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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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aber auch wirklich nix derspart«, pflichtete
die Langsdorferin bei, und dann fiel ich fast auf Anneliese, weil mich die
Langsdorferin wie ein Bulldozer zur Seite schob.
    Â»Pass halt a bisserl auf«, empfahl sie mir, dann verschwand sie in
der Menge.
    Â»Tschuldigung«, sagte ich mürrisch zu Anneliese. Vielleicht sollte
ich ihr einfach sagen, dass ich rein ermittlungstechnisch jetzt mal mit dem
Rosenmüller plaudern musste und mir den ganzen schleimigen Unsinn nicht anhören
konnte.
    Â»Passt schon«, antwortete Anneliese und seufzte. »Jetzt sind wir
schon im vierten ÜZ . Ich versteh des gar ned.«
    Â» ÜZ ?« Ein Überraschungszwerg? »Was ist
denn das?«
    Â»Ãœbungszyklus«, erklärte Anneliese.
    Max blieb bei der Ernsdorferin stehen und begann eine Unterhaltung.
Sie lächelte ihn freudig an. Ich spitzte die Ohren, aber ich konnte natürlich
gar nichts verstehen. Wahrscheinlich befragte er sie jetzt wegen eines
Abschiedsbriefs. Die Polizei hatte echt nix Besseres zu tun. Oder aber sie dachten
inzwischen tatsächlich ernsthaft an Mord. Scharfrichter gibt ihm’s Busserl,
dachte ich mit Schauder. Vielleicht war es den Ernsdorfers ja wirklich zu viel
geworden. Vielleicht hatte er angefangen, Kot an die Wände zu schmieren. Da
konnte ich mir zum Beispiel sehr gut vorstellen, dass die junge Ernsdorferin
gesagt hatte, jetzt reicht’s, das mach ich nicht mehr mit.
    Â»Ãœbungszyklus«, wiederholte Anneliese, da ich anscheinend seltsam
geguckt hatte.
    Â»Und was übt ihr da?«, fragte ich etwas blöde, weil ich in
Wirklichkeit damit beschäftigt war, Max zu beobachten.
    Â»Mann, Lisa. Fragen stellst du«, antwortete Anneliese
kopfschüttelnd. »Kindermachen.«
    Das Herzeln natürlich. Ich versuchte wirklich, mich auf Anneliese zu
konzentrieren, aber Max wirkte heute so zielstrebig. Er war mich auch ganz
schön zielstrebig losgeworden.
    Anneliese grinste. »Willst nicht auch eines?«
    Von ihrem Mann? Um Gottes willen.
    Â»Der Max, der hat doch bestimmt ernste Absichten.«
    Beim Kindermachen war er wirklich voll bei der Sache. Übungsmäßig
waren wir jedenfalls nicht schlecht – insofern hatten auch wir schon ein paar
Übungszyklen in der Tasche. Aber das Wort »feste Beziehung« hatte von uns noch
keiner in den Mund genommen. Obwohl, sein ständiges »Komm doch mit zu Tante
Vega« war irgendwie schon verdächtig. Und lästig.
    Â»So ernst ist das auch wieder nicht«, sagte ich entsetzt. Also
ehrlich. Ein Kind! Meine Großmutter war viel zu alt, um noch ein Kind
großzuziehen!
    Â»So?« Anneliese runzelte die Stirn. Sie schien gedanklich wieder bei
ihren eigenen ÜZs angelangt zu sein.
    Max ging weiter und kam beim Ernsdorfer »Papa« zum Stehen. Der
Ernsdorfer sah ziemlich schlecht aus. Er bekam rote Flecken im Gesicht und
wirkte ziemlich weinerlich. Na ja. War ja auch schlimm, wenn der eigene Vater
im Wald herumirrte, bloß weil man ihm keine Brille gekauft hatte.
    Â»Die Menge von dem Ejakulat würde ja passen. So vier Milliliter«,
sagte Anneliese nachdenklich. »Aber weißt du, wie viele Spermien manche Männer
in einem Milliliter haben? Einhundertfünfzig Millionen!«
    Mir fehlten die Worte. Als Max sich umdrehte, hatte er noch immer
sein beruhigendes Small-Talk-Lächeln im Gesicht. Er sah sehr entspannt aus, als
hege er keinerlei böse Absichten. Aber ich wusste, dass der Schein trog. So sah
er nämlich aus, wenn er eine Spur hatte und nichts preisgeben wollte.
    Â»Jetzt sollen wir nur alle zwei bis drei Tage herzeln«, sagte
Anneliese düster, »dass mehr Spermien drin sind.«
    Â»Und die Spermiogramme«, fügte sie hinzu, »sag ihm das bloß nicht.
Da sind die Ergebnisse schon da.«
    Nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen wäre ich auf die Idee
gekommen, mich mit ihrem Mann über seine Spermiogramme zu unterhalten. Was
dachte Anneliese überhaupt von mir? Ich unterhielt mich ja nicht einmal mit Max
über seine Spermien.
    Â»Er hat nur neun Millionen«, sagte sie düster.
    Na, das sollte doch reichen, dachte ich nicht minder düster.
    Â»Was ist?«, fragte sie mich etwas ärgerlich. Ich sah anscheinend
schon grün um die Nase aus.
    Â»Na ja. Ich dachte immer, dass ein Spermium reicht«, brachte ich
hervor.
    Â»Ha«, sagte Anneliese böse, »das reicht nicht. Wenn er neun
Millionen gute Spermien

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