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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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gibt noch mal fünf Prozent on top – und dann nehmen Sie dieses Geschenk für schlanke 2299 Euro mit nach Hause. So! Und jetzt kommen Sie.»
    Ich fuhr mit dem majestätischen Gefühl nach Hause, genau das Richtige für das Kind gekauft zu haben. Machen wir uns nichts vor: Kinder müssen frühzeitig und unvoreingenommen auch an komplexe Themen herangeführt werden. Zu so etwas haben diese modernen Pädagogen doch gar keinen Zugang mehr. Da lasse ich mir auch von Ute nicht reinreden. Das wäre ja noch schöner! Wie sagt schon der Volksmund: «Lehrers Kinder, Pastors Vieh – geraten selten oder nie.» Da bedarf es dringend eines Atze Schröder, damit dieser kleine Junge ein sinnvolles, auf das Leben vorbereitendes Geschenk bekommt. Und das ist gut so. Kleinbürgerliches Erbsenzählen darf eine derart strategisch wichtige und weitreichende Entscheidung nicht beeinflussen.
    Wie immer war ich berauscht von mir selber. Gib mir zehn von meiner Sorte, und die Welt wird eine bessere sein.
    Ich klingelte Sturm. Die Tür ging auf, und ich legte sofort los: «Ute, versprich mir, dass du dich nicht aufregst. Ich hatte keine Wahl. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ein giftfrei lackiertes Holzspielzeug aus China für zehn Euro kaufe.»
    Streitlustig funkelte sie mich an: «Da bin ich aber mal gespannt, was unser Promi-Pädagoge Sinnvolles eingekauft hat. Aber sei bitte leise, Monsieur schläft schon.»
    Ich überreichte ihr den Karton. Fassungslos starrte sie mich an: «Was ist das denn? ‹Baby Born›? Interactive Girl?»
    «Jaaahaha! Da guckste, was? Diese Puppe kann weinen, essen, trinken, in die Windeln machen und aufs Töpfchen gehen! Und jetzt pass auf: mit Spezialnahrung, Windeln und Armband. Alles mit dabei. Hammer, wa?»
    Sie rang nach Worten: «Äh, aber …»
    «Ich weiß, ich weiß, ich weiß – bitte nicht schimpfen. War ein bisschen teurer, aber Ute: Was der Junge damit lernt, könnte ich ihm nicht besser beibringen!»
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, ließ ich Ute mit offenem Mund stehen und marschierte triumphierend die Treppe hoch in meine Wohnung.
    «Baby Born», ja nee, is’ klar. 1:0 für mich. Damit hatte Ute auf keinen Fall gerechnet. Ich nahm mir eine frische Dose AC/DC-Pils aus dem Kühlschrank und machte spontan achtzig Liegestütze auf dem Küchentisch. I am the king of the world.

[zur Inhaltsübersicht]
    12.
    Heftig, Alter!
    W as ’ne Scheißidee. Achtzig Liegestütze. Zwei Stunden später keuchte ich immer noch wie ein waidwundes Walross und war kaum in der Lage, der klopfenden Ute die Tür zu öffnen. Bewaffnet mit Babyphon und Laptop, setzte sie sich an den großen Küchentisch, klappte das Gerät auf und kam ohne Umschweife zur Sache.
    «So, Dr. Love, jetzt zeig mir mal, wo dein berühmter Frosch die Locken hat. Wo sind denn deine Traumtypen im Internet?»
    Ich schenkte uns Prosecco ein und prostete ihr zu.
    «Ja, gib’ doch mal Elite-Akademiker.de ein, da wirst du dich wundern.»
    Ruck, zuck waren wir auf dem Portal. Der vielversprechende Slogan dieser hochseriösen Seite lautete: «Partner über Niveau».
    «Na bitte, Ute, mehr geht doch nicht. ‹Über Niveau›. Hier findest du garantiert keinen aus deinem Lehrerkollegium.»
    «Was soll das denn heißen? Sind wir Waldorflehrer etwa keine Elite-Pädagogen?»
    «Ich will dir wirklich nichts Böses, aber Clausthaler ist ja auch kein richtiges Bier.»
    Das war wohl etwas zu offensiv für Madame.
    «Sag mal, spinnst du jetzt? Wir haben alle ganz normal studiert. Das darf doch wohl nicht wahr sein!»
    Ich ruderte unauffällig zurück.
    «Na siehste, so gefällst du mir. Jetzt hast du endlich mal richtig Puls. Dieses deprimierte Durchhängen passt ja auch gar nicht zu dir. Noch ’n Sektchen?»
    «Sei bloß vorsichtig, Freundchen. Ich bin keine von deinen blonden Lamettatanten.»
    «Was soll das denn jetzt heißen? Komm mal runter, Frau Nachbar. Du suchst doch was zum Poppen – nicht ich!»
    Sie sprang mir fast an die Gurgel.
    «Bitte??? Ich suche gar nichts! Weißt du was, mir wird das hier echt zu blöde, ich geh jetzt ins Bett.»
    «NEIN! Jetzt, bleib doch hier, Ute. So hab ich es doch gar nicht gemeint. Komm, bitte – Frieden jetzt. Lass uns doch erst mal deine Daten hier in das Formular eingeben und dann in Ruhe abwarten, was passiert.»
    In der nächsten Stunde füllten wir den Fragebogen von Elite-Akademiker.de aus. Das war vielleicht ein Akt! Das Schlimme an Ute ist, dass sie auch nicht einen Moment bereit ist, die Wahrheit

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