Und dann der Tod
der Schnee konnte seinen heruntergekommenen Zustand verbergen. An dem Anmeldetresen, von dem längst die Farbe abgeblättert war, stand ein pickelgesichtiger Jugendlicher in Jeans und kariertem Hemd und las USA Today.
»Ich möchte zu John Morrisey«, sagte Kaldak. »Wie ist die Zimmernummer?«
Der Junge blickte nicht auf. »Sie müssen ihn anrufen. Wir geben keine solche Auskunft.«
»Die Zimmernummer?«
»Ich habe doch gesagt, daß wir –« Der Junge sah auf und erstarrte bei Kaldaks Anblick. »Es verstößt gegen die Vorschriften.«
»Ich werd’s niemandem sagen. Also: wie lautet die Zimmernummer?«
»Zweihundertvierunddreißig.«
»Hat irgend jemand nach ihm gefragt?«
»Nur Cody.«
»Cody?«
»Cody Jeffers.«
»Sie kennen diesen Jeffers?«
»Klar. Der wohnt hier im Hotel. Cody ist echt cool.« Der Junge kaute auf der Unterlippe. »Sind Sie von der Polizei oder was?«
Kaldak nickte und wies sich aus.
»CIA? Cool.«
»War ein älterer Mann hier? Graumeliert, Hakennase?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Habe ich nicht gesehen. Aber ich mache die Nachtschicht. Ich habe Morrisey auch schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen.«
»Aber er ist noch registriert?«
Er nickte.
»Seit wann wohnt Morrisey hier?«
»Seit zwei Wochen.« Er runzelte die Stirn. »Cody kriegt doch keinen Ärger, oder? Der ist sauber. Er trinkt ein bißchen, aber er hat mir gesagt, daß kein Showfahrer mit Verstand Drogen nimmt.«
»Showfahrer?«
»Cody fährt beim Demolition Derby.« Er wies mit dem Daumen nach rechts. »Sein Name steht auf der Anzeigentafel am Stadion zwei Blocks weiter. Ist wirklich nur ganz klein gedruckt, aber Cody hat mir erzählt, daß die vom Management ihn für einen ganz tollen Burschen halten und ihn nächstes Jahr groß herausbringen wollen. Er wird bestimmt ein Star.«
Was zum Teufel hatte Esteban mit Cody Jeffers vor? fragte sich Kaldak. Er wandte sich ab und ging zum Aufzug. »Rufen Sie Morrisey nicht an, um ihm zu sagen, daß ich komme.«
Zwei Minuten später stand er vor Morriseys Tür. Ein Schild mit der Aufschrift »Bitte nicht stören« hing am Türknauf. Er klopfte. Keine Reaktion. Vorsichtig drehte er den Knauf.
Abgeschlossen. Morrisey war womöglich schon ausgeflogen.
Der Junge hatte behauptet, ihn schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen zu haben.
Er klopfte noch einmal. Nichts.
Plötzlich bemerkte er, daß die Tür eiskalt war.
Er trat die Tür ein.
Das Fenster stand weit offen, und Schnee bedeckte den Teppich. Ein Mann lag auf dem Bett und hielt ein Bündel Geldscheine in der geballten Faust.
Mist.
Kaldak machte einen Schritt zurück und schlug die Tür zu. Er nahm sein Handy und rief Ramsey an. »Sorgen Sie dafür, daß Ihre Leute sofort hierherkommen. Morrisey ist tot, und über dem ganzen Bett liegt Geld verstreut. Zimmer 234.«
Ramsey fluchte. »Anthrax?«
»Wahrscheinlich. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen vorsichtig sein und alles mit einem feingezahnten Kamm absuchen«, fuhr Kaldak fort. »Vielleicht finden wir irgendwelche Beweismittel.«
Allerdings hatte er wenig Hoffnung. Esteban war nicht leichtsinnig.
»Sie werden in einer halben Stunde dasein.«
»Sie sollen durch den Hintereingang reinkommen. Das könnte verhindern, daß wir in die Fünf-Uhr-Nachrichten kommen.«
Er schaltete das Handy ab und ging zurück in die Eingangshalle. Der Angestellte nahm erwartungsvoll Haltung an, als er Kaldak näher kommen sah.
»Ich habe ihn nicht angerufen. Wenn er nicht da war, war es nicht mein Fehler.«
»Ich weiß, daß Sie ihn nicht angerufen haben.« Er stützte seine Arme auf den Tresen. »Wie heißen Sie?«
»Don Sloburn.«
»Ich heiße Kaldak, Ich brauche Ihre Hilfe. Ich möchte, daß sie sich erinnern, ob Sie Morrisey irgendwann mit jemand anderem als mit Jeffers gesehen haben. Egal mit wem.«
Sloburn schüttelte den Kopf. »Da war niemand außer den Jungs von der Piste. Er war ein richtiger Fan, genau wie ich. Er ging immer in Shea’s Bar unten an der Ecke und saß bei den Fahrern und hat mit ihnen gesprochen. Aber ich habe nie gesehen, daß er mit Drogen oder sonstwas gehandelt hätte.«
»Er hat auch noch mit anderen Fahrern als Jeffers geredet?«
»Ja, klar. Aber Cody und er sind richtig aufeinander abgefahren.« Er zögerte. »Steckt Cody auch in Schwierigkeiten?«
»Vielleicht. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finden kann?«
Sloburn schüttelte den Kopf.
Kaldak war sich nicht sicher, ob der Junge die Wahrheit sagte.
Zeit, ihm ein
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