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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Armstrong, wo er ihn verlassen hatte. Er starrte in die Tiefe.
    «Wo ist Mr. Lombard?», fragte Blore atemlos.
    «Weg», meinte Armstrong locker. «Wollte die eine oder andere Theorie testen. Er muss jeden Moment wieder auftauchen. Hören Sie, Blore, langsam mache ich mir doch Sorgen.»
    «Ich würde sagen, wir machen uns alle Sorgen.»
    Der Arzt winkte ungeduldig ab.
    «Aber ja – aber ja. Das meine ich nicht. Ich denke an den alten MacArthur.»
    «Was ist mit ihm?»
    «Was wir suchen, ist ein Verrückter. Wie wär’s mit MacArthur?», fragte Dr. Armstrong grimmig.
    «Sie halten ihn für einen Mörder?», fragte Blore ungläubig.
    «Das will ich nicht gesagt haben», schränkte Armstrong ein. «Keineswegs. Aber natürlich bin ich kein Spezialist für Geisteskrankheiten. Und unter diesem Aspekt habe ich ihn noch nicht betrachtet. Ich habe mich noch nicht einmal mit ihm unterhalten.»
    «Gaga, ja!», räumte Blore ein. «Aber ich würde nicht sagen…»
    Armstrong unterbrach ihn. Er war sichtlich darum bemüht, die Fassung zu bewahren:
    «Sie haben vermutlich Recht! Aber verdammt, es muss doch jemanden geben, der sich auf dieser Insel versteckt! Ah, da kommt Lombard.»
    Sorgfältig knoteten sie das Seil um ihn fest.
    «Ich pass schon auf mich auf», sagte Lombard. «Achten Sie nur auf einen plötzlichen Zug am Seil.»
    Nachdem sie gemeinsam eine Weile Lombards Abstieg beobachtet hatten, bemerkte Blore:
    «Er klettert wie eine Katze, finden Sie nicht?»
    In seiner Stimme schwang ein seltsamer Unterton mit.
    Armstrong erwiderte: «Ich würde vermuten, dass er seinerzeit mehr als einmal bergsteigen war.»
    «Vielleicht.»
    Einen Moment lang war es still – bis der Exinspektor brummte: «Komische Sache, diese Höhle. Wissen Sie, was ich glaube?»
    «Was?»
    «Er ist nicht ganz echt!»
    «In welcher Hinsicht?», fragte Armstrong skeptisch.
    «Nur so ein Gefühl», knurrte Blore. «Ich würde ihm nicht einen Zentimeter über den Weg trauen.»
    Dr. Armstrong sagte: «Ich vermute, sein Leben war ganz schön abenteuerlich.»
    Blore erwiderte: «Ich wette, dass einige seiner Abenteuer unter der Decke gehalten werden mussten.» Er hielt kurz inne und fuhr fort. «Haben Sie zufällig einen Revolver mitgebracht?»
    Armstrong starrte ihn an.
    «Ich? Großer Gott, nein. Warum sollte ich?»
    «Und warum hat Mr. Lombard das getan?», fragte Blore.
    «Ich vermute – aus Gewohnheit», antwortete Armstrong verunsichert.
    Blore schnaubte.
    Plötzlich straffte sich das Seil. Für eine Weile hatten sie alle Hände voll zu tun. Als die Anstrengung nachließ, meinte Blore:
    «Es gibt solche und solche Gewohnheiten! Mr. Lombard nimmt an die abgelegensten Orte einen Revolver mit, so weit, so gut, und einen Gaskocher und einen Schlafsack und einen Vorrat an Insektenpulver, denk ich mal. Aber Gewohnheit würde ihn nicht veranlassen, die ganze Ausrüstung hierher zu bringen! Nur in Büchern tragen die Leute Revolver mit sich herum, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.»
    Dr. Armstrong schüttelte verwirrt den Kopf.
    Sie beugten sich vornüber und beobachteten Lombard. Seine Suche war sorgfältig, und sie konnten auf Anhieb sehen, dass sie vergebens war. Jetzt kam er über den Rand der Klippe. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    «Also», sagte er. «Wir kommen der Sache näher. Er ist entweder im Haus oder nirgendwo.»
     

VI
     
    Das Haus war schnell durchsucht. Sie durchkämmten zuerst die wenigen Außengebäude und nahmen sich dann das Hauptgebäude vor. Der Zollstock von Mrs. Rogers, den sie in der Küchentischschublade fanden, half ihnen dabei. Aber es gab keine geheimen Kammern, deren Existenz nicht zu erklären war. Alles war übersichtlich und klar, ein modernes Gebäude ohne Verstecke. Sie gingen zuerst durch das Erdgeschoss. Als sie zu der Etage hinaufstiegen, wo die Schlafzimmer waren, sahen sie durch das Fenster des Treppenabsatzes Rogers, der ein Tablett mit Cocktails auf die Terrasse trug.
    «Eine wundervolle Kreatur, der gute Diener», bemerkte Philip Lombard leichthin. «Macht weiter mit unerschütterlicher Haltung.»
    Armstrong sagte anerkennend: «Rogers ist ein erstklassiger Butler, das kann man nicht anders sagen!»
    «Und seine Frau war eine erstklassige Köchin», schwärmte Blore. «Dieses Dinner – gestern Abend…»
    Sie betraten das erste Zimmer.
    Fünf Minuten später standen sie wieder auf dem Treppenabsatz. Niemand, der sich versteckte – kein mögliches Versteck.
    «Da ist eine kleine

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