Und dann der Tod
Dies ist eine Kirche.«
»Der Priester ist tot, oder?«
»Ja. Und deshalb darf man aus der Kirche stehlen?«
»Haben Sie ihn gefunden?«
Sie nickte.
»Wo?«
Sie wies auf die Stelle. »Gleich neben der Sammelbüchse.«
»Welche Sammelbüchse?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Sie lag neben dem Priester.
Rico hat die Büchse weggetreten.«
Er ließ seinen Blick schweifen, bis er an der zweiten Kirchenbank hängenblieb. Sie sah fassungslos zu, wie er hinüberging, die Sammelbüchse unter der Kirchenbank hervorzog und den Deckel anhob.
»Volltreffer«, sagte er leise.
Sie trat näher und blickte hinunter auf jede Menge dunkelvioletter und fliederfarbener Zwanzig-Peso-Scheine.
»Sie haben gefunden, was Sie suchten«, sagte sie kühl.
»Können wir jetzt gehen?«
Er öffnete den metallenen Aktenkoffer. »Gehen Sie ein Stück zur Seite.« Sie trat einen Schritt zurück und sah zu, wie er den Inhalt der Sammelbüchse in den Aktenkoffer leerte. Sein Gesichtsausdruck war jetzt nicht mehr gleichgültig, sondern von primitiver Genugtuung erfüllt. Es mußte sich bei dem Geldbetrag in der Sammelbüchse um eine große Summe handeln, wenn ein Mann wie Kaldak beeindruckt war.
»Gehen wir.« Er nahm den Aktenkoffer und verließ die Kirche.
Sie folgte ihm. »Warum wollen Sie dieses Geld haben?«
»Das erspart es mir, nach San Andreas zurückzufahren und dabei zu riskieren, daß man mich umlegt.«
»So viel Geld ist es auch wieder nicht. Zum Leben wird es kaum reichen.«
Er antwortete nicht. »Steigen Sie in den Jeep. Ich mache noch mal schnell die Runde und bin gleich wieder bei Ihnen. Wir müssen von hier verschwinden. Wir sind schon länger hier, als mir lieb ist.«
Sie rührte sich nicht. »Wohin fahren wir?«
»In die Berge. Esteban hat hier überall seine Kundschafter.
Wir werden garantiert gesehen. Wir müssen aus dem Ort raus.«
»Ich gehe nirgendwohin, bevor Sie mir nicht sagen, was hier los ist.«
»Ich weiß nicht, wieviel ich Ihnen erzählen kann.«
»Bisher haben Sie mir nichts erzählt.«
»Ich habe Ihnen sicherlich schon mehr erzählt, als gut ist.«
»Zu meinem Besten?«
»Nein, zu meinem.«
»Natürlich. Warum sollte ich etwas anderes annehmen.«
»Das sollten Sie auch nicht. Ich habe schon mehr für Sie getan, als ich eigentlich sollte. Ich bin ein Idiot. Ich hätte anders mit der Situation umgehen müssen.« Er machte sich auf zum Kaufladen. »Jetzt geht es nur noch um Schadensbegrenzung.«
»Und das Geld bedeutet Schadensbegrenzung?«
»Steigen Sie in den Jeep.«
Es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Schadensbegrenzung konnte bedeuten, daß er versuchen würde, mit Esteban ins reine zu kommen, indem er Josie und sie tötete. Warum sollte sie ihm vertrauen? Er war ein eiskalter Mörder.
Aber wem sonst konnte sie vertrauen?
Sich selbst. Nur sich selbst. Jede andere Entscheidung konnte tödlich sein.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging über den Dorfplatz.
»Ich muß noch mal mit Josie ins Haus und Essen und Windeln für sie einpacken. Sie können uns da abholen.«
Sie spürte seinen Blick, aber sie widerstand der Versuchung zurückzuschauen.
Das hätte verdächtig nach Flucht ausgesehen.
Sie war weg.
Mist.
Kaldak rannte aus dem Haus und sprang in den Jeep; es waren gerade zehn Minuten vergangen; sie war zu Fuß und hatte das Baby bei sich. Es dürfte nicht so schwer sein, sie aufzuspüren.
Verdammt, die Situation war schon schwierig genug; er wollte sie nicht auch noch schreiend und um sich schlagend hinter sich herzerren müssen.
Aber wenn es nicht anders ging, dann mußte es halt so sein. Er konnte sie auf keinen Fall entkommen lassen.
Kaldak und die Frau waren in den Bergen oberhalb von Tenajo, aber sie hatten sich getrennt.
Esteban legte den Hörer auf, lehnte sich im Bett zurück und überflog noch einmal den Bericht. Auf Kaldaks jüngste Handlungen konnte er sich absolut keinen Reim machen. War er von der CIA? Gut möglich. Und wenn er von der CIA war, wieviel wußte er? Wieviel hatte er hier herausgefunden und wieviel in Libyen?
Er griff noch einmal zum Telefon und wählte Habins Nummer.
»Wir haben ein kleines Problem«, sagte Esteban. »Der Mann, den Sie mir geschickt haben, ist verschwunden.«
»Kaldak?«
»Er hat einen meiner Wachleute getötet und die Grady mitgenommen.«
Habin fluchte heftig. »Wie konnte das passieren?«
»Sie haben mir Kaldak geschickt. Ich nahm an, man könnte ihm vertrauen. Was wissen Sie über ihn?«
»Er kam auf
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