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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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sie?»
    Ziemlich ratlos verließ ich Birkels Nudelbude und machte mich auf den Weg nach Hause. Blöde Kati. Dieses kleine Miststück. Warum musste ich Idiot auch in diese miese Fummelscheune gehen? Kati, die alte Lästertante, würde es fertigbringen, allen inklusive Ute ein völlig frei erfundenes Orgiengelage aufzutischen, nur um alle mit reinzureißen. Andererseits konnte es mir auch egal sein. Von mir würde Hajo nichts erfahren. Aber ich konnte es drehen und wenden, wie ich wollte, irgendwie blieb ein schaler Nachgeschmack. Von wegen, jeden Pudel juckt die Nudel. Ich sag nur: Nichts reimt sich auf Uschi.

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    17.
    Der Rotmaul-Pelikan vom Baldeneysee
    D ie ganze nächste Woche wurde ich von Albträumen heimgesucht, in denen Kati und eine durchsichtige Haushaltsschürze die Hauptrolle spielten. Willenlose Budapester Bratkartoffeln trieben es in einer einfamilienhausgroßen Bratpfanne und ließen sich von Oma Pervers handverquirlte Spiegeleier unterheben. Dazu sangen Birkel und Hasi splitternackt aus einer Opernloge mit dem Rest der entfesselten Swingermeute im Kanon das beliebte Volkslied «Hajo, spann die Nudel an!».
    Ich wachte jedes Mal schweißgebadet auf, wenn Birkels Hasi mir mit ihren nasskalten Zapffingern an den Kronjuwelen herumfingerte und mir dabei feucht ins Ohr zwitscherte: «Ein’ Rudi Völler! Es gibt nur ein’ Rudi Völler!»
    Wäre ich doch bloß nicht in diesen blöden Club gegangen. Dieser ganze Swingerkram ist einfach nichts für mich. Außerdem – wenn Ute davon erfährt, bin ich geliefert.
    Wirklich? Warum eigentlich? Ich hab doch gar nichts gemacht. Warum ging ich nicht einfach zu ihr hin und sagte: «Ute, jawohl, ich war im ‹69› – aber ich habe nichts gemacht! Ich hab nur mit Birkel ein Bierchen getrunken.» Bums, aus, Drops gelutscht. Aber irgendwie war es mir eben doch peinlich. Ute und Verständnis für einen Besuch im Club «69» … das passte so gut zusammen wie Musical und AC/DC. Nein, nein. Ich würde lieber die Klappe halten. Außerdem – wenn Kati auch dichthielt, würde Ute ja gar nicht davon erfahren. Und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß! Ich räkelte mich, verließ mein bequemes Bett und kochte mir einen Espresso für Erwachsene.
    Draußen wartete ein heißer Julitag, und der Baldeneysee lockte mit kühlen Fluten, einem erfrischenden Eimer Sangria und wohlgeformten Badenixen in knappen Daktari-Tangas. Schnell hüpfte ich unter die Dusche und seifte meinen Körper ein, dieses muskulöse Meisterwerk. Aber wie ich mich auch drehte, ich erreichte zu meiner Verwunderung einige wichtige Stellen am Rücken nicht. Wahrscheinlich hatte ich auf meinem Arm geschlafen, und die Gelenke waren ein wenig steif geworden. Da würde die wärmende Sonne guttun. Mein Gott, ich redete schon mit mir wie mein eigener Zivi: «Die Wärme wird ihm guttun!» Ich sah mich schon alt und hüftsteif im Liegestuhl sitzen … dick eingemummelt in einer Kamelhaardecke auf Helgas Balkon am Strand von Gran Canaria.
    Ich schob diese trüben Gedanken energisch von mir, sprang souverän aus der Dusche, frottierte mich ausgiebig trocken und beobachtete mich kritisch im Spiegel. Nanu, was war das denn? Irgendwie stimmte was nicht mit dem Dingen. Wenn ich sonst im 45-Grad-Winkel stehend die Zehen waagerecht zur dritten Bodenfliese von rechts unten ausrichtete und dann mit dem Kopf im Dreiviertelprofil nach oben in den Spiegel schaute, sahen meine Schultern immer genauso aus wie die von Rambo in dem Film, wo er sie alle mit dem Messer abmurkst. Aber heute war es irgendwie anders. Keine Spur von Rambo. Stattdessen schaute mir der frischrasierte Nacktbär Samson aus der Sesamstraße entgegen und stülpte den Bauchnabel nach außen. Das durfte doch wohl nicht war sein! Haben Spiegel ein Verfallsdatum? Können die schlecht werden? Kann Glas lügen?
    Ich ging in den Flur und schaute vorsichtig in den großen Barockspiegel. Schockschwerenot! Dasselbe Bild, nur größer! Wutentbrannt stapfte ich ins Schlafzimmer, schnappte mir meine legendäre rote 76er Speedo-Badehose aus der obersten Schublade und sprang hinein. Ach du Scheiße! Wer hatte die denn in den Trockner gepackt? Ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Hilfe, warum hilft mir denn keiner aus diesem Albtraum? Ganz klar, hier musste eine Verwechslung vorliegen. Zur Sicherheit kontrollierte ich das leicht ausgeblichene Etikett. Verdammt, alles stimmte: Größe M, Modell Mark Spitz, Made in Baden-Württemberg. Mein Puls

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