Und dann kam Paulette (German Edition)
gesagt?»
«Weiß ich nicht mehr …»
«Denk mal nach, dann fällt’s dir wieder ein!»
«Das war im Traum … Ich versuch’s ja, aber es klappt nicht …»
Ludo dreht sich abrupt um, vergräbt den Kopf im Kissen, murmelt …
«Du bist voll doof.»
Sein Herz war plötzlich ganz schwer.
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39
Hortense hat ein müdes Herz
Seit ihrer Ankunft auf dem Hof hütet Hortense das Bett. Ihr Schnupfen ist bis zur Brust gewandert, das Atmen fällt ihr schwer. Gestern kam Gérard vorbei und sagte, wenn innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden keine Besserung eintritt, muss er sie ins Krankenhaus einweisen lassen. Vorläufig will er sie morgens und abends mit Spritzen behandeln. Dafür müssten sie eine Pflegerin engagieren oder das Spritzen selbst übernehmen, das sei halb so wild. Bevor er wieder fuhr, stellte er eins klar: Auch wenn es Hortense bald wieder bessergehen sollte, dürfe man sich keinen falschen Hoffnungen hingeben, es sei nicht von langer Dauer. Sie hat ein müdes Herz.
Hortenses Krankheit, das neue Haus und all die Veränderungen setzen Simone zu, ihre Nerven liegen blank. Heute Morgen bot Guy an, die erste Spritze zu setzen. Sie warnte ihn ausdrücklich davor, dass Hortense ihn zum Teufel jagen könnte. Sie sei äußerst zimperlich, außerdem hätte sie höllische Angst vor Nadeln. Tatsächlich lief es nicht gut. Sie fing an zu weinen, wollte mit Guy verhandeln und ging sehr rasch dazu über, ihn zu beschimpfen. Als er sich schließlich mit der Spritze näherte, versuchte sie, nach ihm zu schlagen. Er setzte die Nadel, so gut er konnte, irgendwie irgendwohin, sie bat Simone um Hilfe, flehte sie an, sie mit diesem Scheusal nicht allein zu lassen, das versucht hatte, sie hinterrücks zu ermorden! Wenige Minuten später erstreckte sich der Bluterguss, den die Spritze hervorgerufen hatte, über das ganze Bein. Simone regte sich auf, nannte Guy einen Wahnsinnigen.
Gekränkt überließ er den anderen den Schlamassel mit den beiden Schwestern und beschloss, sich stattdessen an die Ausarbeitung eines Pflegeplans zu machen. Sorgfältig zieht er auf einem Blatt Papier Striche, macht Spalten für die Zeiten, die zu verabreichenden Medikamente, die Temperatur … Und setzt eine Überschrift darüber: Altenplan , das klingt zwar nicht sehr nett, ist aber seine Form der Rache, die ihn schmunzeln lässt. Währenddessen kocht Ferdinand Tee und Kaffee für das Frühstück und überlegt, ob es nicht doch ein Fehler war, die beiden alten Damen hierherzuholen. Sie haben sich eine große Verantwortung aufgehalst, er hatte keinesfalls mit so starken gesundheitlichen Problemen gerechnet und bereut schon die Aktion.
Die Stimmung ist gedrückt, sie schlürfen ihren Kaffee und ihren Tee und denken über das Problem nach. Die beiden Katzen und der Hund spüren, dass jetzt kein guter Zeitpunkt ist, um auf Frühstücksreste zu hoffen. Sie verhalten sich ganz ruhig, bleiben in der Nähe des Ofens. Die Katzen sehen dem Regen zu, der draußen fällt, Berthe gähnt, sinkt langsam auf die Fliesen und gleitet von dort in einen leichten Schlaf. Sie träumt von einem Spaziergang, es ist Sommer, es ist heiß … Plötzlich sieht sie, wie sich weiter vorne im hohen Gras etwas bewegt, sie rast los, ihr Atem geht schneller, sie stöhnt. Genervt beschließt Mosche, hoch zum Dachboden zu sausen, springt Berthe dabei auf den Rücken und rammt ihr die Krallen in das Fell, Lolli tut es ihm nach.
Guy, Marceline und Ferdinand sehen gleichzeitig auf. Sie haben eine Idee. Vielleicht ist es dieselbe? Aber jeder beschließt, sie vorerst für sich zu behalten. Sie wollen erst einen Tag darüber nachdenken, die Idee vertiefen, das Für und Wider abwägen, Argumente finden. Nichts überstürzen, Probleme gibt es schon genug.
Gegen elf kommt Marceline vom Gemüsegarten zurück und sucht die beiden Männer, um ihnen von ihrem Plan zu erzählen, aber sie sind unauffindbar. Sie tauscht das Bohnenwasser aus, setzt die Bohnen auf, gibt eine Prise Natron dazu (gegen Blähungen) und klopft an die Tür der Schwestern Lumière. Simone ist froh, sie zu sehen. Sie flüstert ihr ins Ohr, dass Hortense endlich eingeschlafen ist, und nutzt Marcelines Besuch, um zum Klo zu flitzen. Auf dem stillen Örtchen lässt sie sich gerne Zeit, hört Radio, löst Kreuzworträtsel, es ist ihre Erholungsphase am Tag. Als sie nach einer Viertelstunde nicht zurück ist, geht Marceline auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, lässt die Tür offen stehen,
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