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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ist.«
    »Also wieder ein großer Fall.«
    »Der größte.«
    »Dann wirst du also ungenießbar sein. Und du glaubst, ich muss mich wegen des Babys um mich kümmern. Wenn ich da bin, wirst du nur Gewissensbisse haben, und das wird dich noch ungenießbarer machen.«
    »Ganz genau.«
    »Und du schwörst, dass du nicht in Gefahr bist?« Jess hob herausfordernd das Kinn, wobei ihre kastanienfarbe-nen Locken ein wenig hin- und hersprangen.
    »Großes Ehrenwort«, sagte Joe, wobei er innerlich zusammenzuckte, weil er diese in Bomben verwandelten Schrittmacher vor Augen hatte.
    »Ich werde Mutter nachher anrufen.«
    »Ich liebe dich, Jess.«
    »Ich weiß.«
    Joe hasste es, sie wegzuschicken, aber im Grunde hasste er eigentlich alles an diesem Fall, weil den Ermittlungen eine ganz eigene Problematik anhaftete. Gott sei Dank sah er die Opfer nicht. Er bekam diesmal nichts von dem unmittelbaren, überwältigenden Schrecken mit, der normalerweise den Hass schürte, der notwendigerweise zu allen Ermittlungen in Mordfällen dazugehörte. Wenn Joe ein Mordopfer sah, ob Männer, Frauen oder manchmal Kinder - besonders Kinder -, aufgeschlitzt oder zerschnitten oder erschossen oder erschlagen oder verbrannt oder weiß Gott in welchem Zustand, erlitt er wie die meisten seiner Kollegen immer die gleichen Qualen in dem Kampf, sich davon zu lösen. In den meisten Mordfällen war es auch nötig, etwas über die Opfer zu erfahren, jedes Detail aufzudecken, alles, was ihnen helfen konnte, den Mörder zu fassen. Aber es hatte sich schnell herausgestellt, dass sie das in dem Schrittmacherfall keineswegs weiterbringen würde. Zwischen dem Opfer in Boston und dem in Chicago bestand nicht der geringste Zusammenhang. Sie waren Zufallsopfer, und ihre einzige Verbindung bestand darin, dass ihre Schrittmacher vom gleichen Hersteller waren. Es gab keinen Grund für Joe, mehr über Jack Long oder Marie Ferguson herauszufinden, als er schon wusste. Sie waren lediglich Opfer, und alles fühlte sich so kalt und leidenschaftslos an. Joe hatte zwar im Laufe der Jahre die Bedeutung der beruflichen Distanz begriffen, aber er wusste dennoch, dass die Wut für ihn bei jedem Fall noch immer ein notwendiges Übel war.
    Er hatte in dieser Woche jede Nacht an dem Profil des Mörders gearbeitet, selten mehr als zwei Stunden geschlafen und vergeblich versucht, seinen Koffeinkonsum zu beschränken, denn er wusste, dass er die Ruhe bewahren musste.
    Seit der Gründung des Nationalen Analysezentrums für Gewaltverbrechen im Jahre 1984 hatte das FBI in seinen Computern eine gewaltige Datenbank von Gewaltverbrechern angelegt. Die Wissenschaftler und Spezialagenten, die in Quantico hauptberuflich an Täterprofilen arbeiteten, waren keine Polizeibeamten, sondern Verhaltensforscher. Ihre Aufgabe war es nicht, den Geist der Verbrecher psychologisch zu analysieren, um zu verstehen, warum sie Verbrechen verübten, sondern das Verbrechen in der Weise zu analysieren, dass es sie zu den Tätern führte. Sie betrachteten Verbrechen als Symptome und untersuchten die Tat in der Weise, dass sie zu einem Tätertypus führte, der solche Symptome an den Tag legen könnte.
    »Ganz vereinfacht dargestellt«, hatte ein Seminarleiter zu Joe gesagt, »ist es so, als ob ein Pathologe einen abgetrennten Fuß präsentiert bekommt, der zur Identifikation nur eine große Blase auf seiner Sohle ausweist. Die Art der Blase deutet auf eine bestimmte Marke von Sportschuhen hin, die zu einem Athleten einer bestimmten Art führt. Die Tatsache, dass sich die Blase über alter Narbenhaut gebildet hat, zeigt, dass der Läufer zu der zwanghaften Art gehören könnte, der Art, die nicht aufgeben will, auch wenn es schmerzt und so weiter. Wir suchen nach Hinweisen, die gewöhnlich viel feiner sind als diese Blase und die uns Einblick in den Geist eines Verbrechers geben könnten.«
    Massenmörder oder Serienkiller kennen selten ihre Opfer und sind häufig erfreut und leiden manchmal, wenn sie den Mord begehen, aber die Verhaltensforscher hatten mithilfe von Interviews mit überführten Serienkillern auch untersucht, wie sie sich nach jedem Mord verhielten. In diesem Fall, in dem es zwei Opfer gab, die Hunderte von Meilen entfernt starben, und in dem die Medien bis zum jetzigen Zeitpunkt schwiegen, war die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass der Schrittmachermörder an den Tatort der Verbrechen hätte zurückkehren können, um sich an seinen Morden zu erfreuen oder sie zu beobachten. Es war jedoch äußerst

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