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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Baumbestand, der sich gefährlich an dem steilen Hang festklammerte.
    Die Soldaten kamen dem Bergkamm näher.
    Sie hatte es fast geschafft.
    Gott im Himmel, hoffentlich gab es zwischen den Bäumen etwas, das genügend Deckung bot.
    Sie erreichte die Bäume.
    Nichts.
    Die Pinienstämme waren hochgewachsen, die Kronen licht.
    Selbst wenn sie auf einen Baum kletterte, würde man sie sehen können.
    Ein umgestürzter Baum. Seine Zweige breiteten sich über dem Boden aus.
    Sie warf sich hinter den Baum, kroch unter die Zweige und grub wie wild in dem harten Boden, um Deckung zu finden.
    Die tote Baumkrone bildete ein Dach, aber sie war immer noch zu sehen, falls sich jemand bückte und durch das Geäst lugte. Oder zu hören, wenn sie nicht ihren keuchenden Atem unterdrückte.
    Oder wenn Josie sich nicht beruhigte.
    »Bitte, Josie. Bitte, Kleines.«
    Josies Wimmern wurde stärker.
    Die Soldaten waren jetzt in der Nähe. Sie mußten die Bäume erreicht haben. Sie sprachen miteinander.
    Sollten sie nur reden. Dann würden sie Josie vielleicht nicht hören.
    Sie hatten aufgehört zu reden.
    Bess hielt den Atem an.
    Gott sei Dank wurde Josie still.
    Der Baum bewegte sich über ihr.
    Sie machte sich auf das Schlimmste gefaßt.
    Nein, sie traten auf den Baum, sprangen über ihn. Sie konnte ihre Beine sehen, als sie auf der anderen Seite landeten.
    Josie bewegte sich in ihrem Tragetuch.
    Nein.
    Die Soldaten sprachen wieder. Sie beschwerten sich über die Hitze und darüber, daß sie den Tag damit verbringen mußten, in den Bergen herumzuklettern. Sie fluchten über Esteban. Diesen Hurensohn.
    Amen.
    Josie fing wieder an zu wimmern.
    Bess blieb das Herz stehen.
    Ein Vogel?
    Perez wandte sich um und schaute noch mal zurück zu den Bäumen.
    Eigentlich hatten sie dort genau nachsehen sollen. Er hatte ihnen eingeschärft, jeder Spur nachzugehen. Esteban würde toben, wenn sie die Frau verloren. Er hatte alle in diese verdammten Berge hinaufgescheucht, auch Perez. Perez hatte geglaubt, er hätte einen leichten Job geerbt, als er auf Galvez’
    Posten befördert wurde, aber jetzt schwitzte und fluchte er schon wieder mit den übrigen gemeinen Soldaten.
    »Ist da irgendwas zu sehen?« fragte Jimenez.
    Die Bäume lagen in tiefem Schatten. Perez sah überhaupt nichts.
    Aber hatte er nicht irgend etwas gehört?
    Er war auf dem verdammt rutschigen Schiefer beinahe gestürzt, als er den Hang hinuntergegangen war. Sein Knöchel schmerzte immer noch.
    Zum Teufel mit Esteban.
    Es war ein Vogel.
    »Ich hab’ nur kurz verschnauft.« Er wandte sich um und begann den Abstieg. »Nichts zu sehen.«
    Ich danke dir, lieber Gott.
    Bess spürte, wie jeder einzelne Muskel sich entspannte, als ihr klar wurde, daß die Soldaten Josie nicht gehört hatten.
    Sie gingen weiter und suchten den Hang jenseits der Bäume nach ihren Spuren ab.
    Wenn sie ganz leise war, wenn es ihr gelang, Josie ruhig zu halten …
    Es gab eine Möglichkeit.
    Die Soldaten waren schon fast außer Sichtweite. Bald konnte sie es riskieren, herauszukommen und ein anderes Versteck für die Nacht zu suchen.
    Oder vielleicht konnte sie auch ohne Pause weitergehen. Wie weit mochte sie noch von der Küste entfernt sein, fragte sie sich müde. Sie mußte seit Tenajo mindestens dreißig Meilen hinter sich gebracht haben und hatte also noch zwanzig Meilen vor sich.
    Zwanzig Meilen. Die Entfernung schien so gering, wenn man in einem Auto fuhr. Zu Fuß war es eine Ewigkeit. Es schien unmöglich, zu – Es war nicht unmöglich. Sie war nur müde, doch sie würde nicht aufgeben. Josie brauchte sie. Emily brauchte sie.
    Josie wimmerte wieder.
    »Weine nicht, Kleines. Wir sind schon unterwegs.« Vorsichtig schob sie sich unter dem Baum hervor. »Aber du mußt mir ein bißchen helfen. Abgemacht?«
    Sie brauchte mehr als ein bißchen Hilfe.
    Aber sie würde nehmen, was sie kriegen konnte.
    Es wurde dunkel. Sie konnten nicht mehr genug sehen, um dieser Grady auf der Spur zu bleiben. Für die Nacht war sie in Sicherheit.
    Esteban ballte seine Hände zu Fäusten und starrte in die Berge hinauf.
    Vier Tage. Diese Trottel hatten sie vier Tage lang gesucht und sie immer noch nicht gefunden. Kaldak war spurlos verschwunden, aber es gab keinen Grund dafür, daß seine Männer nicht in der Lage waren, die Frau zu schnappen. Er konnte sich gut vorstellen, wie das Miststück sich über sie amüsierte.
    Nein, dafür waren sie ihr zu hart auf den Fersen gewesen, als daß sie an der Jagd Freude gehabt haben konnte.

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