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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
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unvorhergesehene Folgen:
    Die Kutscher der drei Leichenwagen waren vom Bock gestiegen und hatten sich, von dem Schauspiel fasziniert, ganz vorne hingestellt. Der Aufschrei der Menge machte die beiden Pferde des ersten Wagens scheu, sie gingen hoch und versetzten damit die Pferde der andern beiden Wagen in Alarm. Der zweite Aufschrei, den die Leute aus Angst vor den scheuenden Pferden ausstießen, gab den Ausschlag: die Tiere brannten durch. An den auseinanderstiebenden Menschen vorbei schossen die drei Wagen davon, zwischen Don Camillo und Peppone hindurch, die gerade noch ausweichen konnten.
    Don Camillo warf seine Bank weg. «Die Toten schämen sich, dem unwürdigen Schauspiel beizuwohnen, das die Lebenden bieten», sagte er. Und auch Peppone ließ fallen, was von seiner Waffe übriggeblieben war.
    Die scheugewordenen Pferde rasten über das Seitensträßchen aufs offene Feld zu; die drei Leichenwagen schwankten und hüpften bedenklich. Da machten sich die Leute auf, um den Toten nachzurennen.
    Und als der Abend kam, galoppierten die Pferde noch immer auf den Dammstraßen umher. Es war schon stockdunkel, als es endlich gelang, sie anzuhalten und ins Dorf zurückzuführen.
    Nun holte jedermann Fackeln, Laternen und dicke Kerzen heraus, und es wurde der großartigste Trauerzug, den man je gesehen hatte.
    Auch Peppones Trupp war dabei - aber alle hatten sie die Mützen aufgesetzt und sich in drei Rotten aufgeteilt, eine hinter der alten Matilde, eine hinter dem Leichenwagen der Frau Mimi und eine hinter dem des Podestà.
    Es war wirklich ein außergewöhnliches Begräbnis, und Don Camillo platzte fast vor Zufriedenheit.
    «Man soll im Leben die Dinge nie ins Tragische ziehen», sagte Peppone zu Don Camillo, als sie aus dem Friedhof traten. «Mit Vernunft kann man sich allemal einigen.»
    «Klar», stimmte Don Camillo zu. «Wozu hat uns der Herrgott einen Verstand gegeben? Um vernünftig zu reden.»

Peppones Schule

    Es dauerte einige Zeit, dann geschah etwas anderes, bei dem sich zeigte, daß das vernünftige Gespräch die Grundlage alles Guten ist, vor allem des friedlichen Zusammenlebens.
    In diesem Fall müssen wir allerdings in Gedanken eine Landkarte studieren, sonst versteht man rein gar nichts.
    Der große Fluß zieht seiner Wege, und natürlich streben ihm von beiden Ufern da und dort Nebenflüsse und Bäche zu. Der Tincone ist eines der Flüßchen, die in den großen Fluß münden, und daher führt die parallel zum Strom verlaufende Straße, die den Ortsteil Pieve mit dem Ortsteil La Rocca verbindet, an einer Stelle über de« Tincone. Sie überquert ihn auf einer wackeren und ziemlich langen Brücke, denn das Flüßchen ist hier, nur zwei bis drei Kilometer oberhalb der Mündung, ordentlich breit. Pieve und La Rocca liegen je fünf Kilometer von der Brücke über den Tincone entfernt, der die Grenze zwischen den beiden Fraktionen bildet.
    Das ist die Geografie der Geschichte, in der es um das öffentliche Unterrichtswesen geht.
    Die Schule, die beiden Ortsteilen zu dienen hatte, stand in La Rocca, und so mußten die armen Schulkinder von Pieve Tag für Tag zweimal zehn Kilometer unter die Füße nehmen, und zehn Kilometer sind auch in der Ebene immerhin zehn Kilometer und noch mehr, denn Kinder haben eine Vorliebe für Abkürzungen, und da die Straße schnurgerade verlief, war jede Abkürzung ein Umweg.
    Jedenfalls sandten die von Pieve eines Tages eine Frauenabordnung ins Gemeindehaus, um dem Bürgermeister Peppone klipp und klar zu sagen, wenn er nicht auch in Pieve ein Schulhaus bauen lasse, würden sie ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken.
    Geld hatte die Gemeinde so viel, daß man es mit der Laterne suchen mußte. Eine neue Schule in Pieve bedeutete genau eine Verdoppelung der Spesen, und so beschloß Peppone, nachdem er mit übermenschlichen Kräften die Mittel für einen Schulhausbau zusammengekratzt hatte, die Schule in La Rocca zu schließen und die neue an der Molinettobrücke zu erstellen, also auf halbem Weg zwischen den beiden Fraktionen.
    Und da erhob sich nun das Problem.
    «Ja», sagten die von La Rocca, «einverstanden mit der Schule an der Brücke - aber auf unserer Seite.»
    «Ja», sagten die von Pieve, «einverstanden mit der Schule an der Brücke - aber auf unserer Seite.»
    Natürlich hatten sie, wenn man es genau nahm, beide unrecht (was auf dasselbe herauskommt, wie wenn sie beide recht gehabt hätten), weil die eigentliche Mitte zwischen Pieve und La Rocca sich weder auf dem
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