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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Tiefkühlschubladen.
    »Ist er tot?«
    Kaldak nickte.
    »Mußten Sie ihn denn unbedingt töten?«
    »Nein, aber es war sicherer so.« Er zog die leere Schublade auf, beförderte den Wachposten hinein und knallte sie wieder zu. »Tote Männer können einem nicht in die Quere kommen.«
    Kalt, ruhig, ohne Gefühlsregung. »Und was ist mit dem Leichenhallenwärter?«
    »Er lebt noch. Ich habe ihn gefesselt und in den Besenschrank am Ende des Flurs gepackt.«
    »Warum haben Sie ihn nicht auch getötet?«
    Er hob die Schultern. »Er ist nur ein verängstigtes Kaninchen.
    Keine Gefahr.« Er nahm ein Handtuch, das neben dem Waschbecken hing. »Halten Sie still.«
    »Was machen –« Er rieb ihre linke Wange mit dem Handtuch.
    Sie schlug seine Hand weg und trat einen Schritt zurück. »Hören Sie auf damit.«
    Er hielt ihr das Handtuch hin. »Reiben Sie sich auch die andere Wange. Sie brauchen Farbe. Sie sind zu blaß.«
    Und alles mußte normal aussehen, alles mußte glattgehen.
    Bloß nicht an die Leiche denken, die in der Schublade verstaut war. Bloß nicht an Rico denken, dessen Leben ausgelöscht war.
    »Machen Sie schon. Wir müssen hier raus. Ich habe Ihre Josie im Jeep gelassen, und es kann sein, daß sie aufwacht und zu schreien anfängt.«
    Josie. Ja, sie mußte an Josie denken.
    Sie rubbelte sich die rechte Wange mit dem Handtuch, dann warf sie es auf die Arbeitsfläche.
    Er nahm es und hängte es ordentlich an den Haken. »Kommen Sie.«
    Innerhalb weniger Minuten waren sie in den Jeep gestiegen und erreichten den Wachposten an dem hohen Zaun, der das Krankenhaus umgab.
    »Geben Sie keinen Laut von sich.« Kaldak beugte sich vor, so daß das Licht genau auf sein Gesicht fiel, als der Posten aus dem Wachhäuschen trat. »Machen Sie das Tor auf.«
    Der Wachmann zögerte.
    »Worauf warten Sie? Sie kennen mich«, sagte Kaldak.
    »Öffnen Sie das Tor.«
    Der Wachposten schaute mit Unbehagen an ihm vorbei zu Bess und zu der Leinentasche neben ihren Füßen. »Ich habe keine Anweisung, eine Frau passieren zu lassen.«
    »Die erteile ich Ihnen hiermit. Öffnen Sie das Tor.« Er lächelte. »Oder besser noch, lassen Sie uns Esteban anrufen.
    Natürlich wird es ihn ziemlich wütend machen, wenn er jetzt geweckt wird. Fast so wütend, wie diese Verzögerung mich macht.«
    Der Mann beeilte sich jetzt, den Hebel zu betätigen, um das Tor zu öffnen.
    Kaldak drückte das Gaspedal durch, und der Jeep schoß los.
    Das Tor schloß sich hinter ihnen.
    »Ob er Esteban anruft?« fragte Bess und bückte sich nach der Leinentasche. Sie öffnete den Reißverschluß und hob Josie heraus. Sie schlief immer noch fest.
    »Möglich.« Er gab noch mehr Gas. »Esteban würde sich allerdings nicht darüber wundern, daß ich Sie von hier wegbringe. Er wollte eine saubere Lösung. Aber sobald sie feststellen, daß das Kind weg ist und der Wachmann in der Leichenhalle liegt, fliegt alles auf.«
    Sie bekam eine Gänsehaut. Bei ihrer Flucht war sehr wenig sauber, glatt und ordentlich abgelaufen. Und sie war so verrückt, sich in die Hände eines Mörders zu begeben. »Wohin fahren wir?«
    Er warf ihr einen Blick zu und bleckte die Zähne zu einem Lächeln. »Angst? Gut so. Sitzen Sie ruhig da und denken Sie darüber nach. Im Moment kann ich mir niemanden vorstellen, dem ich den Hals lieber umdrehen würde als Ihnen. Ich mußte den Wachmann töten, weil Sie unbedingt das verdammte Kind wollten, stimmt’s?«
    »Ja, das stimmt.« Aus irgendeinem Grund nahm ihr seine Wut etwas von ihrer Angst. Nachdem sie miterlebt hatte, mit welch kalter Präzision er den Wachmann getötet hatte, bezweifelte sie, daß Drohungen zu seinem Arbeitsstil gehörten. Hätte er wirklich vor, sie zu töten, würde er es einfach tun. Sie faßte Hoffnung.
    »Wo fahren wir hin?« wiederholte sie.
    »Weg von San Andreas. Und jetzt schlafen Sie. Ich werde Sie wecken, wenn wir da sind.«
    »Sie glauben, ich vertraue Ihnen genug, um schlafen zu können? Sie haben doch eben gesagt, Sie wollen mir das Genick brechen.«
    »Es war nur so ein Gedanke. Und Sie sind doch zu dem Schluß gekommen, daß ich es nicht so gemeint habe, stimmt’s?«
    Er durchschaute sie zu gut. Sein Scharfsinn war ihr noch unangenehmer als seine Brutalität. »Ich glaube, Sie sind zu allem fähig.«
    »Da haben Sie recht. Also halten Sie den Mund und provozieren Sie mich nicht.«
    »Warum haben Sie mir geholfen, diesen Ort zu verlassen?«
    Seine Hände umklammerten das Steuer. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag.

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