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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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es auch nicht eintätowiert. Vielleicht war
es ja nur ein Tattoo, das nach einer Weile ausgebleicht war oder abgewaschen
oder abgeblättert, dachte ich gehässig. Sie hatte sogar einen Badeanzug mit
einem Arschgeweih hinten drauf – und wenn es so weiterging, bald auch auf ihrem
ersten Auto eins auf der Heckscheibe, das sah ganz toll aus.
    Manchmal musste man sich arg beherrschen, um seinen Partner nicht zu
schlagen. Was war an so etwas bitte schön erotisch? Das war hässlich,
abstoßend, und … wenn man älter wurde, dann fing es an zu runzeln, Falten zu
werfen und unförmig zu werden.
    Ha.
    Das gab mir wieder Aufschwung. Mein Hintern würde ganz unbemerkt
runzeln, hängen und Falten werfen. Denn dieses Zeug bekam man bestimmt nicht
mehr rausgelasert. Ein Auto konnte man auf den Schrottplatz fahren, mitsamt dem
Heckscheiben-Arschgeweih, und den Badeanzug in den Mülleimer werfen. Aber die
eigene Haut?
    Meine Laune besserte sich leider nicht entscheidend. Schließlich sah
Max ihr jetzt auf den Hintern und nicht in hundert Jahren.
    Â»Was ist?«, fragte er neben mir.
    Â»Was soll schon sein«, antwortete ich düster. »Ich werde mir
jedenfalls nicht den Hintern tätowieren lassen.«
    Er grinste und tätschelte meinen untätowierten Hintern.
    Â»Was gibt’s da zu grinsen?«, fragte ich böse nach. »Was stimmt an
meinem Hintern nicht?«
    Â»Ich stelle mir nur eben vor, lauter Herzchen auf deiner rechten …«
Ich brachte ihn mit einem schmerzhaften Stoß in die Rippen zum Schweigen. Was
sollte das überhaupt heißen? Lauter Herzchen? Das sprach ja nicht gerade für
die Größe meines Hinterteils, wenn Max meinte, man könnte gleich eine ganze
Reihe von Herzchen darauf tätowieren.
    Â»Aber das Tattoo von der Stefanie, das gefällt dir«, sagte ich
zornig. »Gib’s ruhig zu.«
    Er sah aus, als würde er jetzt lieber nichts zugeben, aber er
grinste noch immer.
    Â»Rein berufliches Interesse«, sagte er schließlich.
    Â»Beruflich? Das nennst du beruflich? Was hat Stefanies Hintern mit
deinem Beruf zu tun?«, hakte ich unerbittlich nach.
    Er schenkte mir ein spöttisches Lächeln.
    Â»Dienstgeheimnis. Wage es ja nicht, Dienstgeheimnis zu sagen.«
    Er sagte gar nichts, wahrscheinlich aus Angst, dass ich etwas
Potenzschädigendes unternehmen könnte. Sein Interesse an jungem knackigem
Gemüse war eine Zumutung. Ehrlich. Man sollte sich so etwas als Frau nicht
bieten lassen. Frauen auf den Hintern zu schauen war überhaupt nicht dienstlich,
höchstens man war Arzt, und die Frau hatte Hämorrhoiden.
    Bevor ich ihm den Ellenbogen unauffällig in die Seite rammen konnte,
zog mich Max plötzlich weiter. Er hatte anscheinend jemanden gesehen, mit dem
er unbedingt in meinem Beisein sprechen wollte. Falls es sich um die Stefanie
handelte, würde ich die nächsten zwei Wochen nicht mit ihm ins Bett gehen,
beschloss ich. Na ja. Oder zumindest nicht vor heute Abend.
    Aber es war gar nicht die Stefanie, sondern die alte Ernsdorferin.
Huhh.
    Â»Zehn Mal am Tag hat er das gefragt«, sagte die Ernsdorferin mit
bitterer Miene. »Zehn Mal am Tag. Dabei hat er die Hadernbuarg selber
herg’schenkt.«
    Max sah mich sehr intergalaktisch an.
    Â»Wer macht denn des, hab ich ihn g’fragt. Da drin schlafen. Ich bin
doch kein Zigang ned.«
    Ich formte mit den Lippen das Wort Zigeuner, aber Max verstand wie
üblich gar nichts. Ich kämpfte schwer damit, nicht zu grinsen.
    Â»Dann hat man’s ihm erklärt, immer wieder. Des hast doch
herg’schenkt, erinnerst dich nimmer? Is doch schon zehn Jahr her. Hast doch
selber g’sagt, des brauch ma nimmer. Und nach zehn Minuten kommt er wieder und
fragt danach.« Sie sah mich an, als würde ich mir das Grinsen verkneifen. »Da
könntst narrisch werden.«
    Ich nickte zwar ernsthaft, aber der Gedanke, dass Max noch immer
darüber nachdachte, wovon die Rede war, brachte mich fast zum Platzen.
    Â»Zehn Mal am Tag, mindestens. Als hättn wir des greißliche Klump je
herg’nommen.«
    Max sah nicht so aus, als würde er irgendetwas verstehen, und seinem
leichten Zupfen an meinem Arm nach wollte er auch dringend weitergehen.
    Â»War das ermittlungstechnisch wichtig?«, fragte ich neugierig nach.
    Â»Hadernbuarg?«, fragte Max stattdessen, als wir ein paar Schritte
weiter waren.
    Â»Lappenburg«, sagte ich

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