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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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geboren, und frei soll sie bleiben», schloß die Moretta ernst. «Die Ehe ist Opium für die Liebe.»

    Die alten Frauen gaben keine Ruhe und fanden sich in Abordnung auch beim Bürgermeister ein, um zu sagen, es sei eine Schande für die ganze Gemeinde, und er habe die Pflicht, die öffentliche Moral zu schützen, und was der schönen Dinge mehr sind.
    «Ich selber bin verheiratet», antwortete Peppone, «und ich kann alle trauen, die sich trauen lassen wollen, aber ich kann niemanden zwingen, der nicht heiraten will. So ist heute das Gesetz. Wenn einmal der Papst regiert, dann wird es anders sein.»
    Die Frauen ließen nicht locker. «Wenn Ihr es als Bürgermeister nicht könnt, dann könnt Ihr es als Sektionschef: die Schamlosen sind ja alle beide in Eurer Partei eingeschrieben. Es ist auch für Eure Partei eine Schande.»
    «Ich will’s versuchen», versprach Peppone.
    Er versuchte es tatsächlich.
    «Eher trete ich zu den Christdemokraten über, als daß ich heirate», gab der Smilzo zurück.
    So wurde nicht mehr darüber gesprochen, und die Zeit verging, und der Skandal der beiden Schamlosen ging hinter der Politik unter. Eines schönen Tages aber kam er wieder hoch, und es war eine ganz böse Sache.
    Eine ziemliche Weile hatte man die «Genossin» nicht mehr zu sehen bekommen, als mit einemmal eine Neuigkeit von Mund zu Mund sprang: Die Genossen seien jetzt zu dritt, sagte die Hebamme, denn es sei ein kleines Mädchen zur Welt gekommen, das die beiden Lumpenmenschen gar nicht verdienten, so hübsch sei es.
    Die alten Frauen begannen Sprüche und Schimpfwörter zu dreschen, die «Politischen» zeterten: «Da haben wir die Moral dieser Schweine von Kommunisten!»
    «Wetten, daß diese Gottlosen das Kind nicht einmal taufen lassen?» hieß es auch. Das drang bis zu Peppone vor, der stehenden Fußes zu den beiden nach Hause eilte.

    Don Camillo las in seinem kleinen Studierzimmer, als der Smilzo eintrat.
    «Da wäre etwas zu taufen», sagte der Smilzo.
    «Schönes Etwas!» knurrte Don Camillo.
    «Braucht man neuerdings die Genehmigung von Eurem Minister Andreotti, um Kinder auf die Welt zu bringen?» erkundigte sich der Smilzo.
    «Man braucht nur euer mieses Gewissen», gab Don Camillo zurück. «So oder so, das ist eure Sache. Ich sag’ dir, wenn dein Frauenzimmer von Genossin im Overall aufkreuzt, ohrfeige ich euch alle hinaus! Kommt in zwanzig Minuten vorbei.»
    Die Moretta kam mit dem Bündel im Arm, und bei ihr waren der Smilzo, Peppone und seine fein herausgeputzte Frau.
    Don Camillo trat unter die Kirchentür. «Alles Rote weg!» befahl er, ohne hinauszusehen, ob überhaupt jemand etwas Rotes trug. «Hier ist das Gotteshaus, nicht das Volkshaus.»
    «An Rotem ist hier nichts als der Nebel, der Euch die Birne vollraucht!» erwiderte Peppone finster.
    Sie traten ein. Don Camillo machte den Taufstein bereit lind begann mit der Zeremonie.
    «Name?» murmelte er.
    «Rita Palmira Valeria», sagte die Mutter leise.
    Don Camillo erkannte die kommunistischen Politikernamen sofort und brauste auf: «Sonst noch was?»
    «Rita heißt meine Mutter, Palmira ist seine Mutter, und Valeria war meine Großmutter», protestierte die Moretta.
    «Ihr Pech!» meinte Don Camillo trocken. «Also Emilia, Rosa, Antonietta.»
    Peppone scharrte mit dem Fuß wie ein Pferd. Der Smilzo seufzte und schüttelte leicht den Kopf.
    Nach der Taufe gingen sie ins Pfarrhaus, um die Eintragung ins Taufregister vorzunehmen.
    «Ist es denn bei der neuen Regierung verboten, Palmiro zu heißen?» fragte Peppone bissig. Doch Don Camillo hörte gar nicht zu, sondern bedeutete ihm lediglich, er und seine Frau könnten jetzt gehen.
    Am Tisch blieben der Smilzo und die Moretta mit dem Kind zurück. Don Camillo ging und schloß die Tür.
    «Enzyklika rerarum novium», maulte der Smilzo gelangweilt und schnitt das Gesicht eines Mannes, der sich in sein Schicksal ergibt.
    «Keine Reden», sagte Don Camillo kalt und von oben herab. «Nur eine Bemerkung: Es passiert gar nichts, wenn ihr nicht heiratet, es bricht nichts zusammen. Ihr seid ja bloß zwei Küchenschaben, die versuchen wollen, einen Pfeiler von Sankt Peter zu zernagen. Weder ihr, noch euer Erzeugnis interessiert mich.»
    In diesem Augenblick regte sich etwas in dem Bündel; das erwähnte «Erzeugnis» sperrte die Augen auf und lächelte Don Camillo an. Es war ein so liebliches, frisches, sauberes Gesichtchen, daß Don Camillo nach einem Moment der Fassungslosigkeit das Blut zu Kopfe stieg und

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