Und dann der Tod
helfen.«
»Ich werde Ihnen helfen. Ich versuche einfach, ehrlich zu Ihnen zu sein. Wenn Ihr Versuch, ihn zu töten, unsere Pläne durchkreuzt, werde ich dafür sorgen, daß Sie es noch aufschieben.« Er deutete mit einem Nicken auf ihren Teller.
»Sie haben das ja kaum angerührt. Essen Sie noch ein bißchen.«
»Ich glaube, es geht im Moment nicht. Vielleicht können wir unterwegs in ein Restaurant einkehren.«
Er riß schockiert die Augen auf. »Unterwegs?«
»Wir machen einen Spaziergang ins Französische Viertel. Wir werden jeden Tag ausgehen, aber immer zu einer anderen Zeit und mit einem anderen Ziel. Angeblich ist es immer ein Fehler, sich an Gewohnheiten zu halten.«
»Wir werden diese Wohnung überhaupt nicht verlassen.«
»Doch, das werden wir. Esteban soll wissen, daß ich hier bin und daß ich hierbleibe.«
»Dieser Leichtsinn kann Sie das Leben kosten.«
»Das ist kein Leichtsinn. Hier in der Wohnung bin ich genausowenig sicher, stimmt’s?«
»Hier sind Sie um einiges sicherer als auf der Straße.«
»Beantworten Sie meine Frage.«
Schließlich nickte er. »Es gibt immer einen Weg, wenn man es darauf anlegt. Ein Stromschlag, eine Giftschlange im Duschabfluß.« Resigniert hob er die Schultern. »Und wenn sie bis zum Äußersten gehen wollen, gibt’s noch die Möglichkeit, eine kleine Rakete durch dieses Fenster zu feuern.«
»Soviel zum Thema Sicherheit.«
»Was glauben Sie, warum wir Sie aus Ihrer Wohnung herausbringen wollten?«
»Es gibt also immer nur relative Sicherheit. Wenn wir uns verschanzen, werden die sich nur überlegen, wie sie mich hier erwischen können. Wenn sie glauben, daß ich irgendwo hingehe, wo ich ein leichteres Ziel bin, werden sie vielleicht warten.«
»Vielleicht. Wollen Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen, um das herauszufinden?«
»Ja. Das ist besser, als mich zu verstecken und abzuwarten, bis sie kommen und mich erwischen. Ich bin lieber die Jägerin als die Gejagte.«
»Sie sind nicht im Vorteil. Die wissen, wie Sie aussehen.«
»Aber ich habe Sie, um mich zu beschützen. So sieht es aus, Kaldak.«
»Großartig, einfach großartig«, sagte er. »Sonst noch was?«
»Ja, alle Anrufe von Ed Katz aus dem CDC sollten über meine normale Telefonleitung kommen.«
»Diese Leitung haben sie garantiert angezapft.«
»Esteban soll wissen, was wir tun. Ich möchte ihn beunruhigen, ihn nervös machen.«
»Er ist nicht der einzige, den Sie damit nervös machen.«
»Sie werden es überstehen.« Neugierig fragte sie: »Haben Sie jemals eine Schlange in einem Abflußrohr ausgesetzt?«
»Nein, verdammt. Ich habe Angst vor den Viechern. Aber nicht jeder ist so zimperlich.«
»Das tröstet mich.«
»Sie wollten es wissen. Wenn Sie Trost brauchen, dann –
lassen Sie uns in das sichere Haus in North Carolina fahren.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Das habe ich mir gedacht. Also werden wir uns zeigen und ihnen zu verstehen geben, daß es sich nicht lohnt, die Wohnung aufs Korn zu nehmen. Gibt es einen Ort, den Sie bevorzugt aufsuchen möchten?«
»Zontag’s«, erwiderte sie spontan.
Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Das ist der beste Laden für Fotoausrüstung in der Stadt. Ich muß mir eine neue Kamera kaufen.«
Die Kamera im Schaufenster von Zontag’s zog sie in ihren Bann.
»Ich wünschte, Sie hätten mein Steak heute mittag genauso angesehen«, bemerkte Kaldak. »Gierig. Richtig gierig.«
Das war sie wirklich. Sie konnte es kaum abwarten, die Kamera in die Hand zu nehmen. »Das ist eine gute Kamera. Mit allem Drum und Dran.«
»Ist es so eine, wie Sie sie vorher hatten?« fragte Kaldak.
Sie schüttelte den Kopf. »Das war eine Hasselblad. Ich besitze natürlich noch andere Kameras, aber das war meine liebste.«
»Wollen Sie sie nicht durch dasselbe Modell ersetzen?«
»Nein, sie läßt sich nicht ersetzen. Ich habe mit dieser Kamera acht Jahre lang gelebt. Sie war wie ein alter Freund. Man kann alte Freunde nicht einfach ersetzen, wenn sie nicht mehr da sind.« Genauso, wie man eine Schwester nicht ersetzen kann.
Der Gedanke traf sie schmerzhaft, aber sie unterdrückte ihn schnell, als sie auf den Eingang des Geschäfts zuging. »Dann kann man sich nur einen neuen Freund mit großartigen Qualitäten suchen und das Beste hoffen. Ich bin gleich wieder da.«
Er folgte ihr. »Wo Sie hingehen, da will auch ich sein.«
Den ganzen Weg von ihrer Wohnung bis hierher war er ihr keinen Millimeter von der Seite gewichen. »Ich bezweifle, daß da drin irgend
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