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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
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einen, noch auf dem anderen Ufer des Tincone, sondern mitten auf der Brücke befand.
    «Ja, sollen wir denn die Schule mitten auf die Brücke stellen?» rief Peppone nach endlosen Diskussionen mit den Abordnungen beider Fraktionen erbost aus.
    «Der Bürgermeister seid Ihr», bekam er zur Antwort. «Es liegt bei Euch, herauszufinden, wie man die Sache unparteiisch regeln kann.»
    «Um die Sache unparteiisch zu regeln, müßte ich euch alle in die Mitte der Brücke tragen, euch einen Mühlstein um den Hals binden und samt und sonders in den Fluß werfen!» schnauzte Peppone. Womit auch er nicht ganz unrecht hatte.
    «Es geht hier nicht um hundert Meter auf oder ab», belehrte man ihn. «Es ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.» Damit stopften sie ihm den Mund, denn wenn Peppone etwas von sozialer Gerechtigkeit hörte, nahm er innerlich Achtungstellung an, als stünde er vor dem Wunder der Erschaffung des Weltalls.
    Inzwischen spannen sich die üblichen Plänkeleien ab.
    Einige Burschen von La Rocca kamen eines Abends auf die Brücke, zogen in der Mitte mit roter Farbe einen dicken Strich quer über die Straße und sagten, die von Pieve täten gut daran, dieses Zeichen nie zu überschreiten - wegen der heißen Luft, die sie drüben erwarten würde.
    Am folgenden Abend pinselten einige große Bengel von Pieve parallel zur roten Linie eine grüne und erklärten, die von La Rocca sollten sich nur ja hüten, sie zu übertreten.
    Am dritten Abend trafen die beiden Gruppen gleichzeitig auf der Molinettobrücke ein. Einer von La Rocca spuckte über die grüne Linie, und einer von Pieve spuckte über den roten Strich. Nach einer Viertelstunde zappelten drei Burschen im Fluß, und fünf hatten ein Loch im Kopf. Das Dumme war nur, daß von den dreien im Fluß zwei aus Pieve waren und einer aus La Rocca, so daß man, um quitt zu sein, unbedingt noch einen Roccaner in den Tincone schmeißen mußte, während von den fünf Eingebeulten drei aus La Rocca und zwei aus Pieve stammten, was es notwendig machte, einem weiteren pieviner ein Loch in den Kopf zu hauen. Und das alles um der sozialen Gerechtigkeit willen.
    Die blutigen Köpfe und die Brückenstürze nahmen an Zahl von Tag zu Tag zu, und den Halbwüchsigen schlossen sich die älteren Burschen und dann die reifen Männer an.
    Eines Tages kam der Smilzo, der als Beobachter ständig in der Nähe der Brücke herumschlich, atemlos zu Peppone gelaufen und meldete das Unheil: «Eine Frau aus Pieve und eine Frau aus La Rocca haben sich auf der Molinettobrücke verprügelt!»
    Wenn Frauen sich in solche Angelegenheiten einmi-schen, ist der Teufel los; sie sind es nämlich, die den Ehemännern, den Brüdern, den Verlobten, ja, sogar den Söhnen oder Vätern die Flinte in die Hand drücken. Die Frauen sind ein Fluch in der Politik, und leider macht die Politik eben 95 Prozent aller Dinge auf Erden aus.
    Tatsächlich kam es denn auch gleich danach zu den ersten Messerstichen und Gewehrschüssen.
    «Wir müssen sofort eine Entscheidung treffen», sagte Peppone. «Sonst können wir statt einer Schule einen neuen Friedhof anlegen.»
    Abgesehen davon, daß man bei Beerdigungen sehr viel mehr fürs Leben lernt als auf der Schulbank, war die Lage durchaus ernst. Und diesmal war Peppone wirklich auf dem Posten.
    Im großen Fluß lagen seit vielen, vielen Jahren zwei jener alten schwimmenden Mühlen vertäut, die aus einem Paar nebeneinanderliegender Lastkähne mit einem quer daraufgestellten Holzhäuschen bestehen. Pep-pone ließ die beiden Mühlen den Tincone hinauf bis unter den mittleren Brückenbogen schleppen, mit dicken Ketten an den Brückenpfeilern befestigen, und aus den beiden Häuschen machte er eine einzige große Baracke. Ein Steg verband die vier Lastkähne mit dem Ufer von La Rocca, ein zweiter mit dem Ufer von Pieve.
    Und so wurde eines Tages die schwimmende Schule feierlich eingeweiht.
    Es kamen sogar eine Menge Leute (ganz zu schweigen von den Journalisten, die wie ein Falkenschwarm einfielen) aus der Stadt herauf, um die schwimmende Schule zu sehen.
    Der einzige Mißstand ergab sich, als Beletti, der Bengel, der seit sechs Jahren die dritte Klasse wiederholte, eines Tages die Nase voll hatte und den Lehrer Torrini in den Fluß warf.
    Bügermeister Peppone aber geriet nicht aus der Fassung, als er davon hörte.
    «Italien ist ein Mittelmeerland», stellte er gelassen fest. «Die Hauptsache ist, daß man schwimmen kann.»

Die rabiate Giannona

    Don Camillo war ganz und gar
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