Und dann kam Ute (German Edition)
konntest. Was ist denn nur los mit dir?»
«Du bist lustig. Gar nichts ist mit mir los. Ich hab nur keine Zeit für solche Sperenzchen. Wenn ich abends mit allem fertig bin und der Kurze endlich im Bett liegt, bin ich fix und fertig. Meinst du, da hab ich noch Lust, aufgetakelt durch die Gegend zu rennen und mir das Gequatsche von irgendwelchen Stelzböcken anzuhören?»
Das klang schon wieder leicht zickig, deswegen erhöhte ich den Sülzfaktor ein bisschen.
«Kann ja sein, aber so eine junge, attraktive Frau wie du darf doch nicht brachliegen. Wozu gibt’s denn Kontaktbörsen im Internet? Da kreuzt man an, ob mit oder ohne Behaarung, dann wird ein Date vereinbart – und schon geht die Post ab.»
Erstaunt blickte sie mich an.
«Wie? Jetzt sag nicht, du hast das schon ausprobiert?»
«Nein, natürlich nicht! Ich bin doch viel zu schüchtern für so was. Aber ich mach dir mal ’nen Vorschlag. Heute Abend melden wir dich – nur so aus Spaß – bei Elitepartner.de an und gucken, was passiert.»
So waren wir verblieben, bevor ich ging. Sie rief mir noch hinterher, mich beim Weihnachtsgeschenk für Philipp zurückzuhalten und ihm seinem Alter entsprechend nur eine Kleinigkeit zu kaufen. Jetzt stand ich also bei «Karstadt» in der Spielwarenabteilung. Man glaubt ja gar nicht, wie viele schöne und nützliche Dinge es für unter zehn Euro gibt. Flummis, Quartette, Jo-Jos, irgendwelche batteriebetriebenen grellbunten Lärmverursacher … lauter tolles Zeug. Leider würde Ute mir auf Lebenszeit den Umgang mit ihrem wunderbaren Sohnemann verbieten, wenn ich mit äußerst unfair gehandeltem Plastikschrott bei ihr aufkreuzen würde. Das wollte ich nicht riskieren. Also würde ich eine pädagogisch wertvolle Kleinigkeit aus Holz für meinen kleinen Kumpel erstehen.
Ich holte also mein Herz aus der Hose, überwand meine natürliche Angst vor verbitterten Fachverkäuferinnen und sprach so ’ne Mama an: «Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau, haben Sie die große Duplo-Lego-Feuerwehr für unter zehn Euro?»
«Ja, selbstverständlich! Aber nicht von Lego – und auch keine Feuerwehr.» Sie hielt mir eine transparente orangefarbene Wasserpistole unter die Nase: «Hier, bitte! 6,95. Brauchen Sie ’ne Tüte?»
Angewidert von so viel Boshaftigkeit, ließ ich Fräulein Godzilla in ihrer bunten Plastikhölle zurück und beschloss, ein anderes Fachgeschäft zu unterstützen. Ab zu Toys“R”Us.
Und richtig, hier wurde ich von einem graumelierten Spitzenverkäufer mit offenen Armen empfangen: «Herr Schröder, welch prominenter Glanz in unserer bescheidenen Hütte. Endlich mal ein Kunde mit Format und Stil. Sagen Sie jetzt nichts. So wie ich Sie einschätze, suchen Sie ein Spielzeug, das die Kinder pädagogisch wertvoll an den internationalen Motorsport und seine angenehmen Begleiterscheinungen heranführt.»
Ich war perplex.
«Ja? Ja … äh … ja, klar! Warum nicht? Äh … was habt ihr denn da?»
Seine Augen leuchteten selig auf.
«Gestatten – Walter Wehmeier. Herr Schröder, da haben Sie aber ein Riesenglück. Wir haben heute was reingekriegt, das kommt eigentlich erst nächstes Frühjahr auf den Markt. Warten Sie, ich hol’s mal eben aus dem Lager.»
Ein paar Minuten später kam der Topverkäufer mit einem Gabelstapler um die Ecke. Rums!
«Ja, Herr Schröder, da gucken Sie! Das ist was für Männer mit Klasse und kognitivem Sachverstand. Was Sie hier sehen, ist die Carrera-Bahn ‹Circuit de Monaco› in der Bernie-Ecclestone-Limited-Edition. Originaler Streckenverlauf inklusive Loews-Kurve, Rascasse, Tunnel und Hafenbecken – alles detailgetreu im Maßstab 1:100. Darüber hinaus gehören zum Lieferumfang Fahrerlager, Casino und ein original getragener Bikini vom Boxenluder Katie Price, selbstverständlich ohne Oberteil. Optional kann hier auch noch eine Tüte Haarschuppen von Norbert Haug ergänzt werden.»
Donnerwetter, ich war beeindruckt. Der Mann war Weltklasse. «Nicht schlecht, aber nach zehn Euro sieht das nicht aus, Herr Wehmeier!», wandte ich ein.
«Herr Schröder, ich nehme doch mal an, dass Sie ein Geschenk für ein ganz besonderes Kind suchen. Das ist natürlich nichts für einen Waldorfschüler, sondern für richtige Kerle. Ich sag Ihnen mal was. Das muss aber wirklich unter uns Gebetsschwestern bleiben. Ich gebe Ihnen jetzt zwanzig Prozent Personalrabatt, weil meine Frau ein ganz großer Fan von Ihnen ist. Danach füllen Sie gleich noch unsere ‹Family and Friends›-Karte aus. Das
Weitere Kostenlose Bücher