... und dann bist du tot
sich seine kleinen gefangenen Drachen an, manchmal las er seine Eintragungen, die Aufzeichnungen seiner Arbeit, und manchmal ruhte er sich einfach aus, dachte nach oder schwelgte in Erinnerungen. Die Polizisten würden wahrscheinlich nicht so schnell wiederkommen und sicher vorher anrufen. Meistens hatte er seinen Anrufbeantworter eingeschaltet, wie es sich für einen kranken Mann gehörte. Und selbst wenn der gute Lieutenant allmählich misstrauisch werden sollte - was in absehbarer Zeit sicherlich passieren würde -, war er auf ihn vorbereitet.
Dies war eine neue Phase des Wartens, vielleicht die schlimmste und doch die verlockendste. Warten, bis man ihn fassen würde. Ein neues Spiel mit ihnen spielen. Von Angesicht zu Angesicht.
19. Kapitel
Mittwoch , 20. Januar
L ally und Hugo hatten die Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf Key Largo verbracht, der ersten und größten der Inseln, die aneinander gereiht an der Route 1 lagen, dem großen Overseas Highway' 1 '. Jede Vorstellung, die Lally über Camping, Paddeln und Wandern in einem der Naturschutzgebiete der Everglades gehabt haben mochte, war von Hugo vor und während ihres Fluges nach Miami entschieden abgelehnt worden.
»Wir werden campen und ein Boot mieten. Wir können schwimmen oder schnorcheln oder wandern oder angeln oder tun, wonach dir der Sinn steht«, hatte er im Flugzeug zu ihr gesagt. »Aber in einem Sumpf mit einem Haufen Moskitos und Alligatoren herumzuplanschen, das ist ganz einfach ungesund.«
»Es ist Winter«, sagte . Lally. »Es wird dort nicht viele Moskitos geben.«
»In diesem Klima gibt es immer Moskitos.«
»Im Meer werden auch glitschige Fische sein«, hatte sie ihn verspottet.
»Dann wirst du alleine schwimmen und schnorcheln.«
»Du willst eine kranke Frau alleine schnorcheln lassen?«
»Du hast doch gesagt, du seist gesund wie ein Pferd.«
»Ich bin noch immer etwas schwach.«
»Dann kannst du unter einem Sonnenschirm liegen und exotische Drinks schlürfen.«
»Einen Tag lang«, willigte Lally ein.
»Und wie wäre es mit fünf?« Hugo war nie ein Naturbursche gewesen.
»Einen, und dann gehen wir schnorcheln.«
»Das ist nichts für eine kranke Frau.«
»Und Camping?«
»Das ist okay.« Hugo lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloss die Augen.
»Hugo?«
»Ja?«
»Was hältst du von Fledermäusen?«
Er öffnete seine Augen nicht. »Ich habe gehört, dass sie sich nur auf Frauenhaar stürzen.«
Die Keys sind eine subtropische Inselkette an der südlichsten Spitze Floridas. Sie markieren eine schmale Trennungslinie zwischen dem Atlantischen Ozean im Süden und Osten und dem Golf von Mexiko im Westen. Zahlreiche Legenden von Piraten und gekaperten Schiffen gehören zur Vergangenheit der Inseln, doch trotz der modernen Verbindungen und der unvermeidlichen Fast-Food- und Motelketten entlang der Route 1 haftet den Keys sogar heute noch ein Hauch von Freiheit und Romantik an. Key Largo ist die erste Insel der Floridakeys, und hier beginnt der Overseas Highway, der bis Key West führt. Lally und Hugo hatten ihren Mietwagen, den sie am Flughafen in Miami gemietet hatten, geparkt und in den Geschäften der Stadt alles eingekauft, was sie in ihrer Eile, vor dem Schnee in Neuengland zu fliehen, vergessen hatten einzupacken: Insektenspray,
Sonnenschutzcreme, Filme und Sandalen. Anschließend hatten sie in einem modernen Flotel eingecheckt, das oberhalb der Bucht lag. Erstens wollte Hugo sicher sein, wenigstens für eine Nacht ein bequemes Bett und ein Bad zu haben, und zweitens war es das einzige Hotel mit zwei freien Zimmern, das sie finden konnten.
Sie hatten sich an diesem Abend in einem Restaurant namens Sundowner’s ein gutes Essen gegönnt, Gelbschwanzkorallenbarsche gegessen, sich mit Krebsfleisch voll gestopft und Chardonnay getrunken. Anschließend waren sie noch gemächlichen Schrittes durch die Stadt gebummelt, hatten die Menschen beobachtet und dem Geschnatter der Touristen gelauscht, die aus aller Herren Ländern kamen, ehe sie ins Hotel zurückgekehrt waren. Dort machten sie es sich noch eine Weile mit einem Schlummertrunk auf der Terrasse gemütlich und genossen die friedliche Atmosphäre und die Geräusche und Gerüche des Meeres, die ihre Fantasie anregten.
»Es ist wie im Paradies«, sagte Lally leise.
»Ich kann gar nicht glauben, dass wir wirklich hier sind«, stimmte Hugo zu.
»Es ist so warm und so ...« Lally suchte nach dem richtigen Wort.
»Friedlich«, beendete Hugo den Satz.
»Ja«,
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