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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hätte. Aber von seinen sind nur sechs Prozent normal.
Der Rest ist tot, Kreisschwimmer oder Blindschleichen.«
    Â»Blindschleichen?«, echote ich verständnislos.
    Â»Na ja, zu langsam eben.«
    Â»Ah«, machte ich nur und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Â»Nur drei Prozent davon sind schnell. Verstehst du, wie soll das
klappen?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Â»Zwei Kinder reichen doch auch«, schlug ich hilfsbereit vor. »Erst
vor Kurzem hatten sie doch alle Brechdurchfall. Stell dir das doch mal vor, bei
drei Kindern. Da rennst du ja nur noch mit dem Eimer.«
    Sie warf mir einen bösen Blick zu.
    Außerdem, aber das wollte ich ihr nicht schon wieder sagen, was
machte sie, wenn das dritte Kind ganz anders aussah als die ersten zwei? Das
war doch bestimmt verdächtig ohne Ende!
    Ich wollte einfach nichts mehr über trockene Scheidenflora hören.
Wieso konnte das keiner verstehen? Sah ich so aus, als würde mich das
interessieren?
    Ich hatte Max wegen der blöden Spermien aus den Augen verloren.
Anneliese sagte nichts mehr, und ich ließ meinen Blick über die
Rosenkranztanten schweifen, in der Hoffnung, Max zu entdecken. War er schon
geflüchtet? Die Ernsdorfers standen zusammen und sahen irrsinnig beunruhigt
aus.
    Plötzlich entdeckte ich ihn. Er stand mit dem Rücken zu mir und
schien sich mit jemandem zu unterhalten, der deutlich kleiner war als er
selbst. Ich ging einen kleinen Schritt nach rechts, um zu sehen, wer es war,
aber ich konnte nichts erkennen. Da trat Max einen Schritt zur Seite und ließ
die Langsdorferin mit dem Gehwagerl durch.
    Stefanie. Er unterhielt sich mit der Stefanie! Ich vergaß sofort die
Blicke der Ernsdorfers.
    Â»Vielleicht«, sagte Anneliese plötzlich, da sie meinen alarmierten
Blick nicht bemerkt hatte, »vielleicht sollte ich es wirklich aufgeben. Denn
was mache ich, wenn es gar nicht klappt? Dann macht sich mein Mann Gedanken,
geht zum Arzt, und der sagt zu ihm, also, die anderen Kinder, die können
unmöglich von Ihnen …«
    Stefanie lachte und fuhr sich mit der Hand durch die wallenden
Haare. Bestimmt blinkerte sie mit den Augen. Das sah man zwar nicht, aber ich
konnte es mir gut vorstellen. Ich fuhr zusammen, als Anneliese mich anstupste.
Leider hatte ich nicht mitgekriegt, was sie als Letztes gesagt hatte.
    Â»Und was tu ich dann?«, fragte Anneliese, mit einem plötzlich
entsetzten Gesichtsausdruck.
    Â»Ja, hm«, fiel mir spontan dazu ein.
    Bevor ich mich in Widersprüche verstricken konnte, blieb
glücklicherweise der Rosenmüller neben uns stehen. Er strahlte uns an und
schüttelte Anneliese begeistert die Hand.
    Â»Schön, dass Sie Zeit gefunden haben zu kommen.«
    Anneliese strahlte auch. Jetzt war meine Chance gekommen! Mein Hals
wurde plötzlich total trocken, und ich ärgerte mich, dass ich mir nicht schon
vorher Fragen überlegt hatte. Ich musste unbedingt auf den Ernsdorfer zu
sprechen kommen.
    Â»Wo es doch gar nicht so einfach ist, in letzter Zeit«, zwang ich
mich zu sagen. »Seit der Ernsdorfer weg ist.«
    Anneliese sah mich erstaunt an.
    Â»Na ja«, verteidigte ich meine Aussage, »ständig muss man ihn
suchen. Oder Rosenkränze beten.«
    Anneliese verdrehte gehörig die Augen. Der Rosenmüller nahm jetzt
meine Hand und tätschelte sie: »Ja, uns hat das alle sehr mitgenommen«,
bestätigte er und lächelte mich voller Güte an. »Und für manche ist es
schwieriger, wieder in den Alltag zu finden, als für andere.«
    Tja, für ihn zum Beispiel. Bestimmt war es irrsinnig schwierig,
wieder in den Alltag zu finden, wenn man jemanden zerstückelt in diversen
Nachbarsmülltonnen entsorgt hatte. Ich sah ihn erwartungsfroh an, aber er bot
mir weiterhin sein pastorales Lächeln. Mir fiel keine Frage mehr ein. Solange
er meine Hand hielt, konnte ich eigentlich nur daran denken, was er vor Kurzem
mit diesen Händen gemacht hatte.
    Â»Ja, der Ernsdorfer«, sagte neben mir eine weinerliche Stimme.
    Der Loisl. Dass der sich auf dem Pfarrfest zeigte – da gab es doch
überhaupt keinen Alkohol.
    Â»Des is so alles ned richtig«, jammerte er neben mir. »Des g’hört
sich ned. Aber …« Er rückte etwas näher an mich heran, und ich wich unauffällig
etwas nach hinten aus, sodass der Loisl, statt mich anzuhauchen, in Richtung
Rosenmüller redete.
    Auch der Rosenmüller sah nicht

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