Und dann der Tod
fühlen.
»Ich glaube, ich verstehe nicht ganz«, erwiderte Ramsey vorsichtig.
»Jeder benutzt jeden. Ich möchte Kaldak benutzen.«
»Inwiefern?«
»Mich am Leben zu halten. Und mir dabei zu helfen, Esteban zu finden.« Sie wandte den Blick zu Kaldak und fügte ganz bewußt hinzu: »Mir dabei zu helfen, Esteban zu töten.«
»Aha, da also liegt der Hase im Pfeffer«, murmelte Kaldak.
»Sie begreifen das nicht«, sagte Ramsey. »So einfach ist das nicht. Das ganze Ausmaß ist viel größer als –«
»Das ganze Ausmaß interessiert mich nicht. Sie kümmern sich um das Anthrax-Problem. Mir überlassen Sie Kaldak und sorgen dafür, daß er alle notwendigen Kompetenzen hat.«
»Hätten Sie mich gern mit oder ohne Geschenkpapier?« fragte Kaldak.
Sie ignorierte ihn, konzentrierte sich statt dessen auf Ramsey.
»Ich möchte Kaldak.«
»Ich kann verstehen, daß Sie verletzt und wütend sind, aber wir müssen alle unsere Bemühungen darauf richten, Esteban dingfest zu machen, damit er kein weiteres Tenajo inszeniert.«
»Dann sind wir uns ja einig. Ich habe die feste Absicht, Esteban unschädlich zu machen.«
»Wenn Sie auf die Vernunft hören würden, bin ich sicher, daß
–«
» Sie hören jetzt zu.« Ihre Stimme zitterte vor Erregung.
»Ich traue Ihrer ›Vernunft‹ nicht. Ich habe zu viele Geschäfte erlebt, die unter dem Ladentisch gehandelt werden, zu viele Vertuschungen. Das wird nicht noch einmal passieren. Niemand wird mit Esteban verhandeln und dann ruhig zusehen, wie er sich absetzt. Auf keinen Fall.«
»Niemand will mit ihm verhandeln.«
Sie fuhr zu Kaldak herum. »Könnte das passieren?«
Er nickte langsam.
»Verdammt noch mal, Kaldak«, stieß Ramsey zwischen den Zähnen hervor. »Sie machen die Sache kein bißchen leichter.«
»Ich bin an der ganzen Geschichte viel zu sehr interessiert, um Ihnen zuliebe zu lügen, Ramsey. Ich bin bisher noch nie als Sklave verkauft worden.«
Ramsey warf ihm einen giftigen Blick zu, bevor er sanft sagte:
»Ms. Grady, wir haben alles unternommen, um Ihre Sicherheit zu gewährleisten. Jetzt brauchen wir Ihre Kooperation.«
»Sparen Sie sich Ihre herablassende Art. Wollen wir es doch deutlich aussprechen. Sie brauchen nicht nur meine Kooperation, Sie brauchen mein Blut. Geben Sie mir Kaldak, und Sie bekommen es.«
»Bingo«, sagte Kaldak.
Ramsey erstarrte. »Sie würden sich weigern? Aber es könnte Tausende von Menschenleben kosten.«
»Deswegen gehe ich davon aus, daß das Weiße Haus sehr verärgert wäre, wenn Sie mich durch Ihr unüberlegtes Handeln so weit treiben würden, daß ich mich weigere mitzuspielen.
Geben Sie mir Kaldak.«
»Angenommen, ich verspreche Ihnen, daß Kaldak, wenn das hier alles vorbei ist, die Fährte von Esteban aufnimmt. Werden Sie sich dann an einen sicheren Ort begeben und uns die notwendigen Dinge erledigen lassen?«
»Nichts da. Ich bleibe hier.«
»Herrgott noch mal, wollen Sie unbedingt sterben? Sie sind eine wandelnde Zielscheibe.«
»Nein, ich will nicht sterben. Kaldak wird sich um meine Sicherheit kümmern, und Sie helfen ihm dabei. Und zwar hier in der Öffentlichkeit. Wenn ich mich verstecke, ist es unmöglich, Esteban aus seinem Hinterhalt zu locken.«
»Esteban wird einen Killer schicken. Er wird nicht selber kommen.«
»Zunächst nicht. Aber ich schätze, sein Unmut wird sich steigern, solange ich lebe.«
Ramsey schüttelte den Kopf. »Sie sind zu wertvoll, um als Köder zu fungieren, und außerdem haben Sie keine Vorstellung, was Ihre Bitte bedeutet.«
»Das ist keine Bitte. Sie haben keine Wahl. So ist es nun mal.
Esteban wird für Emily bezahlen. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Auf Wiedersehen, Mr. Ramsey.«
Ramsey starrte sie verärgert an. Dann ging er zur Tür. »Ich muß mit Ihnen reden, Kaldak.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Kaldak erhob sich.
»Ich bin gleich wieder zurück, Bess. Wir bleiben im Flur.«
Bess ging ins Schlafzimmer. Sie war froh, auch diese Schlacht hinter sich gebracht zu haben, aber sie bildete sich nicht ein, daß es mit Kaldak so leicht laufen würde wie mit Ramsey. Er hatte dagesessen, sie beobachtet, hatte zwei und zwei zusammengezählt und ihre Worte analysiert. Sie war sich dessen in jeder Sekunde während ihrer Auseinandersetzung mit Ramsey bewußt gewesen.
Sie entledigte sich schnell ihres schwarzen Kostüms und schlüpfte in Jeans und Hemd. Kaum hatte sie den letzten Knopf zugemacht, hörte sie, wie die Eingangstür geschlossen wurde.
Sie holte
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