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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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entsprungen.
    Rums!
    Unerwartet schnell war die Rolltreppe zu Ende, und ich schlug der Länge nach auf den harten Linoleumboden der Sportabteilung. Zwei Jugendliche eilten herbei und stellten mich fürsorglich auf die zittrigen Füße. Ich blökte sie an: «Finger weg, ihr Idioten, ich kann sehr gut alleine stehen!»
    Von hinten meldete sich eine ältere Verkäuferin im astreinen Ruhrgebietsduktus: «Ja, dat hamwa gesehen, wie er alleine stehen kann. Erst begafft der die ganze Zeit sein eigenes Spiegelbild, und dann baselt der Bratbär über seine eigenen Mauken, weil die Rolltreppe fertich is’. Entschuldige dich mal lieber, du Tonto!»
    Die Situation war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Ich entschloss mich spontan zur Flucht nach vorne: «Man wird doch mal einen Spaß machen dürfen.»
    Inzwischen hatten mich die beiden Jugendlichen erkannt. Sie konnten ihr Glück kaum fassen und wollten sofort Autogramme. Gönnerhaft erfüllte ich ihre Wünsche und versprach ihnen, ihre Mütter mal anzurufen. Danach begab ich mich humpelnd und etwas hüftsteif in die Bademodenabteilung. Eine ausnehmend hübsche Fachverkäuferin nahm mich in Empfang.
    «Guten Tag, Herr Schröder, ich sag es ihnen gleich: Ich bin ein ganz großer Fan und finde es richtig toll, dass sie sich in ihrem Alter noch für Sport interessieren.»
    Ich zog den Bauch noch etwas mehr ein und antwortete mit meinem berühmten Ladykillerlächeln:
    «Für mich ist das nichts Besonderes. Ich war halt immer ein sportlicher Typ. Wo sie grad so nett hier stehen: Ich suche eine rote Speedo-Badehose, Modell ‹Mark Spitz› in Größe M, Farbe ist egal, Hauptsache Rot.»
    Ein großes Fragezeichen blinkte auf ihrer hübschen Stirn auf.
    «Äh, wie bitte? Modell Spitz? Von Speedo? Entschuldigung, das sagt mir jetzt gar nichts. Da müsste ich mal kurz im Computer nachschauen. Einen Augenblick, bitte. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.»
    «Machen Sie ruhig, Frau Topmodel. Ich hab den ganzen Nachmittag Zeit.»
    Während Arielle die Meerjungfrau ihren Computer durchforstete, nutzte ich die Zeit, um mal die aktuellen Bademoden auf den diversen Ständern unter die Lupe zu nehmen. Bei den Bikinis in der Damenabteilung war alles noch so knapp wie früher. Teilweise fehlte bei den Höschen auf einer Seite sogar das Stoffdreieck. Sehr praktisch. In der Männerabteilung bot sich dagegen ein ganz anderes Bild: Kopftücher in trendigen Leuchtfarben, die als Badekappen angeboten wurden. Neopren-Shirts, in denen der legendäre Meeresbiologe Jean-Jacques Cousteau nicht mal einem Clownfisch guten Tag gesagt hätte. Am allerschlimmsten aber waren die sogenannten Badeshorts, die mich an lange Unterhosen aus den blumigen Vorhangresten des alten Ohnsorg-Theaters erinnerten. Welcher subtilen Gehirnwäsche mussten die jungen Männer unterzogen worden sein, um freiwillig an den mondänen Stränden und Freibädern Europas darin herumzulungern? Albern. Warum nicht gleich eine Burka?
    Frau Topmodel meldete sich vom Computer zurück.
    «Herr Schröder, bei Speedo hab ich jetzt die aktuelle Kollektion gefunden. Wie hieß Ihr Modell noch mal? Michael Phelps?»
    Gütig lächelte ich sie an.
    «Nein, Mark Spitz. Der beste Schwimmer aller Zeiten. Sieben Goldmedaillen in allen Lagen. Brust, Kraul, Rücken … Mark Spitz – kennt doch jedes Kind!»
    «Wann soll denn das gewesen sein? 2000 in Sydney? Dann kann ich den nicht kennen. Da war ich ja erst zehn.»
    «Ja, äh, da haben Sie mich wahrscheinlich falsch verstanden. Äh … äh … ich meine natürlich auch diesen … äh … Michael Fells, den sie da eben erwähnten.»
    Sie strahlte: «Michael Phelps, achtfacher Goldmedaillengewinner, der beste Schwimmer aller Zeiten. Aber – der hat doch gar keine eigene Kollektion? Wie sieht die Hose denn aus?»
    Dummerweise zog ich meine alte rote Speedo aus der Jackentasche und präsentierte sie stolz der völlig entgeisterten Verkäuferin.
    «Oh mein Gott!», prustete sie los. «Ach, so was meinen Sie. So eine haben wir neulich als Spaßgeschenk für meinen Freund gekauft.»
    «Ja, wo denn, gnädige Frau? Da bin ich aber mal gespannt.»
    «Gleich hier um die Ecke, im Orion-Erotikshop.»
    Blitzschnell versuchte ich die Situation zu retten: «Hahaha, Sie sind mir ja schön auf den Leim gegangen. Ähem. Jetzt mal ganz im Ernst: Sie sehen ja selber – ich brauche dringend eine moderne Badehose. Was könnten Sie mir denn da empfehlen?»
    Fünf Minuten später fuhr ich mit hochmodischen Shorts aus der

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