Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
war zu wichtig, als daß er ihn einem Untergebenen überlassen konnte.
    Jeffers sollte sein Verbindungsglied werden, da mußte alles stimmen. »Wo finde ich ihn?«
    »Hier in Cheyenne, Wyoming. Im Hotel Majestic. Eine Absteige gleich an der Piste.«
    »Holen Sie mich am Flughafen ab. Morgen früh bin ich da.
    Perez wird Sie anrufen und Ihnen die Flugnummer mitteilen.«
    Er legte den Hörer auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Grady würde bald tot sein, und das Verbindungsstück war gefunden.
    Die Dinge entwickelten sich sehr zu seiner Zufriedenheit.
    Das Licht fiel durch die Spitzengardinen ins Zimmer. Bess hatte das verschwommene Muster immer gemocht. Sie hatte die Spitzen in Amsterdam gekauft, dazu Stores aus gestreiftem Wollstoff aufgehängt. Sie hatte darauf geachtet, daß die Gardinen gerade hingen, ohne verspielte Volants. Einige Meter von der Spitze hatte sie auch für Emily gekauft, die daraus für Julies Zimmer Gardinen hatte machen lassen. Emily hatte gelacht und gesagt, sie hätte sich nie träumen lassen, daß Bess Gefallen an Spitze finden würde, weil es gar nicht zu ihrer Persönlichkeit paßte – Emily.
    Schmerz durchzuckte Bess, und sie schloß fest ihre Augen, um den Gedanken an ihre Schwester abzuwehren.
    »Schlafen Sie nicht wieder ein.«
    Sie öffnete die Augen und sah Kaldak neben ihrem Bett sitzen.
    »Sie schlafen schon seit zehn Stunden«, sagte er ruhig. »Sie müssen jetzt was essen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Doch.« Er stand auf. »Ich mache Ihnen eine Suppe und ein Sandwich.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Sie müssen aber essen. Gehen Sie duschen und ziehen Sie sich an.« Er verließ das Zimmer.
    Er war wieder kühl und bestimmend, stellte sie fest. Und doch hatte er sie vergangene Nacht stundenlang in den Armen gehalten, sie beruhigt und ihren Kummer mit ihr geteilt, als sei Emily auch seine Schwester gewesen.
    Emily.
    »Stehen Sie auf«, rief er aus der Küche hinauf.
    Zum Teufel mit ihm. Sie hatte keine Lust aufzustehen. Sie wollte wieder in Schlaf versinken und das Bild von Emily im Sarg vergessen. Mein Gott.
    Er kam zurück, hob sie auf die Füße und schob sie sanft zum Badezimmer. »Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Wenn Sie dann noch nicht aus der Dusche raus sind, komme ich rein und helfe Ihnen, fertig zu werden.«
    Sie hätte ihn schlagen können.
    »Das Leben geht weiter. Sie werden nicht gesund, wenn Sie im Bett liegen. Sie werden gesund, wenn Sie etwas unternehmen.«
    »Hören Sie auf, mir Vorträge zu halten. Sie wissen nicht, wie
    –«
    Er war weg.
    Sie schlug die Badezimmertür zu und lehnte sich dagegen. Sie mußte wieder weinen. »Verdammt«, flüsterte sie. »Zum Teufel mit Ihnen, Kaldak.«
    Und zum Teufel mit Esteban, der Emily getötet und in ein Erdloch geworfen hatte, als wäre sie nichts. Ungeheuer.
    Krochen aus den Höhlen hervor und vernichteten und fügten Leid zu – »Fünf Minuten, Bess.«
    Warum konnte er nicht aufhören, sie zu nerven? dachte sie, als sie sich den Bademantel auszog. Er war genau wie Emily mit seiner Art zu – Mußte denn alles sie an Emily erinnern? Kaldak war nicht wie Emily. Niemand war wie sie.
    Sie drehte die Dusche auf und stellte sich unter den Wasserstrahl.
    Emily war strahlend gewesen, treu und liebevoll. Und dieses Ungeheuer hatte sie getötet.
    Alle sollen die Ungeheuer sehen.
    Aber alle wußten, wer das Ungeheuer war, und trotzdem war Emily gestorben. Das Ungeheuer lief herum, atmete, aß, lachte und redete, und Emily war tot.
    Und Bess heulte und klagte, weil »sie« nichts unternommen hatten. Es waren immer »sie«. Sie hatten in Tenajo nichts unternommen. Und in Danzar hatten sie ebenfalls nichts unternommen.
    Sie hatte nichts unternommen.
    Emily war tot, und sie unternahm nichts.
    »Bess?«
    Kaldak stand vor der Duschkabine. Sie konnte seine riesige Gestalt durch die beschlagene Duschwand sehen.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Kaldak.«
    »Kommen Sie raus, Ihr Mittagessen ist fertig.«
    »Verschwinden Sie.«
    »Sie waren jetzt lang genug da drin.« Er fing an, die Duschtür aufzuschieben.
    » Raus hier.«
    Sie knallte die Tür wieder zu. »Ich komme raus, wenn ich fertig bin. Jetzt lassen Sie mich alleine.«
    Einen Augenblick stand er da, verblüfft über die Wut in ihrer Stimme.
    Sie war auch verblüfft. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Wut in ihr hochgekommen war. Sie hatte die Fäuste so heftig zusammengeballt, daß sich die Fingernägel in die Handflächen bohrten. Wut und Haß überkamen sie

Weitere Kostenlose Bücher