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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sie es mit der Angst zu tun. »Was machst du hier, Joe? Weiß Lally, dass du kommen wolltest?«
    Joe zog seinen Anorak aus und warf ihn aufs Sofa. »Toni, zum letzten Mal, sag mir, wo sie sind.«
    »Sie sind in Florida.«
    »Florida?« Das war der letzte Ort, auf den er gekommen wäre. Er stellte sich Matronen vor, die sich in Miami Beach sonnten, und erneutes Entsetzen machte sich breit. Wenn Lally sich einverstanden erklärt hatte, nach Miami zu reisen, musste sie wirklich krank gewesen sein. Doch das war in Anbetracht der Umstände jetzt nicht so wichtig. Er wandte sich wieder Toni zu. »Wo in Florida?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du musst es doch wissen.« Joe starrte sie an.
    »Ich weiß es nicht.« Toni schaute ihn besorgt an. »Joe, ich weiß es nicht, weil Lally es selbst nicht wusste. Sie und Hugo haben sich spontan dazu entschlossen, und alles, was sie mir gesagt hat, ist, dass sie nach Miami fliegen und wahrscheinlich zu den Everglades oder vielleicht auf die Keys fahren würden.«
    »Oh Gott.« Joe erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, dass der Everglades-Nationalpark allein eine Fläche von über fünftausendsechshundert Quadratkilometern umfasste.
    »Joe?« Als Toni Joes Gesichtsausdruck sah, wurde sie von Panik erfasst. »Sag mir, was los ist.«
    »Ich muss Lally finden.« Seine Stimme klang äußerst angespannt. »Und zwar schnell.«
    »Kannst du mir nicht sagen warum?«
    »Nein«, erwiderte er eine Spur freundlicher. »Toni, denk einmal ganz genau nach. Hat sie etwas gesagt, irgendetwas, was das Reiseziel etwas eingrenzen könnte. Wir sprechen über Tausende von Quadratkilometern.«
    Toni schüttelte den Kopf, und dann hellte sich für den Bruchteil einer Sekunde ihr Gesicht auf. »Ich habe gehört, dass sich Hugo im Hintergrund beklagte und sagte, dass er Alligatoren hasse. Lally lachte über ihn, aber du weißt ja, wie gutmütig sie ist. Sie würde ihn niemals zwingen, etwas zu tun, was er wirklich verabscheut. Joe, hat es etwas damit zu tun, dass sie krank war? Es geht ihr wieder gut. Sie ist vollkommen in Ordnung.«
    »Du glaubst also, dass sie geradewegs zu den Keys gefahren sind.«
    Toni starrte ihn an. »Ich weiß es nicht.«
    Joe ließ sich in einen Sessel fallen. Als er das flackernde Lichtsignal auf Lallys Anrufbeantworter sah, stand er wieder auf. Sechs Nachrichten. Nur eine war von ihm. Er drückte auf die Taste und hörte den Anrufbeantworter ab. Zwei Nachrichten waren von Müttern von Schülern, die wissen wollten, wann Lallys Unterricht wieder begann. Drei waren von einem Mann namens Chris, der wissen wollte, wo Lally war. Sein Ton war herzlich, aber bei der letzten Nachricht klang seine Ungeduld durch.
    »Wer ist Chris?«, fragte Joe Toni.
    »Chris Webber. Seine Tochter ist eine von Lallys begabtesten Schülerinnen.«
    »Es hörte sich nicht so an, als rufe er als Vater an.«
    Toni zögerte einen Augenblick. »Ich glaube, er hat Interesse an Lally.«
    »Und hat sie Interesse an ihm?«
    »Ja und nein.«
    »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet gar nichts.«
    Joe war für diese Art von Spielchen nicht in der richtigen Stimmung. »Treffen sie sich?«
    »Nein.« Toni hasste es, hinter Lallys Rücken über sie zu sprechen. »Zwischen ihnen war nichts.«
    »Denn er ist verheiratet, nicht wahr?« Joe spürte, dass Wut in ihm aufstieg, aber er unterdrückte sie. Sorgen wie diese gehörten zur Normalität, zu einem Leben, in dem seine Schwester nicht mit einer Zeitbombe in der Brust herumlief.
    »Ist Lally irgendwie in Gefahr, Joe?« Tonis Angst wurde immer größer. »Das musst du mir wenigstens sagen. Ich weiß ja gar nicht, was hier vor sich geht.«
    Joe dachte angestrengt nach. »Wo kann ich diesen Webber finden?«
    »Er wohnt kurz hinter Stockbridge an der 102. Straße.«
    »Wo arbeitet er?«
    »Er ist Künstler und arbeitet zu Hause. Joe, es ist nicht so, wie du denkst. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Chris’ Frau ist...«
    »Ihre Beziehung interessiert mich nicht, Toni«, unterbrach Joe sie. »Lally muss ihm doch etwas über den Urlaub gesagt haben.«
    »Aber du hast es doch gehört. Er wusste noch nicht einmal, dass sie weggefahren sind.«
    »Sie könnte doch eine Bemerkung gemacht haben.« Joe war schon wieder auf den Beinen und griff nach seinem Anorak. »Hast du seine Adresse?«
    Auch Toni war aufgestanden und hatte schon das Telefonbuch in der Hand. Sie riss eine Ecke vom Berkshire Eagle ab, schrieb Adresse und Telefonnummer auf und gab ihm den Zettel.

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