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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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besser informiert als
ich. Es war wirklich schlimm.
    Â»Und, wo waren sie?«, bohrte ich nach. Vielleicht bei einer
Dinnerparty vom Loisl, dachte ich gehässig. Für ein Tragl Bier würde der sogar
bezeugen, dass die alte Ernsdorferin bei ihm zu Hause gespeist hatte.
    Â»Bei meiner Schwiegermama«, sagte Anneliese begeistert. »Der
Schwiegerpapa ist doch siebzig g’worden. Und da hat die Schwiegermama gesagt,
da lassen wir uns nicht lumpen, da laden wir sogar die Ernsdorfers ein.«
    Ich starrte sie entgeistert an. Kein Mensch kam auf so eine
abgefahrene Idee, mit der »alten Wetterhexe« Ernsdorferin seine Party zu
bereichern.
    Â»Und da hat sie die ganzen Ernsdorfers eingeladen?«, fragte ich
fassungslos.
    Â»Nein, nur die Alte und den Ernsdorfer Papa und seine Frau. Der
Klaus, der konnte nicht mit, weil der eine andere Einladung hatte.«
    Der hatte sozusagen sein eigenes Alibi.
    Â»Ach. Und der alte Ernsdorfer durfte nicht mit?«, fragte ich düster.
    Â»Freilich nicht. Der ist doch total zwiert«, erklärte sie mir und
machte dabei mit dem Finger am Kopf eine Bewegung, die zeigen sollte, wie stark
er schon verwirrt war. »Den kannst einfach nirgends mehr mit hinnehmen.« Sie
kam etwas näher heran und senkte die Stimme. »Die hatten die Wohnung ja total
verrammelt, dass er nicht wegkann. Und, stell dir vor« – sie sah über ihre
Schulter, ob wir belauscht wurden –, »die hatten sogar ein Babyfon dabei.«
    Ich sah sie vollkommen verständnislos an. »Hat der Klaus schon ein
Kind?«
    Â»Schmarrn. Des hatten die doch nur dabei, damit sie hören, was der
Opa gerade macht.«
    Ich machte wortlos den Mund auf, dann aber wieder zu, ohne dass ich
dazu etwas sagen konnte. Oje. Das hörte sich ja furchtbar an. Allein die
Vorstellung, dass die ganze Geburtstagsgesellschaft jede Regung vom alten
Ernsdorfer mitverfolgt hatte, als Bereicherung der Party gewissermaßen. Das war
aus Datenschutzgründen bestimmt verboten.
    Â»Und die Ernsdorferin hat immer wieder gesagt, mei, gut, dass er
schlaft, sonst müsst jetzt einer heim«, erzählte die Anneliese begeistert.
»Dann hätten sie nämlich alle heimgemusst. Weil die alte Ernsdorferin kann
nicht Auto fahren, und der Ernsdorfer Papa hatte schon vor dem Essen so viel
gesoffen, dass er eine rote Birne hatte. Da hätte dann die Schwiegertochter
heimfahren müssen.«
    Der Ernsdorfer trank. Eigentlich wunderte mich das nicht, bei der
Frau. Und der Mutter.
    Â»Meine Schwiegermama hat gesagt, mei, der Ernsdorfer, eine
Partynudel ist der nicht.«
    Das hätte ich ihr schon vorher sagen können. Mein Hund zerrte schon
wieder Richtung Kuchenbüfett. Das nächste Mal würde ich ihn zu Hause lassen.
Das scheußliche Sofa, das er zu Hause zerlegen konnte, war die Sache wert.
    Â»Und danach war er weg«, schloss Anneliese zufrieden ihren Bericht
ab. »Weg, wie’s Würstl vom Kraut.«
    Â»Dann warst du auch mit dabei?«, fragte ich nach.
    Â»Ja freilich. Oder meinst, ich kann daheimbleiben, wenn die den
Siebzigsten feiern?«
    Natürlich nicht.
    Â»Da müsste ich schon die Speiberei haben«, erklärte Anneliese
sachlich.
    Â»Dann habt ihr also alles live mitgehört?«, fragte ich. Den Mord.
Oder das Abhauen. Oder was auch immer. Anneliese war echt eine dumme Kuh. Das
hätte sie mir doch schon längst alles erzählen können.
    Â»Nein, leider«, seufzte Anneliese. Ihre Stimme klang, als hätte das
den ganzen langweiligen Geburtstag herausgerissen. »Ich hab ständig gehorcht,
aber man hat gar nichts gehört.« Sie sah mich entschuldigend an. »Na ja, hätt
ja sein können, dass man was Interessantes hört. Was den Ernsdorfers total
peinlich ist.«
    Ja, das wäre super gewesen.
    Â»Aber irgendwie muss der Empfang gestört gewesen sein.«
    Wie praktisch, dachte ich mir.
    Wir blieben nicht mehr lange. Das lag aber nicht an Max oder der
Stefanie und auch nicht an Großmutter, sondern ausnahmsweise an meinem Hund. Er
hatte nämlich die Angewohnheit, alles möglichst schnell zu fressen. Das war ein
Relikt aus der grauen Vorzeit, als noch andere Rudelmitglieder einem das
Fressen streitig machten. Da musste man einfach schnell sein, durfte nicht
schwächeln oder genießen, sondern einfach rein mit dem Zeug, bis nichts mehr
ging. Das Problem dabei war nur, dass es ihm dann manchmal zu viel wurde. Und
dann

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