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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dem Parkplatz in Atlanta verwandt hatte. Als die Nadel in ihre Haut stach, spürte sie es kaum. »Sie machen das sehr gut.«
    »Halten Sie still.« Konzentriert zog er das Blut in die Kanüle.
    »So.« Er klebte ihr ein Pflaster auf den Arm. »Ich bin gleich wieder zurück. Ich muß die Röhrchen gut gekühlt verpacken.
    Noch heute abend müssen sie bei Ed ankommen. Sein Team arbeitet rund um die Uhr.«
    »Dann ist es ja doch ziemlich eilig. Sie haben gesagt, Sie könnten warten.«
    »Sie waren ganz schön lange weggetreten.« Er lächelte schief.
    »Und ich wollte einfach human sein. Haben Sie das nicht gemerkt?«
    »Doch.« Er war nett gewesen. Er hatte sie festgehalten und versucht, den Schrecken von ihr fernzuhalten. Eine Zeitlang war ihm das gelungen, aber jetzt tat der Abgrund sich wieder auf, und sie mußte sich damit auseinandersetzen.
    »Ich weiß es.«
    Er war hinausgegangen, um das Blut für den Transport zum CDC zu verpacken. Wie ungerecht, daß sie gegen die Seuche immun war, Emily aber daran gestorben war. Emily war Ärztin und hatte eine Familie. Wählte Gott nach dem Zufallsprinzip aus?
    Bess stand auf und trat ans Fenster, von dem aus man einen Blick auf die Dächer und schmiedeeisernen Balkone des Französischen Viertels hatte. Sie hatte diese Stadt immer geliebt. Als Emily zu Besuch war, hatte ihr die Stadt nicht gefallen, und sie hatte Bess davon überzeugen wollen, sich eine Wohnung in Detroit zu nehmen. New Orleans war zu spleenig für die praktisch veranlagte Emily.
    »Ich habe Ramsey angerufen und ihn gebeten, einen Kurier für das Päckchen herzuschicken«, berichtete Kaldak, als er wieder in die Küche kam. »Ich werde an die Tür gehen, wenn es klingelt.«
    »Haben Sie Angst, es könnte jemand mit einem Maschinengewehr auftauchen und mich wegpusten?«
    »Nein, nicht mit einem Maschinengewehr. Es gibt leisere Methoden.« Er legte das Päckchen auf die Kommode neben der Tür. »Außerdem bezweifle ich, daß sie an die Haustür kommen.
    Die warten, bis Sie rauskommen.«
    Sie blickte wieder zum Fenster hinaus. »Sie glauben, die warten schon auf mich?«

»Ja, ich habe es Ihnen von vornherein gesagt. Genau darum geht’s.«
    Sie konnte ihren Blick nicht von dem Viertel abwenden.
    »Es dreht sich alles um das Blut, stimmt’s? Sie wollen das Blut, und Esteban will meinen Tod, bevor ich Ihnen genug davon geben kann, um ihm seinen sauberen kleinen Plan zu vereiteln.«
    »Ja.«
    »Wieviel ist genug, Kaldak?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Dann muß ich ja wohl einen ziemlich hohen Wert haben.«
    Schweigend sah Kaldak sie an.
    »Glauben Sie, daß Esteban hier ist?«
    »Das bezweifle ich. Das würde er nicht riskieren. Aber er hat jemanden geschickt.«
    »Das muß ja eine Enttäuschung für ihn gewesen sein. Ich kann mich noch an sein Gesicht erinnern, als er mir im Krankenhaus mitteilte, Emily sei tot. Warum hat er mir die Lüge mit der Leichenhalle aufgetischt?«
    »Er wollte Ihnen weh tun. Sie hätten ihm wahrscheinlich nicht geglaubt, daß er sie in den Bergen begraben hat. Sie wären davon ausgegangen, daß er log und daß Emily die Flucht gelungen sei.«
    »Das glaubte ich auch, als wir Rico fanden. Ich hoffte, sie sei
    –« Selbst diese Erinnerung war schmerzhaft. »Woher wußte Ramsey, daß sie in den Bergen begraben war?«
    »Yael.«
    Sie schaute ihn an. »Yael?«
    »Ich hatte ihn gebeten, nach einem Grab Ausschau zu halten.«
    Sie erstarrte. »Was haben Sie?«
    »Ich habe ihn damals von dem Flugzeugträger aus noch einmal angerufen und ihm gesagt, er solle nach einem Grab suchen.«
    »Sie haben damals schon geglaubt, daß sie tot war?« flüsterte sie.
    »Ich hoffte, daß es nicht stimmte. Ich habe gebetet, daß sie nicht tot war. Aber ich wußte, daß es gut möglich war.«
    »Warum?«
    »Man hat sie nicht mit Josie zusammen ins Krankenhaus gebracht. Nach dem, was Sie mir über Ihre Schwester erzählt hatten, konnte ich mir nicht vorstellen, daß sie sich freiwillig von dem Baby getrennt hatte.« Er zögerte. »Wenn sie noch am Leben war.«
    Bess hatte das gleiche gedacht, aber sie hatte sich nicht gestattet, den Gedanken zu akzeptieren. »Es bestand die Möglichkeit, daß sie noch am Leben war. Die Möglichkeit bestand.«
    »Aber es war wahrscheinlicher, daß sie tot war.« Er lächelte dünn. »Mein analytischer Verstand. Ich mußte mit allem rechnen. Yael sollte bei seiner Suche auch nach einem provisorischen Grab Ausschau halten.«
    »Und er hat es gefunden. Wann?«
    »Vor drei Tagen.

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