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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo...
Autoren: Giovannino Guareschi
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«Ich verstehe. Es ist wohl besser, wenn ich mich von zu Hause fernhalte.»
    Don Camillo wollte ihn ermahnen, keine Dummheiten zu begehen und die Sache nicht noch mehr zu komplizieren. Dann aber betrachtete er den kleinen, mageren Kümmerling, dachte an die gewaltige, überlebensgroße, wutentbrannte Giannona und beschränkte sich darauf, zu sagen: «Wie du meinst.»
    Alfredo schlief auf dem Diwan im Wohnzimmer des Pfarrhauses. Besser gesagt: Er versuchte zu schlafen, aber es gelang ihm nicht. Die ganze Nacht hindurch zermarterte er sich das Gehirn nach einem Ausweg. Denn natürlich konnte er eine Nacht von zu Hause fortbleiben; er konnte auch zwei Nächte fortbleiben. Aber dann mußte er wohl oder übel wieder einmal heimgehen. Und dort erwartete ihn Giannona. Eine Giannona, die noch mehr Giannona war als sonst. Eine Giannona, die vor Wut platzte.
    Beim ersten Morgengrauen sprang Alfredo vom Diwan und verließ das Pfarrhaus. Er verließ es durch die Hintertür, zu den Feldern hin, und bahnte sich seinen Weg durch das taunasse Gras. Sein Entschluß war gefaßt. Es war ein tollkühner Entschluß, aber der einzig mögliche.
    Und so sah Peppone, der in der Schmiede gerade Feuer anmachte, mit einemmal Grolini im Tor auftauchen. Das war so eine Überraschung, daß ihm die Sprache wegblieb.
    «Was willst du?» fragte er angriffslustig, als er sicher war, daß kein Gespenst vor ihm stand.
    «Ich muß mit dir reden.»
    peppone trat auf ihn zu. «Auch ich muß mit dir reden», sagte er, als er dicht vor ihm stand. «Und zwar nur ein Wort: »
    Grolini steckte es ohne Wimpernzucken ein. «Peppi-no», flehte er, «mißhandle du mich nicht auch noch!»
    Als Peppone sich als «Peppino» angesprochen hörte, wurde er wütend. «Peppino ist tot!» schrie er Grolini an. «Peppino war dein Freund in der Kindheit, der Freund, der dich immer vor denen beschützt hat, die dich verhauen wollten. Peppino ist an dem Tag gestorben, als du ihn verraten hast, du vermaledeiter Dreckskerl.»
    «Ich habe dich nie verraten», erwiderte demütig der kleine Mann, der in diesem zerknitterten Aufzug noch mickriger und melancholischer aussah als sonst.
    Peppone packte ihn am Jackenaufschlag: «Kamerad, wir haben ein gutes Gedächtnis!»
    Grolini ließ sich durchschütteln, ohne auch nur eine Andeutung von Widerstand zu leisten. «Peppino, sei doch gerecht: Was habe ich dir denn getan?»
    «Hör auf, mich Peppino zu nennen, oder ich knalle dich an die Wand! Von dem Tag an, als du im schwarzen Hemd herumliefst, in Stiefeln und der Mütze mit dem Vogel drauf, hast du mich nicht mehr Peppino genannt. Weißt du noch? Von da an sagtest du zu mir, wenn du unbedingt mit mir sprechen mußtest. Und wenn du konntest, hast du an mir vorbeigesehen, um nicht grüßen zu müssen. Da war ich nicht mehr (Peppino, da war ich ein
    Grolini ließ sich auf eine Kiste sinken. «Peppino, erinnere dich, daß ich dir nie etwas getan habe. Und du weißt auch, daß ich versucht habe, dir zu helfen, als du es nötig hattest.»
    «Diese Rechnung ist bereits beglichen, Kamerad Grolini Alfredo. Im Jahr fünfundvierzig, als wir an die Reihe kamen, da hat Genosse Bottazzi nämlich Order gegeben, dir kein Haar zu krümmen. Aber Verrat bleibt Verrat. Warum bist du zu meinen Feinden gegangen? Was brauchtest du den Faschisten beizutreten? Was wollte ich denn von dir? Daß du ein würdest wie ich? Nein, du Miststück! Ich wollte nur, daß du dich aus der Politik heraushältst, daß du mit der Schweinerei nichts zu tun hast. Ich wollte wenigstens einen Menschen haben, der mich nicht als einen gefährlichen Verbrecher ansieht!»
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf: «Peppino, ich war verzweifelt; ich mußte es tun.»
    «Du mußtest?» brüllte Peppone los. «Du? Ein Mann, der niemanden nötig hatte, um leben zu können? Ein Gewerbetreibender mit einem Geschäft, das damals schon lief wie geschmiert?»
    «Peppino, versuch doch, mich zu verstehen: Ich konnte nicht mehr, ich wußte nicht mehr aus noch ein. Sie hatte schon angefangen, mich schlecht zu behandeln ... Sie hatte schon angefangen, mir Ohrfeigen auszuteilen.»
    Verblüfft starrte ihn Peppone an. «Ohrfeigen? Wer denn?»
    «Die Giannina ...»
    Als Peppone die Giannona «Giannina» nennen hörte, erfaßte ihn ein Lachkrampf.
    «Aber was hat die Giannina damit zu tun?» keuchte er, als er wieder Luft bekam. «Was hat die mit dem Faschismus zu tun?»
    «Eine ganze Menge. Als sie
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