Und dann der Tod
mich um Bess zu kümmern?«
»Weil Sie sich nicht gut genug um sie kümmern. Sie werden noch zulassen, daß sie getötet wird, und was machen wir dann, wenn Esteban losschlägt –«
»Ich melde mich wieder.« Kaldak schaltete sein Handy ab.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt, daß Ramsey ihm vorwarf, wie leichtsinnig er handelte. Er wählte die Nummer von Ed Katz in Atlanta.
»Es ist eindeutig.« Ed sprudelte die Worte nur so hervor.
»Wir können damit was anfangen. Aber wir brauchen mehr, viel mehr.«
»Und wie soll ich das anstellen? Soll ich ihre Adern leerpumpen?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Aber es würde auch nicht schaden, wenn ich möglichst schnell eine weitere Probe bekäme.«
»Ich besorge sie dir, sobald ich kann.«
»Auf der Stelle.«
»Sie hat gerade ihre Schwester tot in einem Sarg liegen sehen.«
»Oh.« Ed schwieg einen Moment. »Schlimm. Aber vielleicht kannst du ihr erklären, wie wichtig es ist, zu –«
»Auf Wiederhören, Ed.«
»Warte. Ist sie sauer?«
»Klar ist sie sauer.«
»Gib ihr keine Beruhigungsmittel. Es würde die Ergebnisse der nächsten Proben verfälschen, die du –«.
»Ich gebe ihr, was immer sie braucht. Und wenn ich sie für die nächsten vierundzwanzig Stunden außer Gefecht setzen muß, werde ich das auch tun.«
»Du brauchst nicht so gereizt zu reagieren. Es ist schließlich dein Spiel. Aber laß mir so bald wie möglich irgendwas zukommen.«
Kaldak schob sein Handy wieder in die Jackentasche.
Es ist schließlich dein Spiel.
Ja, es war sein Spiel, und er durfte die Regeln bestimmen. Eine zweifelhafte Ehre, in deren Genuß er nur deshalb gekommen war, weil niemand sonst seinen Kopf hinhalten wollte. Es konnte zuviel schiefgehen. Zum Teufel, es war schon zuviel schiefgegangen. Bisher war in dem ganzen Schlamassel nur eins richtig gelaufen, nämlich Bess’ Immunitätsfaktor.
Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Bess wie ein Versuchskaninchen zu behandeln. Zum Teufel mit ihren Gefühlen und Gedanken. Zum Teufel mit individueller Freiheit.
Nur an das öffentliche Wohl denken. Sie benutzen.
Es machte ihn krank. Es war ein Alptraum, der schon zu lange dauerte.
Er fürchtete, es nicht mehr lange durchstehen zu können.
Und er hatte noch mehr Angst, es doch zu können.
»Sie hat angebissen?« Esteban war hocherfreut. »Sie ist da?«
»Sie ist im Beerdigungsinstitut zusammengebrochen«, sagte Marco De Salmo. »Sie ist jetzt in ihrer Wohnung. Kaldak ist bei ihr.«
»Gibt es eine Möglichkeit, sie zu erwischen?«
»Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng, wirklich streng.
Beim Beerdigungsinstitut hatte ich keine Chance.«
»Aber Sie sind angeheuert worden, sie zu erledigen, Marco«, erwiderte Esteban sanft. »Ich bin sicher, daß Sie es schaffen.
Wir haben nicht viel Zeit. Man wird sie wegbringen und verstecken, sobald es geht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie es mich ärgern würde, wenn das passierte. Nachdem ich schon soviel Ärger hatte.«
»Ich habe das Telefon angezapft. Und ich beobachte die Wohnung. Wir werden sie nicht wieder aus den Augen verlieren.«
»Das will ich hoffen. Jede Minute, die sie am Leben ist, ist eine Gefahr. Für Sie ebenso wie für Ms. Grady.«
Es herrschte Schweigen in der Leitung. »Ich werde einen Weg finden.«
»Da habe ich volles Vertrauen.« Esteban legte den Hörer auf.
Er hegte eine gewisses Vertrauen in De Salmo. Er war sehr effektiv, wenn auch ein bißchen phantasielos.
Kaldak dagegen hatte Phantasie, und das war eine seiner wertvollsten Fähigkeiten.
»Da ist ein Anruf von Mr. Morrisey auf Ihrem Handy.«
Perez stand im Türrahmen. »Sie haben gesagt, Sie würden seine Anrufe jederzeit entgegennehmen.«
Morrisey. Gierig griff er nach dem Hörer. Natürlich wollte er mit ihm sprechen. Seit Wochen hatte er wie auf glühenden Kohlen auf ihn gewartet. Morrisey hatte schon zu lange gebraucht, den richtigen Mann ausfindig zu machen.
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Cody Jeffers. Einundzwanzig. Ein Einzelgänger. Ein Traumtänzer, der gewaltig angibt. Ein unbedeutender Fahrer beim Demolition Derby vor Ort. Seit einigen Wochen hängt er auf der Piste herum und nervt die Stars. Er hat bei ein paar unwichtigen Rennen den dritten oder vierten Platz belegt, aber er verjubelt seine Preisgelder schneller, als er sie einnimmt.
Könnte das der richtige Mann für Sie sein?«
Esteban wurde ganz aufgeregt. »Genau.«
»Soll ich mich an ihn ranmachen?«
»Nein, das mache ich lieber selber.« Der Teil des Plans
Weitere Kostenlose Bücher