Und dann der Tod
weiß.«
»Hat sie Schmerzen gehabt?«
»Nicht sehr lange.«
»Sie haben sie einfach in ein Erdloch geworfen, Kaldak. Sie haben sie einfach weggeworfen.« Ihre Finger gruben sich in seine Schultern. »Niemand verdient so etwas – Emily war so fröhlich und warmherzig – Ich habe mich nicht von ihr verabschiedet. Ich habe ihr einfach Josie in die Hand gedrückt und bin zur Tür hinausgerannt. Ich hätte mich verabschieden sollen.«
»Das hätte sie bestimmt verstanden.«
»Aber ich hätte –«
»Bitte, weinen Sie nicht mehr.«
Weinte sie? Sie spürte die Tränen nicht. Ihr ganzer Körper schmerzte wie eine offene Wunde. »Es tut mir leid.«
»Ich wollte damit nicht sagen –« Er setzte sich in einen Sessel und hielt sie auf dem Schoß. »Weinen Sie. Schlagen Sie mich.
Machen Sie, was Sie wollen. Nur –« Er wiegte sie hin und her.
»Quälen Sie sich doch nicht so.«
»Ich kann nichts dafür. Sie ist … tot. Emily ist tot.« Die Wahrheit zerriß sie. Emily lag in diesem glänzenden Eichensarg im Beerdigungsinstitut. Emily würde nie wieder lachen oder lächeln oder sie herumkommandieren.
»Es wird alles gut.« Kaldaks Worte waren leise und bekümmert. »Es wird besser werden. Ich verspreche es, es wird besser werden.«
Wie konnte es besser werden?
Emily war tot.
Kaldak legte Bess vorsichtig auf das Bett und deckte sie zu. Er hoffte, sie würde nicht gleich wieder aufwachen. Sie hatte Stunden gebraucht, um Schlaf zu finden. Er verließ das Schlafzimmer und schloß sanft die Tür.
Er ließ sich in einen Sessel fallen und lehnte den Kopf zurück.
So etwas wollte er nicht noch einmal durchmachen. Er hatte ihren Schmerz über den Verlust nachempfunden, als wäre es sein eigener. Er trug die Verantwortung und die Schuld.
Herrgott, ja, die Schuld.
Nicht darüber nachdenken. Es war vorbei. Jetzt mußte er einen Weg finden, Bess zu schützen und sie davor zu bewahren, immer weiter zu leiden.
Ja, natürlich.
Sein Blick wanderte über das kleine Wohnzimmer des Apartments. Die Möbel waren einfach und ohne jedes Dekor, bis auf den Sessel und die Couch, die beige-burgunderrot gestreift waren. Die Fotos an den Wänden waren bemerkenswert: ein kleines schwarzes Mädchen mit unglaublich melancholischen Augen, Jimmy Carter, kurzärmlig in einem Naturpark. Auf dem Couchtisch standen Familienfotos: Emily in jungen Jahren, bekleidet mit Shorts und T-Shirt auf einer Schaukel an einem Fluß. Emily im Hochzeitskleid neben einem großen Mann im Smoking.
Emily und ein kleines rothaariges Mädchen mit frechen, neugierigen Augen. Überall Emily.
Sein Blick wanderte weiter zu dem Perserteppich, der die Eichendielen bedeckte, und zu den Pflanzen, die in der ganzen Wohnung verteilt waren.
Pflanzen.
Er berührte das Usambaraveilchen auf dem Tisch neben ihm.
Echt.
Er langte nach seinem Handy und wählte die Nummer von Ramsey.
»Sie haben mir gesagt, die Wohnung sei sicher«, sagte er, als Ramsey abgenommen hatte. »Bess ist die meiste Zeit außer Landes. Wer hat einen Schlüssel und gießt ihre Pflanzen?«
»Die Wohnung ist sicher. Ihr Vermieter kommt zweimal die Woche. Niemand hat sich an ihn herangemacht. Es gibt außer Ihnen noch andere Leute, die etwas von ihrer Arbeit verstehen, Kaldak.«
»So war’s nicht gemeint.«
»Wie geht’s ihr?«
»Was glauben Sie denn, wie es ihr geht?«
»Ich hatte Ihnen geraten, Sie nicht hierherzubringen.«
»Keine Spur von Esteban?«
»Noch nicht. Aber Sie wissen ja, daß er hier jemanden hat.«
Ja, das wußte er. Esteban hatte ganz sicherlich einen Mann zum Beerdigungsinstitut geschickt, und er würde genau wissen, wo Bess sich jetzt aufhielt. »Haben Sie die Luftfrachtfirma überprüft?«
»Die haben einfach nur ihre Arbeit gemacht. Sie haben vielleicht ein bißchen sehr bereitwillig die Überführungspapiere akzeptiert, aber das ist auch alles.« Ramsey zögerte.
»Wir müssen miteinander sprechen.«
»Später. Ich lasse sie nicht allein.«
»Was ist mit dem Bluttest?«
»Er ist vermutlich positiv. Ich habe Ed Katz gebeten, das Ergebnis anhand einer weiteren Probe zu verifizieren.«
»Positiv?« Ramsey fluchte leise. »Und dann lassen Sie sie hierherkommen? Sind Sie verrückt?«
»Wahrscheinlich.« Er wechselte das Thema. »Ist Yael zurück?«
»Bis jetzt noch nicht, aber er ist unterwegs hierher. Wann bringen Sie sie in das sichere Haus?«
»Warum kümmern Sie sich nicht darum, die Fälscherwerkstatt und das Labor in Iowa zu finden, und überlassen es mir,
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