Und dann kam Paulette (German Edition)
Bewusstsein kam, lag sie im Krankenzimmer auf dem Bett und wusste nicht, wie sie dorthin gekommen war. Dann fiel es ihr plötzlich wieder ein. Sie sah Louise vor sich, die über sie gebeugt mit besorgter Miene fragte, ob alles in Ordnung sei … Muriel? Alles in Ordnung? Oje, du bist tierisch blass, Süße! Hallo, Frau Lehrerin, kommen Sie schnell, Muriel ist … Rums! Schwarzes Loch. Kein Ton mehr, kein Bild. Die Krankenschwester brachte ihr etwas Zuckerwasser, half ihr, sich zum Trinken aufzusetzen, das Wasser tat gut. Anschließend maß sie ihr noch einmal den Blutdruck – 80 zu 50, langsam ging er wieder nach oben – und stellte ihr ein paar Fragen. War sie schon einmal ohnmächtig geworden? Noch nie. Hatte sie im Moment besondere Probleme? Nein. War sie schwanger? Äh, nein! Aß sie regelmäßig? Muriel überhörte die Fragen und versuchte aufzustehen. Doch als vor ihren Augen Sternchen tanzten, ließ sie sich wieder zurücksinken. Die Krankenschwester seufzte. Sie ging in ihr Zimmer, wühlte in einer Schublade, zog einen Müsliriegel heraus – den sie für den kleinen Hunger zwischendurch dorthinein gelegt hatte – und hielt ihn Muriel schweren Herzens hin. Diese verschlang ihn, ohne zu kauen, und bedankte sich mit einem breiten Lächeln. Es ging ihr jetzt deutlich besser, also kehrte sie wieder in den Klassenraum zurück.
Sie wollte auf keinen Fall den praktischen Unterricht zum Thema Spritzen, Infusionen, Blutabnahmen, Medikamentenverwaltung verpassen … Auf diesen Moment hatte sie zu lange gewartet.
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Schulschluss
Um fünf vor vier klingelte das Telefon, aber Simone nahm nicht ab. Sie sah sich gerade eine Fernsehserie an und hatte den Kopfhörer aufgesetzt, darum hörte sie das Klingeln nicht, also musste Marceline zum Hörer rennen. Isabelle hätte gern mit Guy oder Ferdinand gesprochen. Sie waren noch nicht zurück? Pech gehabt, dann würde sie es ihr erzählen. Roland und sie hatten sich gestritten. Doch diesmal war es ernst, viel ernster als die letzten Male. Darum wollte sie fragen, ob jemand die Lulus um halb fünf von der Schule abholen könnte, damit sie das Wochenende auf dem Hof blieben. Dann bräuchten sie sich die Streitereien nicht anzuhören, denn das könnte sie traumatisieren! Aber es gab noch einen weiteren Grund. Man hatte sie kurzfristig gebeten, morgen Abend ein Geburtstagsessen auszurichten, sechzig Gedecke, es würde spät werden, die Kleinen wären daher auf dem Hof viel besser aufgehoben. Sie selbst musste leider bleiben, es gab allerhand zu tun, das kotzte sie tierisch … Oh, Entschuldigung! Marceline konnte sie beruhigen, sie hatte ohnehin vorgehabt, in die Stadt zu fahren, sie würde sich beeilen und die Kinder abholen.
Gegenüber Simone fasste sie ihre Schicht bei Hortense in wenigen Sätzen zusammen: Hortense hatte nach einigem Hin und Her alle Medikamente genommen, ihren Kräutertee getrunken, ohne größere Proteste inhaliert und sogar akzeptiert, dass Marceline ihr die Beine massierte, damit sie nicht wund lag. Ihre Temperatur war ein wenig gesunken, ein gutes Zeichen. Jetzt schlief sie. Simone würde die Serie in Ruhe zu Ende sehen können – aber ohne den Kopfhörer, hören Sie, Simone? –, und anschließend hätte sie vielleicht sogar noch Zeit, ein Kreuzworträtsel zu lösen oder ein kleines Sudoku der Kategorie 6, damit ihre Neuronen, die von dem ganzen Kitsch völlig zugekleistert waren, wieder in Schwung kamen. Simone lachte, nahm den Blick jedoch nicht vom Bildschirm.
Marceline durfte jetzt nicht trödeln. Nachdem sie sich warm angezogen hatte, schlüpfte sie in ihr Ölzeug und in die Stiefel. Cornélius war ganz hinten im Garten. Als er sie rufen hörte, kam er angaloppiert und zertrampelte unterwegs Ferdinands letzte Lauchstangen. Sie spannte ihn vor den Karren und knurrte, dass sie mit seinem Verhalten überhaupt nicht einverstanden war, er sollte sich wirklich schämen, das viele schöne Gemüse kaputt zu machen. Er nickte, aber sie fand das gar nicht komisch. Daraufhin rieb er seinen Kopf an ihrer Schulter und entlockte ihr damit ein Lachen. Als sie so weit waren, kletterte Berthe neben sie auf den Karren, und gemeinsam legten sie einen Blitzstart hin.
Isabelle wartete mit den Kindern vor der Schule. Sie hatte einen Einkaufstrolley mit Kleidern, Spielsachen, Büchern und Lebensmitteln gefüllt, mit denen man eine ganze Kompanie füttern konnte. Ludo und Klein Lu waren ganz aufgeregt. Sie hielten Cornélius die
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