »Der hat verlängert«, sagte
sie.
»Noch eine Woche Bahamas also?« Ich nickte begeistert, nicht dass
sie mir auf die Schliche kam.
»Gran Canaria«, sagte meine GroÃmutter neben mir.
»Mallorca«, verbesserte die Resi uns.
»Die Bärbel hat gâmeint, er ist auf Hawaii. Hab ich doch glei
gâwusst, dass des ned stimmt«, triumphierte GroÃmutter, als hätte sie es besser
gewusst.
»Ja, da hat er so ein günstiges Hotel«, erklärte Resi
bedeutungsschwanger und schob schnell hinterher: »Ich fühlâ mich heutâ ganz
komisch«, wobei sie etwas eigenartig den Tisch entlangschielte.
»Ja, ja, das Wetter«, antwortete ich in dem prophetischen Tonfall,
in dem meine GroÃmutter
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