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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wissen.« Sie ging zu den Türen.
    »Warten Sie.« Er schob sie beiseite und ging vor ihr hinein.
    Ein schlaksiger Wärter im weißen Mantel sprang hinter seinem Pult auf. »Wer sind sie? Hier darf niemand –«
    »Klappe halten«, befahl Kaldak. »Legen Sie sich auf den Boden.«
    »Es ist nicht –«
    Kaldak versetzte ihm einen Handkantenschlag an den Hals, und der Wärter ging zu Boden.
    »Kommen Sie«, sagte Kaldak und führte sie zu der Tür direkt neben dem Pult. »Lassen Sie uns das hinter uns bringen und verschwinden.«
    Sie folgte ihm in einen Raum, dessen Einrichtung aus Edelstahl und Schränken mit Glasfronten bestand, hinter denen Instrumente lagen. Ein Autopsieraum. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter.
    »Keine Leichen«, sagte Kaldak. »Können wir jetzt gehen?«
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. »Er sagte …
    sie läge in einer Schublade.« Sie ging langsam zur weißen Eisentür am anderen Ende des Raums.
    Kaldak war vor ihr da. Er stieß die Tür auf.
    Zwei Tiefkühlschubladen in der gegenüberliegenden Wand.
    Sie holte tief Luft.
    »Nur zwei. Gut. Zumindest spart das Zeit.« Kaldak stand neben der linken Schublade. »Ich glaube, Sie sollten wissen, daß Esteban heute morgen einen Autopsiebericht erhalten hat.«
    Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. »Sie haben gesagt, Sie wüßten nicht, ob –«
    »Ich weiß nicht, wovon der Bericht handelte. Ich stelle Esteban keine Fragen.« Sein Gesicht war ausdruckslos. »Haben Sie jemals eine Leiche nach der Autopsie gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist kein erfreulicher Anblick. Ich möchte nicht, daß Sie umfallen und mich zwingen, Sie hier hinauszutragen.«
    Aber nein, das hieße ja, seine Pläne durcheinanderzubringen.
    Er streckte die Hand nach dem Schubladengriff aus. »Ich werde für Sie nachsehen.«
    Sie hielt ihn auf. »Ich traue Ihnen nicht.«
    Er zuckte die Achseln und trat einen Schritt zurück.
    »Bedienen Sie sich.«
    Sie holte noch einmal tief Luft und langte nach dem Griff. Die Schublade ließ sich ganz leicht öffnen.
    Leer.
    Sie empfand große Erleichterung. Sie schloß die Schublade und ging zur nächsten.
    Lieber Gott, laß diese auch leer sein, betete sie voller Verzweiflung. Sie konnte Kaldaks Blick spüren, als sie die Hand nach dem Griff ausstreckte.
    Laß es eine Lüge sein.
    Bitte …
    Die Schublade ließ sich ebenso leicht öffnen.
    Aber sie war nicht leer.
    Ihr Magen drehte sich um, als sie von der Schublade weg stürzte. Sie schaffte es kaum bis zum Waschbecken im Nebenraum, bevor sie sich übergab.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß es kein schöner Anblick sein würde.« Kaldak stand neben ihr und hielt sie mit einer Hand an der Hüfte fest. »Hätten Sie auf mich gehört, hätten Sie nicht –«
    »Halten Sie den Mund.«
    »Ihre Schwester?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Rico.«
    »Der Fremdenführer.«
    »Ich habe ihn in die nächste Stadt geschickt, um die Gesundheitsbehörden zu verständigen. Als die Lastwagen kamen, dachte ich zuerst, er sei dort angekommen … Ich habe nicht im Traum daran gedacht, daß ihm irgend etwas zustoßen könnte. Er war nicht krank, als er Tenajo verließ.«
    Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um. »Was ist mit ihm passiert? Haben Sie –«
    »Ich habe ihn nicht angefaßt. Ich habe nicht einmal gewußt, daß er geschnappt wurde.«
    »Er war nicht krank«, sagte sie grimmig. »Kein bißchen mehr als ich.«
    »Es ist zwei Tage her. Wenn er krank wurde, nachdem er Tenajo verlassen hatte, könnte er innerhalb von sechs Stunden gestorben sein.«
    »So schnell?« flüsterte sie.
    »Noch schneller, falls er nicht gesund und kräftig war.«
    Er war kräftig gewesen. Jung und kräftig und voller Leben. Sie erschauerte bei dem Gedanken an den Rico, den sie in der Schublade gesehen hatte. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glaube.«
    »Es ist mir egal, ob Sie das tun oder nicht«, sagte er gepreßt.
    »Aber er ist wahrscheinlich an der Seuche gestorben. Sonst hätte es keinen Grund gegeben, eine Autopsie durchzuführen.« Er wandte sich ab. »Waschen Sie sich das Gesicht. Ich möchte, daß Sie normal aussehen, wenn wir durch das Tor fahren.«
    Ohne nachzudenken, drehte sie den Wasserhahn auf und klatschte sich Wasser ins Gesicht.
    »Halten Sie mir die Tür auf.« Kaldak zerrte den Wachposten von draußen durch den Autopsieraum.
    »Was machen Sie da?«
    »Er soll nicht sofort gefunden werden.« Kaldak schob die Tür mit seiner Schulter auf und zog den Wachposten zu den

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