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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
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nicht davon angetan, sich in innere Familienangelegenheiten einzumischen, aber sein Pfarrschäflein Grolini bedrängte und beschwor ihn so lange, bis er eines Nachmittags seinen Mut in beide Hände nahm und den Schritt entschlossen zur Drogerie lenkte.
    Es war «tote» Geschäftszeit, gerade richtig, um mit der Drogistin in Ruhe plaudern zu können, und die Giannona biß denn auch gleich den Köder an und schwatzte fröhlich drauflos.
    «Und Alfredo, benimmt er sich immer gut?» fragte Don Camillo so nebenbei wie möglich.
    «Reden wir nicht davon, Hochwürden!» antwortete Giannona, deren Gesicht sich verfinsterte.
    Don Camillo zog das große rotweiße Taschentuch heraus und trocknete sich die Stirn - so pflegte er sich manchmal Mut zu machen.
    «Wenn ich ehrlich sein soll», brummte er dann, «mir scheint, Ihr faßt ihn ein wenig zu hart an.»
    Giannona holte tief Luft und blähte die Brust auf, und wen wundert’s, daß Don Camillo beinahe Angst bekam; denn hatte er auch eine imposante Gestalt und Hände wie Schaufeln, so war doch die Giannona ein solches Trumm Weib, daß sie ihm beinahe auf den Kopf spucken konnte.
    «Ah, so ist das!» keifte sie. «Der Gauner ist ins Pfarrhaus gelaufen, um mich anzuschwärzen!»
    «Er hat Euch nicht angeschwärzt», beteuerte Don Camillo. «Er bedauert nur, daß Ihr ihn so behandelt.»
    Giannona ballte die Fäuste: «Und wie meint Ihr, daß ich ihn behandle?»
    «Nicht gerade gut, wenn es wahr ist, was Euer Mann gesagt hat», antwortete Don Camillo achselzuckend. «Natürlich will ich meine Nase nicht in Eure Privatangelegenheiten stecken ...»
    «Mir scheint, Ihr steckt sie nur zu sehr hinein, Hochwürden!» gab Giannona zurück.
    «Ich tue nur meine Pflicht», stellte Don Camillo fest; er spürte, wie ihm die Ohren heiß wurden. «Wenn ein anständiger unglücklicher Mann den Pfarrer um Hilfe angeht, kann der Pfarrer sich nicht weigern, einzugreifen. Denkt daran, daß ich Euch getraut habe.»
    «Hättet Ihr es nur nie getan!» schrie Giannona ihn an.
    «Die Ehe ist etwas Ernstes, und man sollte es sich recht überlegen, bevor man diesen Schritt unternimmt. Außerdem habt Ihr einen braven Mann geheiratet, und ihm verdankt Ihr auch Eure Position.»
    «Gar nichts verdanke ich ihm! Ich bin es, die den ganzen Karren zieht! Als ich hier hereinkam, war das der verlottertste Laden des ganzen Ortes. Ich habe ihn in die Höhe gebracht, und wenn die Geschäfte heute gut gehen, ist das allein mein Verdienst.»
    «Es ist Euer beider Verdienst, denn auch Euer Mann schuftet von früh bis spät. Aber selbst wenn Ihr den größeren Anteil daran hättet, so gibt Euch das nicht das Recht, den Ärmsten zu mißhandeln.»
    «Den Ärmsten? Ihr habt den Mut, ihn einen <Ärmsten> zu nennen?»
    «Wie anders soll ich einen Ehemann nennen, der von seiner Frau geohrfeigt wird?»
    Giannona hob ihre Herkulesarme zum Himmel: «Erhat die Gemeinheit so weit getrieben, Euch das zu sagen?»
    «Ja - und er hat es auch so weit getrieben, mir die blauen Flecken von Euren Schlägen zu zeigen.»
    «So ein Lügner, so ein elender!» brüllte Giannona. «Dem schlage ich heute noch den Schädel ein!»
    Don Camillo versuchte die Entfesselte zu beschwichtigen, aber sie fiel ihm ins Wort: «Hochwürden, kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten. Ich will nicht, daß meine Familienverhältnisse in der Öffentlichkeit herumgezerrt werden!»
    «Gerade deswegen bin ich gekommen», erklärte Don Camillo. «Die Sache hat einen Punkt erreicht, an dem Euer Mann von einem Tag auf den andern etwas ganz Schlimmes anstellen kann. Dann werdet Ihr sehen, was für ein Skandal dabei herauskommt. Und dann wird es nicht mehr nur der Pfarrer sein, der sich in Euer Privatleben einmischt, sondern ganz Ober- und halb Mittelitalien. Es ist meine Pflicht, Euch das zu sagen, und jetzt habe ich es gesagt. Früh gewarnt ist halb gerettet.»
    Mit dem «gerettet» meinte Don Camillo die Giannona. Alfredo nämlich war ein kleines, mickriges Männchen, das man nicht als «halb gerettet», sondern nur als völlig verloren betrachten konnte.
    Kaum war Don Camillo gegangen, tobte Giannona auf der Suche nach ihrem Gatten durch das Haus. Daß sie ihn nicht fand, steigerte ihre Wut noch.
    Um elf Uhr nachts war sie noch auf, so wach wie nie zuvor. Doch sie wartete umsonst, denn Alfredo hatte alles andere im Sinn als heimzukehren.
    Don Camillo hatte ihm die Szene in der Drogerie Wort für Wort berichtet, und am Ende hatte Alfredo kopfschüttelnd gemeint:
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