Und dann der Tod
Genauso, wie ich nach Nakoa nichts unternommen hatte. Weil es keine Beweise gab.« Er hielt einen Moment inne. »Aber nach Danzar dachte ich, wir hätten wenigstens einen Ansatzpunkt. Als du im Krankenhaus von Sarajevo lagst, ließ ich dein Blut testen. Du hattest Antikörper gegen die schwächere Art von Anthrax entwickelt, die Esteban in Danzar benutzt hat.«
»Du warst damals im Krankenhaus von Sarajevo?«
»Ich mußte es wissen. Ich brauchte Gewißheit.«
»Du bist die ganze Zeit dort gewesen?«
»Ja.«
»Mein Fahrer hat aber auch überlebt.«
»Ihn haben wir ebenso überprüft. Er hatte keine Antikörper.
Du mußt stärker mit den Bakterien in Berührung gekommen sein, als du im Waisenhaus von Zimmer zu Zimmer gegangen bist. Du warst unsere einzige Hoffnung.«
»Wenn du wußtest, daß ich immun bin, warum hast du dann nicht irgend etwas unternommen? Warum verdammt noch mal hast du mir nicht Blut abgenommen und versucht, Tenajo zu retten?«
»Esteban betrachtete Danzar als Fehlschlag und arbeitete weiter an der Mutation der Bakterien. Aber wir wußten nicht, was das für Mutationen waren. Insofern wäre es nutzlos gewesen, vorab Antikörper zu entwickeln.«
»Also hast du mich nach Tenajo geschickt.«
»Wir mußten dich dem Anthrax aussetzen. Ich mußte mich vergewissern, daß du wirklich immun warst.«
»Und eine Tote mehr hätte auch keinen Unterschied gemacht.«
»Doch, sicher, es machte einen Unterschied. Aber ich konnte mich davon nicht aufhalten lassen.«
»Du hast Emily getötet.«
»Es war vorgesehen, daß nur du nach Tenajo fuhrst.
Verdammt noch mal, ich hatte nicht die Absicht, deine Schwester dem Zeug auszusetzen.«
»Du hast sie getötet.«
»Also gut, ich habe sie getötet. Es war mein Fehler.«
»Du hast sie getötet und mich belogen und mich dann auch noch gefickt.« Sie starrte ihn angewidert an. »Und ich habe es zugelassen. All das habe ich zugelassen.«
»Ich habe dich nicht gefickt. Ich habe mit dir Liebe gemacht.«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Bess, es war nicht –«
»Wag es nicht, mich anzufassen. « Sie wich zurück. »Kein Wunder, daß du immer so fürsorglich und freundlich zu mir warst. Du hattest ein schlechtes Gewissen. Gott, ich könnte dich umbringen. Ich möchte dir am liebsten das Herz herausreißen.«
»Da mußt du dich aber in der Schlange hinten anstellen«, erwiderte er müde.
»Verschwinde aus meiner Wohnung, du Scheißkerl.«
»De Salmo ist immer noch da draußen.«
»Das ist mir egal.«
»Mir nicht.« Er schwieg. »Bist du jetzt einverstanden, daß Ramsey dich in das sichere –«
»Ramsey wird mich nirgendwo hinbringen. Ich traue ihm kein bißchen mehr als dir. Raus hier.« Ihr Stimme zitterte.
»Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen.«
»Bess, genau darauf warten De Salmo und Esteban doch nur.«
»Raus hier.«
Sie schlug ihm die Tür der Dunkelkammer vor der Nase zu. Er ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte damit gerechnet. Es war ihm immer klar gewesen, daß sie es herausfinden könnte. Aber er hatte nicht geahnt, daß es so weh tun würde.
Er ging wieder ins Wohnzimmer.
»Hat Ramsey ausgepackt?« fragte Yael. »Weiß sie, was läuft?«
»Sie weiß alles. Sie will, daß ich verschwinde.« Er ging ins Gästezimmer und nahm seinen Koffer. »Das bedeutet, du bleibst hier. Man kann sie nicht alleine lassen.«
Yael folgte ihm. »Ich habe dir nicht versprochen, daß ich hier auf Dauer bleiben werde, Kaldak.«
Kaldak warf seine Kleider in den Koffer. »Willst du, daß sie getötet wird?«
»Ramsey wird –«
»Du wirst Ramsey von ihr fernhalten. Er sollte Ed Katz beschützen, und jetzt ist Ed tot. Glaubst du etwa, er kann für ihre Sicherheit mehr tun?«
»Was wirst du machen?«
»Das einzige, was mir zu tun bleibt.« Er warf den Kofferdeckel zu. »Ich fahre nach Cheyenne und suche Morrisey.
Ramsey hat es endlich geschafft, ihn aufzuspüren. Ruf Ramsey an und sag ihm, daß ich unterwegs bin.« Nicht daß man ihm das unbedingt sagen mußte. Ramsey wußte genau, daß Bess Kaldak nicht mehr näher als eine Meile an sich heranlassen würde, nach allem, was er ihr erzählt hatte. »Ich kann nur hoffen, daß ich nicht einem Phantom nachjage.« Er zögerte. »Wirst du bleiben, Yael? Wirst du dich um sie kümmern? Wir brauchen sie. Sie ist
… unersetzlich.«
»In mehr als einer Hinsicht, wie man merkt.« Yael nickte langsam. »Ich werde mich um sie kümmern.«
Gott, es tat so weh.
Bess kauerte sich in die Ecke ihrer
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