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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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immer sprach, wenn ihr jemand Krankheitssymptome
schilderte.
    Â»Wetter«, schnaubte Resi, sah mich aber immer noch nicht an.
»Vielleicht hab ich mich ja ang’steckt.«
    Ich wich einen halben Schritt nach hinten aus und nickte
vorsichtshalber. Was für ein fadenscheiniges Ablenkungsmanöver! Nur damit ich
nicht weiterbohrte, was denn ihr Vater so lange auf Mallorca machte.
    Â»Ja, das passiert leicht, bei dem Wetter«, stimmte ich zu und sah
mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Ich würde nie ermitteln können, wenn das
so weiterging. Stattdessen würde ich einmal mehr über sämtliche Krankheiten der
Resi besser Bescheid wissen, als für mich zuträglich war.
    Â»Der Rosenmüller …«, wisperte Resi und kam den halben Schritt wieder
auf mich zu. »Meinst, ob des ansteckend ist?«
    Was? Die Riemchensandalen? Ich schielte zu ihm hinüber, ob er sehr
extravagant gekleidet war, aber er trug heute eine ganz normale Stoffhose und
ein neutrales T-Shirt.
    Â»Hm«, sagte ich nur.
    Â»Wenn er schwul ist. Und ich mich ansteck«, sagte die Resi und
beugte sich noch weiter vor. »Da gibt’s doch keine Medizin für so was.«
    Â»Hm«, meinte ich mit einem Hauch Verzweiflung. Oh. Oh.
    Â»Aber ich spür’s schon«, wisperte Resi geheimnisvoll und kam noch
einen Schritt näher in meine Richtung.
    Um Gottes willen. Sie würde doch nicht über mich herfallen, nur weil
sie dachte, dass sie jetzt homosexuell war und sich eine Freundin suchen
musste?
    Â»Das ist nicht ansteckend«, krächzte ich verlegen. »Ganz sicher
nicht.«
    Â»Aber ich spür da was«, sagte sie und zeigte auf einen Punkt
unterhalb ihrer rechten Rippen. »Das juckt so. Wie Ausschlag.«
    Das klang natürlich eindeutig nach Homosexualität.
    Â»Da musst dich nur g’scheit waschen und pudern«, trompetete
Großmutter neben mir und warf Resi einen unwirschen Blick zu. Resi wurde rot
und kniff die Lippen zusammen. »Da, wo des Fett scheuert, da juckt’s leicht.
Und wenn man sich in den Falten nicht wäscht, da kriegst richtig offene
Stellen. Da fault’s und stinkt’s dann.«
    Ohne einen Gruß rannte die Resi in die andere Richtung davon. Ich
versuchte ebenfalls, mich in Luft aufzulösen.
    Â»Die Resi. Die hat’s nimmer alle«, behauptete Großmutter und griff
nach meinem Zitronenkuchen.
    Â»Wer hat denn den g’macht? Die hat ja g’scheit am Zucker g’spart.«
    Jetzt wurde ich rot. »Das ist meiner«, wisperte ich und hätte am
liebsten den Deckel wieder auf die Dose geknallt.
    Â»So viel Zucker ist eh ung’sund«, fuhr Großmutter ungerührt fort.
»Hast recht. Die sind ohnehin alle viel zu dick. Brauchst doch nur schauen, was
die Resi für Krautstampfer übern Winter kriegt hat.«
    Die Resi drehte sich noch einmal beleidigt um, und auch die
Langsdorferin sah nicht sehr nett in unsere Richtung. Dass Großmutter das mit
dem Flüstern nicht beherrschte. Das war einfach furchtbar.
    Zu meiner größten Zufriedenheit entdeckte ich Max auf unserer
klerikalen Party. Ich winkte ihm sehr damenhaft zu und gab mir Mühe, mich
ziemlich rücksichtslos zu ihm durchzukämpfen.
    Â»Hi«, strahlte ich ihn an. Nur für den Fall, dass seine erste Frage
lautete: Zu dir oder zu mir? Aber Max stellte mir keine Frage, sondern legte
mir den Arm um die Schulter.
    Â»Gibt’s was Neues?«
    Er verdrehte die Augen. »Wenn du mir die heutige Standardfrage
stellen willst: Nein, wir haben ihn noch nicht. Wir wissen weder, wer der
Mörder, noch, wer das Opfer ist.«
    Ah ja. Er war also schon diversen Katholiken in die Arme gelaufen.
Ich betrachtete ihn trotzdem misstrauisch, denn er sah aus, als hätte er vor,
bestimmte ungeklärte Fragen zu lösen.
    Â»Nein, wollte ich gar nicht fragen«, log ich, obwohl es mich
brennend interessierte, wieso er hier war. Es musste einfach dienstlich sein,
er kam nie freiwillig mit, wenn wir uns alle gerade einbrachten. »Ich habe
kalorienarmen Zitronenkuchen gebacken«, erzählte ich und beobachtete
misstrauisch, wie er seine Augen über die Gäste schweifen ließ und mich nicht
weiter beachtete. Ich folgte seinem Blick und erkannte die Stefanie.
    Ha.
    Stefanie Müller. Schon wieder. Und jetzt, wo sie dieses
eintätowierte Arschgeweih hatte, wirkte sie auch um drei Jahre älter. Um es mal
beim Namen zu nennen. Vielleicht war

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