... und dann bist du tot
helfen.«
»Das können Sie nicht.« Joe stand auf. »Ich muss gehen.« Auch Chris stand auf. »Das können Sie nicht machen.«
»Wollen Sie mich aufhalten?«
»Tragen Sie eine Waffe bei sich?«
»Nein.«
»Dann werde ich sicher versuchen, Sie aufzuhalten, wenn ich muss.«
Joe schaute dem Mann noch einmal in die Augen. Er wusste lediglich, dass er verheiratet war, eine Tochter hatte, sich in Lally verliebt hatte und seine Frau krank war. Eigentlich hätte er ihn verachten müssen, und zu einem anderen Zeitpunkt hätte er ihm sicher eine Faust ins Gesicht geschlagen. Aber nach all dem, was geschehen war, stellte er jetzt fest, dass er Webber vertraute. Vielleicht war das verrückt, aber es war wieder ein Gefühl aus dem Bauch, und er würde danach handeln.
»Okay«, sagte Joe und setzte sich wieder hin.
»Gott sei Dank.«
Chris goss ihnen frischen Kaffee ein und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
»Wenn eine Art amtlicher Geheimhaltung erforderlich ist, werde ich ein Schriftstück - oder was auch immer Sie benötigen - unterschreiben. Sagen Sie mir nur, was hier vor sich geht.«
Joe erzählte es ihm. Als er ihm alles gesagt hatte, sah er die Wut in Webbers Augen, und da wusste er, dass es richtig gewesen war, sich ihm anzuvertrauen. Chris Webber hatte genau wie er große Angst um Lally.
»Was kann ich tun?« Chris’ Stimme war unsicher, aber entschlossen.
»Warten Sie, bis ich gegangen bin, und rufen Sie dann diese Nummer an.« Joe nahm einen Kugelschreiber und ein Notizheft aus seiner Brusttasche und riss ein Blatt heraus. »Detective Cohen ist der Mann, mit dem ich soeben gesprochen habe. Er ist in Ordnung, aber ich will nicht, dass er gefeuert wird. Keiner kann erwarten, dass er mich nach Chicago zurückholt, wenn er nicht persönlich mit mir sprechen kann.«
»Was soll ich ihm sagen?«
»Dass ich mich Ihnen anvertraut habe - Gott stehe uns bei - und dass er Sie über alle Entwicklungen in Chicago genauestens informieren soll.«
»Und inzwischen?«
»Ich werde Dr. Sheldon suchen, und ich denke daran, in Ashs Büro einzubrechen.« Joe stand wieder auf. »Informieren Sie sich, wie schnell ich in Miami sein kann.« Er schaute auf das Telefon und notierte sich die Nummer. »Ich bleibe mit Ihnen in Verbindung.«
Chris wartete, bis die Haustür ins Schloss fiel. Dann verließ er das Haus und ging auf den Hinterhof zu den Hundezwingern. Die Hunde bellten, doch er achtete nicht darauf. Der Schnee war sogar auf dem Weg einen halben Meter hoch aufgetürmt, und er trug nur Turnschuhe, aber er nahm weder Kälte noch Nässe zur Kenntnis. Er dachte an Lally, an ihre Schönheit, ihre Liebenswürdigkeit und ihren Mut. Er träumte von dem Zauber, der so heftig zwischen ihnen aufgeflackert war, und bedauerte, dass sie sich wegen Andrea und Katy ihre Gefühle nicht zeigen konnten. Dann musste er an Lucas Ash und den kleinen Schrittmacher denken, der eigentlich Lallys Leben retten sollte. Auch die anderen Menschen erregten sein Mitleid, die alle ein normales Leben führten und Hoffnungen und Träume hatten und die von einem Verrückten mittels einer Bombe ins Jenseits befördert worden waren.
Chris spürte eine feuchte Nase an seiner linken Hand und schaute hinunter. Jade, die Hündin, mit der Lally gespielt hatte, als sie vor zwei Wochen ins Haus gekommen war, rieb freundlich ihre Nase an seiner Hand. Erst jetzt bemerkte Chris, dass Tränen über seine Wangen rannen und der Hund versuchte, ihn zu trösten.
»Alles in Ordnung, Jade.«
Die Sonne ging schon langsam unter, aber sie war noch zu sehen, und die schwer beladenen Zweige der Tannen schimmerten rosa. In Südflorida was es sicher warm, und irgendwo bereitete sich Lally auf einen glühenden Sonnenuntergang vor und dachte zufrieden an die Zukunft, eine Zukunft, die vielleicht niemals kommen würde, wenn es nicht gelang, sie zu finden.
Chris blieb noch einen Moment stehen und ging dann zurück ins Haus, um Cohen anzurufen.
Joe rief Chris um sechs Uhr an.
»Haben Sie etwas?«
»Cohen möchte, dass Sie ihn anrufen.«
»Gibt es etwas Neues?«
»Hatten Sie kein Glück mit Ash?«
»Sein Büro ist in einem Hochsicherheitsgebäude. Es gibt keine Möglichkeit, unbemerkt da hineinzugelangen. Wir müssen warten, bis er sich von Hawaii aus mit uns in Verbindung setzt. Haben Sie einen Flug für mich gefunden?«
»Für uns.«
»Das kommt überhaupt nicht infrage.«
»Sie können mich nicht aufhalten.«
Joe überlegte eine Sekunde. »Haben Sie einen anständigen
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