Und dann kam Paulette (German Edition)
falls Hortense aufwachen sollte, und kehrt in die Küche zurück. Sie wirft einen Blick auf den Altenplan , den Guy mit Reißzwecken an der Tür befestigt hat: Sie ist für die Schicht zwischen vier und sechs eingetragen. Das passt ihr gar nicht, also tauscht sie ihre Zeit mit Ferdinand.
Kurz vor zwölf ruft er an, um ihr mitzuteilen, dass sie nicht zu warten brauchen, er und Guy haben im Café ein paar Kumpel getroffen und werden zusammen essen. Wunderbar. Simone sitzt bereits vor ihrem Teller, sie hat einen Bärenhunger. Zwischen zwei Bissen erzählt sie Marceline, Hortense würde sich wünschen, dass sie den Kaffee bei ihr im Zimmer zu sich nehmen, da sie ihnen gern etwas Wichtiges mitteilen würde. Marceline will wissen, worum es geht. Simone sagt nur, das werde sie schon sehen. Sie spricht nicht gern mit vollem Mund. Das ist gefährlich, sie könnte sich verschlucken und ersticken. Dann hätten sie den Salat!
Hortense legt nach jedem Wort eine Atempause ein, das Reden strengt sie an. Um ihr zu helfen, beendet Simone die Sätze für sie, versieht sie mit Kommentaren. Hortense will sagen, dass … es sehr freundlich ist, dass sie beide hier aufgenommen worden sind. Nein, wirklich, das würde nicht jeder machen, das ist ihr bewusst. Und außerdem … sie macht sich keine Illusionen über ihren Gesundheitszustand, aber wenn er sich verschlechtern sollte, will sie sichergehen, dass die anderen Simone dabei helfen, sie ins … Die letzten Worte gehen in einem fürchterlichen Hustenanfall unter, aber dieses Mal spricht Simone den Satz nicht zu Ende. Sie haben schon verstanden, Hortense möchte am Ende gern ins Krankenhaus. Mit Tränen in den Augen küsst Simone sie auf die Stirn.
«Ja, Liebes. Ganz wie du willst. Aber jetzt musst du dich ausruhen, deine Zeit ist noch nicht gekommen. Das wüsste ich.»
Um zwei Uhr löst Marceline Simone ab.
Simone kann jetzt ein Mittagsschläfchen halten.
Oder ihre Zeit mit Kreuzworträtseln auf dem Klo verbringen, wenn ihr das lieber ist …
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40
Muriel hat einen Schwächeanfall
Die Dozentin drehte sich stirnrunzelnd um und blickte argwöhnisch in die Runde. Aber die Schüler arbeiteten weiter, als wäre nichts passiert, und Muriel presste die Lippen zusammen und zog den Kopf ein. Es war das dritte Mal in dieser Woche, dass sie vergessen hatte, während des Unterrichts ihr Handy auszuschalten. Wenn die Dozentin herausbekäme, dass erneut ihr Handy gepiept hatte, riskierte sie einen Rausschmiss. Ihre Noten waren ohnehin schon nicht so toll, aber dann wäre … alles aus. Sie konnte jetzt nur hoffen, dass der Idiot, der ihr die Nachricht geschickt hatte, nicht auch noch auf die Idee kam, sie anzurufen, um zu fragen, ob sie die Nachricht erhalten hatte!
Sie wartete die Mittagspause ab, bis sie einen Blick auf ihr Handy warf. Es war eine SMS von Isabelle, der Chefin aus dem Restaurant. Sie fragte an, ob sie aushelfen könnte: morgen, samstag, von zwei bis spät in die nacht. u.a.w.g. dringend. Es war bestimmt das Gleiche wie beim letzten Mal, sie würde bis um zwei Uhr nachts arbeiten müssen. Blöd, dass sie so k.o. war. Auch wenn sie nicht genau wusste, warum, zurzeit konnte sie ständig schlafen. Manchmal erwischte es sie sogar im Unterricht. Darum hatte sie sich für das letzte Wochenende in ihrem Zimmer gar nichts vorgenommen. Sie wollte einfach nur im Bett bleiben, chillen, Musik hören, schlafen und vor allem keinen Blick in die Hefte werfen, einfach rumgammeln. Aber sie brauchte nun mal das Geld, und wenn sie nicht auf der Straße landen wollte, musste sie sich dringend eine neue Bude suchen. Verdammt. Nur noch eine Woche bis zu den Weihnachtsferien. Wenn sie jetzt nichts fand, hatte sie ein Problem. Also tippte sie ihre Antwort ein: ok f morgen danke muriel. Danach schaute sie noch einmal beim Immobilienmakler vorbei. Es war kurz nach halb eins, an der Tür hing ein Zettel: Habe gerade eine Besichtigung, bin gegen 14 Uhr zurück. Sie sah ihn vor sich, wie er mit seiner Frau zu Mittag aß und dabei die Nachrichten im Fernseher sah. Ziemlich genervt kehrte sie zur Schule zurück. Als sie bei der Bäckerei vorbeikam, ging sie langsamer, um den Duft von frischem Brot einzuatmen, blieb jedoch nicht stehen. Sie brauchte nicht noch einmal nachzuschauen, ob in ihrer Tasche noch ein paar Münzen herumlagen oder durch ein Loch im Futter gefallen waren. Sie hatte schon gestern alles durchsucht und nichts gefunden.
Als sie wenig später wieder zu
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