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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Gewohnheit: frische Bettwäsche! Man weiß ja nie. Der Salat war schnell zusammengerührt. Punkt halb neun stand Ute vor der Tür. In ihrem zauberhaften Sommerkleid sah sie umwerfend aus. Dezent geschminkt, die Haare offen und ohne überflüssigen Spangen-Schnickschnack, dazu wunderschöne Riemchensandalen mit Absatz. Normalerweise war sie ja eher so ’n Jeans-und-Bluse-Typ. Ab und zu trug sie auch mal ein braves Strickkleid mit Wollleggings, aber so rasant und fraulich kannte ich sie gar nicht. Toll! Überhaupt, wieso war mir eigentlich noch nie aufgefallen, dass meine Nachbarin eine so tolle Figur hat? Ich war hingerissen und sparte nicht mit Komplimenten. Umso schmerzhafter wurde mir meine eigene Unförmigkeit bewusst.
    Ob es der Sommer war, der herrliche Wein oder sogar der leckere Salat – es lag eine magische Stimmung in der Luft. Wir lachten, wir neckten und berührten uns immer wieder wie zufällig. Es kam, wie es kommen musste: Ich nahm all meinen Mut zusammen, blickte ihr tief in die Augen und stellte die entscheidende Frage: «Sag mal, Ute, ganz ehrlich … findest du mich dick?»
    Liebevoll legte sie mir den Arm um die Schultern und antwortete etwas zu ehrlich: «Ich mag jedes Pfund an dir. Außerdem, dieses Bäuchlein steht dir doch ganz gut. Ich kenne dich ja auch gar nicht anders.»
    Na toll. Was mich betraf, war die Stimmung jetzt komplett im Eimer. In meinem ganzen Leben war ich noch nicht so gedemütigt worden! So kann man doch nicht mit einem guten Freund umspringen! Natürlich hatte ich das Wort «Ehrlichkeit» benutzt, aber das sagt man doch nur so. Bäuchlein, verdammt noch mal – welches Bäuchlein? Ich befand mich gerade mitten in einer komplizierten Ernährungsumstellung, da konnte man ja wohl ein wenig Unterstützung erwarten. Was für eine Unverschämtheit! Tief enttäuscht ließ ich noch eine Höflichkeitsviertelstunde verstreichen, gähnte herzhaft und bugsierte sie Richtung Wohnungstür.
    Auf der Schwelle drehte sie sich noch mal um, schlang die Arme um meinen Hals und flüsterte neckisch: «Bist du etwa beleidigt wegen des Bäuchleins? Musst du gar nicht!»
    Dann fing sie an, mich hemmungslos zu knutschen.
    Ihre fordernde Lust traf mich völlig unvorbereitet. Ihre Lippen, ihr Körper, alles fühlte sich so unfassbar gut an. Ich nahm die Herausforderung an und erwiderte leidenschaftlich. Ich weiß nicht, wie lange dieser sinnliche Ausbruch gedauert hat, aber plötzlich ließ sie von mir ab, hauchte mir ein zärtliches «Gute Nacht, mein Dickerchen» ins Ohr und verschwand im Dunkel des Treppenhauses.
    Mit der heißgelaufenen Panzerfaust in der Hose stand ich noch eine Weile konsterniert vor meiner Tür, dann beschloss ich, im Bett weiterzugrübeln. Was war aus mir geworden? So etwas wäre mir früher nicht passiert. Ich schnappte mir mein Weinglas und trank die traurige Pfütze aus. War der Lack ab, das Beste an mir runter? Wehmütig erinnerte ich mich, wie ich Anfang zwanzig in meinem VW Scirocco ABT Cabrio am Baldeneysee vorfuhr. Statt eines T-Shirts trug ich nur Tiroler Nussöl auf den Muckis. Mein zweiter Vorname war «Gefahr». Ich war eine junge, drahtige Kampfmaschine. Wo ich auftauchte, brach die Hölle los. Wenn ich in meiner roten Speedo auf dem Zehner stand, sagte selbst der Bademeister zu seinen Männern: «Jungs, guckt mal, da oben, da isser – der seltene Rotmaul-Pelikan, noch dazu ein Rüde.»
    Aber all das war einmal. Jetzt lag ich wie ein gestrandeter Pottwal auf meinem Bett. Ute hatte es selber gesagt: «Gute Nacht, Dickerchen.» Dickerchen! Pah! Ich glaub, es hackt.
    Und außerdem – anscheinend war ich immer noch attraktiv genug, dass sie nicht an sich halten konnte und mich halb zu Tode knutschte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Und diese Frau schon gar nicht. Der Kuss war wirklich sensationell gewesen. Aber warum hatte sie mich überhaupt so geküsst? War sie verliebt, oder war es ein freundschaftlicher Ausrutscher, dem Wein und der Sommerhitze geschuldet? Was wäre eigentlich passiert, wenn sie nicht gegangen wäre? Warum war sie überhaupt gegangen? Wieso hatte ausgerechnet ich das nicht verhindert? Ich ließ doch sonst nichts anbrennen. Ehe ich mich weiter meiner diffusen Gefühlslage widmen konnte, machte sich mit lautem Knurren mein Magen bemerkbar. Herrschaftszeiten – hatte ich einen Schmacht! Wie soll denn ein ausgewachsener Mann bitte schön von so ein bisschen Hasenfutter satt werden? Noch im Dunkel wählte ich blind die vertraute Nummer: «Ciao,

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