Und dann der Tod
das Zimmer.
Sie wurde vom Schmerz überwältigt.
Emily tot.
Ob das stimmte? Dieser Sadist genoß es, ihr weh zu tun, und sie war sich sicher, daß er schon bei anderen Dingen gelogen hatte. Warum sollte sie glauben, was er über Emily sagte?
Aber es konnte die Wahrheit sein. Emily konnte tot sein.
Sie liegt in einer Schublade in der Leichenhalle.
Das schreckliche Bild verursachte ihr einen Schmerz wie ein Messer in ihren Eingeweiden.
Es war nicht die Wahrheit. Er hatte ihr einfach nur weh tun wollen.
Emily konnte noch leben.
Als sie die Fäuste ballte, bohrten sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen.
Vier Stockwerke tiefer. Im Keller. Sie liegt in einer Schublade in unserer Leichenhalle.
»Stimmt das?« fragte Kaldak, als er Esteban die Kopfwunden auswusch. »Ist die Corelli hier?«
Esteban ignorierte die Frage. »Ich will, daß diese Schlampe Grady stirbt. Ich bin fertig mit ihr. Zum Teufel mit Habin.«
»Wie Sie wollen.«
»Jetzt gleich.«
Kaldak nickte. »Aber nicht hier. Es darf nicht direkt mit Ihnen in Verbindung gebracht werden. Einige der Beschäftigten im Krankenhaus sind nicht Ihre Leute, und der Krankenpfleger hat uns aus ihrem Zimmer kommen sehen.«
Estebans Kopf dröhnte vor Schmerz und Wut … und Demütigung. Er fühlte sich so hilflos wie als kleiner Junge, bevor er entdeckt hatte, wie einfach man sein Leben ändern konnte.
»Ich möchte, daß sie langsam stirbt, und ich möchte es mitansehen. Ich will es selbst tun.«
»Dann sollten wir besser noch warten. Es sei denn, Sie können es einrichten, San Andreas zu verlassen.«
»Das dauert mindestens noch einen Tag. Ich hatte erwartet, viel schneller losschlagen zu können, aber die Tests laufen noch.
Zu viele Leute sind zu unterschiedlichen Zeiten gestorben. Da scheint irgend etwas noch nicht zu stimmen.«
Kaldak warf die Kleidung ins Waschbecken. »Dann lassen Sie uns das mit der Grady jetzt sofort erledigen, damit Sie sich dann mit den wichtigeren Dingen beschäftigen können.
Wahrscheinlich spielt es keine Rolle, ob irgend jemand Verdacht schöpft. Ich wollte nur vorsichtig sein.«
Es spielte doch eine Rolle, erkannte Esteban frustriert. Er konnte es sich nicht leisten, daß ihm Ermittlungen in die Quere kamen.
Sein Zögern verschwand bei Kaldaks nächsten Worten.
»Wenn Sie wollen, daß ich mich darum kümmere, sagen Sie mir einfach, wie Sie es erledigt haben wollen. Ich kenne viele Methoden. Es muß nicht schnell gehen.«
Er wollte es auch, dachte Esteban. »Schaffen Sie sie weg von hier. Lassen Sie sie verschwinden.«
Kaldak nickte.
»Aber ich möchte jede Einzelheit wissen, und ich will, daß sie möglichst lange leidet.«
»Oh, das wird sie.« Kaldak lächelte. »Ich verspreche es Ihnen.«
Kapitel 4
Während des restlichen Abends kümmerte sich niemand mehr um Bess. Es war die reine Folter, gefesselt dazuliegen, hilflos den Worten von Esteban ausgeliefert, die ihr im Kopf herumgeisterten.
Aber sie war nicht hilflos. Sie lebte und war fähig nachzudenken. Es mußte etwas geben, was sie tun konnte. Wenn sie ihn überreden könnte, die Fesseln zu lösen, würde sie eine Waffe finden, und wenn es wieder eine Bettpfanne wäre.
Unmöglich. Er würde sie nie freilassen. Warum sollte er, wenn ihr Tod doch schon ausgemachte Sache war. Er ließ sich einfach Zeit, sie leiden zu lassen …
Die Tür öffnete sich. Ein Mann stand im Türrahmen, eine riesige, dunkle Gestalt, die sich gegen die hellen Flurlampen abhob. Er trug eine Leinentasche. Es war nicht Esteban. Auch nicht der Krankenpfleger. Sie konnte sein Gesicht zwar nicht erkennen, aber sie wußte trotzdem, wer es war.
Kaldak.
Er schloß die Tür und kam auf sie zu. Er kam nahe genug heran, daß sie sein Gesicht ausmachen konnte, und es wirkte kein bißchen vertrauenserweckender als beim ersten Mal, als sie es in Tenajo gesehen hatte. Warum war es so erschreckend? Es war schließlich nur aus Fleisch und Blut wie jedes andere auch.
Vielleicht, weil es so hart wie Granit aussah?
Was immer es auch sein mochte, sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, und je länger sie ihn ansah, desto mehr Angst verspürte sie.
»Wissen Sie, warum ich hier bin?«
»Ich kann es nur raten.« Sie bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen. »Esteban hat Sie hierhergeschickt, damit Sie seine Drecksarbeit erledigen.«
»Esteban hat mich hergeschickt, damit ich Sie töte.«
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber er hielt seine Hand davor.
»Ich habe nicht
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