... und dann bist du tot
wahrscheinlich, dass der Täter oder die Täterin an den Ort des eigentlichen Verbrechens zurückgekehrt war oder ihn niemals verlassen hatte: den Ort, an dem die lebensrettenden Geräte in Todesfällen verwandelt worden waren.
»Wir wollen noch einmal alles durchgehen«, sagte Joe zu Lipman und Cohen, während eines ihrer kurzen Treffen in ihrem Büro in der Fabrik am Freitagmorgen. Man hatte ihnen einen mittelgroßen, praktischen Raum auf Hagens Flur zur Verfügung gestellt, in dem zwei Schreibtische, ein Computer, vier Telefone, ein Fax-Gerät und eine Kaffeemaschine standen. »Hagen, Leary, Ashcroft und Schwartz geben alle die gleichen Gründe an, die die Behauptung stützen, es sei praktisch so gut wie unmöglich, dass das Verbrechen hier verübt worden sei.«
»Obwohl jeder von ihnen unser Übeltäter sein könnte«, sagte Sol Cohen. »Was sie uns erzählen, könnte keinen Pfifferling wert sein.« Detective Cohen war siebzehn Jahre älter als Joe, rundlich und kahl, und er und der Lieutenant mochten sich so gern, als seien sie Onkel und Neffe.
»Es muss einer aus der Chefetage sein«, sagte Lipman. »Jemand mit Zugang zum Ort zu einer Zeit, zu der niemand anderes in der Nähe ist, um ihn zu beobachten, und in Übereinstimmung mit dem Sicherheitsdienst bleibt außer den Abteilungschefs keiner bis spät in die Nacht. Und es sind meistens die Männer«, fügte sie hinzu, »obwohl Leary offensichtlich seltener als Schwartz oder Hagen dort herumhängt. Ashcroft sagte mir, dass sie gerne pünktlich nach
Hause gehe, um bei ihrer Familie zu sein, und ihr Assistent hat das bestätigt.«
»Valdez stimmt mit Schwartz überein, dass man nach der endgültigen Versiegelung nicht in einen Schrittmacher ein-greifen könne«, sagte Cohen. »Daher ist es ausgeschlossen, dass es nach der endgültigen Kontrolle passiert ist, ohne dass es bemerkt wurde.«
Joe nickte. »Aber Schwartz behauptet, dass keiner seiner Arbeiter, selbst wenn er geschickt wäre und die Fähigkeit hätte - was er bezweifelt - die Zeit gehabt hätte, sich unbefugt in der Produktionsabteilung zu schaffen zu machen, ohne erwischt zu werden.«
»Schwartz will vielleicht nur seinen Arsch retten«, erinnerte ihn Lipman.
Valdez stürzte ins Büro und warf Papiere auf einen der Schreibtische. Wenn er es mit Sprengstoff zu tun hatte, bewegte sich Valdez so geschmeidig und bedächtig wie eine Katze, aber außerhalb des Jobs bewegte er sich gerne schnell, war oft unüberlegt und sogar ungehalten.
»Hagen ist mit einer Grippe nach Hause gegangen, und er ist der dritte heute Morgen.«
Der ganze Hagen-Industriekomplex wurde seit Mitte der Woche von einer Grippewelle heimgesucht, und Männer und Frauen fielen um wie die Fliegen.
»Lass sein Haus observieren«, sagte Joe zu Cohen. »Aber unauffällig.«
»Natürlich.« Cohen war schon am Telefon.
»Schwartz sieht auch grauenhaft aus«, sagte Valdez.
»Wie weit seid ihr mit den Überprüfungen?«, fragte Joe.
»Es geht langsamer. Er ist müde und außerdem krank.« Valdez hielt inne. »Irgendwie hatte ich gehofft, er würde sich selbst belasten und dadurch allen anderen eine Menge Ärger ersparen.«
»Ich glaube noch immer nicht, dass es Schwartz war.« Lipman schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn alle stundenlang beobachtet. Sein Eifer lässt nie nach. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so konzentriert, engagiert und sorgfältig arbeitet.«
»Vielleicht.« Joe zog ein Blatt Papier aus seiner Aktentasche und las es durch. »... Ein tüchtiger, ganz normaler Mann ... kein Schmuck, keine auffallenden Krawatten und keine ausgefallene Garderobe ... ruhig, höflich, methodisch, pünktlich.«
»Dein Täterprofil?«, fragte Lipman.
Joe schüttelte den Kopf. »James Brussels Profil des verrückten Bombenlegers.«
»Frank Kulak?« Lipman runzelte die Augenbrauen.
»Ein anderer, ein Typ namens Metesky in New York in den frühen Fünfzigern. Er sprengte Radio Music Hall und ein paar andere Theater in die Luft.«
»Und eine Reihe von Bahnhöfen«, fügte Valdez hinzu. »Du hast sein Täterprofil in dem Brandstifterfall benutzt.«
Joe nickte. »Wie unser Freund hier benutzte Metesky genaueste wissenschaftliche Methoden, um Zufallsopfer zu erreichen und durch Vorbereitung zu töten, ohne selbst Hand anzulegen.«
»Leary trägt eine Rolex und zwei Ringe«, sagte Lipman, während sie über das Täterprofil nachdachte.
»Auch Hagen ist extravagant.« Cohen hatte sein Telefonat beendet und beteiligte sich wieder
Weitere Kostenlose Bücher