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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
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Zwischensaison?»
    «Ja, Exzellenz. Sie haben sie in einer überfluteten Kirche auf der andern Seite des Po gefunden und wollen sie in einer großen Feier mit Barken herüberholen.»
    «Mit Barken?»
    «Ja, Exzellenz, mit Barken. Und er soll die Willkommensrede für die neuen Heiligen und dann die Abschiedsrede für die alten Heiligen halten. So hat es die Bevölkerung beschlossen.»
    «Und er macht mit?» fragte der Bischof und zeigte mit seinem Stöckchen auf Don Candido.
    «Nein, Exzellenz.»
    «Was macht er denn?»
    «Er zieht aus und überläßt die Seelen dieser Piop-piner-Wirr köpfe ihrem Schicksal.»
    «Wenn Ihr Sankt Maurus und Sankt Hippolyt anfaßt, entweihe ich die Kirche!» sagte der alte Bischof und fuchtelte mit dem Stöckchen in der Luft herum. «Was Sankt Virgil und Sankt Venantius angeht ... na schön, sollen sie sie nehmen. Dann hat Pioppina eben vier Schutzheilige. Für so törichte Leute ist es besser, vier Schutzheilige zu haben als bloß zwei. Sag das dem Pfarrer von Pioppina.»
    «Es wird mir eine Verpflichtung sein, Exzellenz», versprach Don Camillo.
    Der alte Bischof entfernte sich. Don Camillo zog Don Candido, der immer noch auf dem Kiesweg kniete, an einer Schulter hoch, ging mit ihm durch die Gartentür hinaus und hob ihn unsanft in den Seitenwagen.

    In Pioppina trafen die beiden Heiligen der Zwischensaison ein. Sie kamen auf der Barke angegondelt, und es war eine großartige Feier.
    Sie wurden herzlich willkommen geheißen, dem Winterheiligen und dem Sommerheiligen vorgestellt und an deren Seite in ihr Amt eingesetzt.
    Auch Don Camillo war zugegen, als einfacher Beobachter. Am folgenden Morgen eilte er in den Bischofspalast, um genau Bericht zu erstatten. Zum Schluß überreichte er dem alten Bischof ein Körbchen voll prachtvoller Tomaten: «Die schickt Euer Exzellenz der junge Bauer, der vor einiger Zeit hier gewesen ist.»
    Der alte Bischof nahm das Körbchen und ging auf die Türe zu. Da stürzte der Sekretär herbei: «Geben Sie nur, Exzellenz!»
    «Vade retro!» befahl der Bischof und setzte ihm das Stöckchen an die Brust. «Das gehört mir, und wehe, wenn jemand es anfaßt!»
    Er schloß sich in seinem kleinen Privatschreibzimmer ein, setzte sich an den Tisch und betrachtete das Tomatenkörbchen lange. Und die ganze Zeit hatte er den blassen, zerlumpten jungen Bauern vor Augen, wie er im Garten gekniet hatte.
    Dann fiel ihm auf, daß die prallen, rotglänzenden Früchte wie lauter Herzen aussahen. Ihm war, als sehe er sie klopfen.
    «Gesegnetes Dörfchen Pioppina», flüsterte er vor sich hin.
    «Du hattest zwei Schutzheilige, jetzt hast du vier. Mehr als vier ... beinahe fünf.»
    In diesem selben Augenblick kniete ein junger Bauer am Rande eines Feldes des entlegensten Pachtgutes von Pioppina und betete: «Herr, gib mir die Gnade, daß ich immer arm bleibe, damit ich stets den Trost meiner Arbeit behalten darf.»
    Dann bekreuzigte er sich, stand auf, nahm den Spaten, der an der letzten Ulme lehnte, und begann umzugraben.
    Über den Damm flog ein Engel und blieb stehen, um Don Candido bei der Arbeit zuzusehen ...
    Laßt mich doch keinen Unsinn schreiben, Brüder! Die Engel fliegen nicht über den Damm.
    Eigentlich müßten sie es ab und zu doch tun. Das meine nicht nur ich, das meint auch der alte Bischof.
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