Und dann kusste er mich
Jean-Jacques, begleitet vom beifälligen Gemurmel seines Personals.
»Natürlich war es das! Was weiß ich schon über Gastronomie?«
»Unsinn, Tante Mags. Du backst ständig und kannst obendrein hervorragend kochen«, protestierte ich.
»Für meine Familie und Freunde, ja, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung von Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften und dem ganzen Hygienekram! Und woher soll ich wissen, was und wie viel ich jeden Tag zubereiten muss? Ich starte ein Geschäft in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Teestube, die innerhalb von einem halben Jahr pleitegegangen ist. Nicht gerade ein gutes Omen, was?« Erneut füllten sich ihre schönen grauen Augen mit Tränen, und sie zuckte hilflos die Achseln: »Sehen Sie? Es ist aussichtslos.«
Die Kellnerin und der Sommelier legten tröstend die Hände auf ihre Schultern, während Jean-Jacques, der Oberkellner und die anderen Gäste ein mitfühlendes Lächeln zeigten.
»Ich finde, es ist eine großartige Idee.« Ich griff quer über den Tisch nach ihrer Hand. »Deine Kuchen sind pure Magie. Du darfst sie der Welt nicht vorenthalten. Ich werde dir bei der Planung und Organisation helfen – und Onkel Dudley sicher auch.«
»Sie müssen demnächst nach Ladenschluss in die Küche kommen, damit Ihnen mein Vater die ganzen Vorschriften und Bestimmungen erläutern kann«, sagte Jean-Jacques. »Sie können uns alles fragen.«
Hoffnung glitzerte in Tante Mags’ Augen auf, als sie in die aufmunternden Mienen ihres Cheerleaderteams blickte. »Meint ihr wirklich, es könnte funktionieren?«
Zufrieden in mich hineingrinsend versicherte ich es ihr mit genau denselben Worten, die sie zu mir gesagt hatte, als ich mit dem Beginn meiner Suche den Sprung ins kalte Wasser gewagt hatte: »Absolut. Du musst einfach nur daran glauben, dass es möglich ist.«
Ich lese deinen Blog so gerne, Romily. Es ist echt inspirierend, wie sehr du daran glaubst, dass alles möglich ist. Ich habe mich bemüht, eine ebenso positive Einstellung zu fin den, und ich glaube, es hilft tatsächlich. Den Mann fürs Leben habe ich bereits gefunden, obwohl alles andere in meinem Leben ziemlich schwierig war. Doch eines weiß ich nun: Wenn man den Richtigen findet, kann einen nichts wirklich erschüttern. Ich wünsche dir, dass auch du findest, was ich gefunden habe. Bleib standhaft! xx Ysobabe8
Danke für deine ermutigenden Worte! Sie bedeuten mir sehr viel. Es ist schön, dass du ebenfalls eine positive Einstellung zum Leben gefunden hast und ich dabei ein klein wenig helfen konnte. Was mich betrifft, so steckt meine Suche gerade in einer kleinen Flaute fest, doch ich gebe die Hoffnung nicht auf. xx RomilyP
Am darauffolgenden Dienstag bat mich Jack mit einer aufgeregten SMS, gleich nach der Arbeit zu ihm ins Studio zu kommen. Als ich auf dem Parkplatz ankam, erwartete er mich bereits freudestrahlend und zappelig am Eingang.
»Alles okay?«, fragte ich, leicht irritiert von seinem enthusiastischen Empfang. Jack ist normalerweise so entspannt, dass eine Schnecke dagegen die fleischgewordene Hektik darstellt.
»Alles gut, sehr gut – ausgezeichnet «, brabbelte er, während er mich hineinscheuchte und die Tür hinter uns zuschlug. Ich setzte mich in den schwarzen Leder sessel, während Jack sprungbereit auf dem äußersten Rand seines Stuhls Platz nahm.
Amüsiert kicherte ich: »Was ist denn in dich gefahren?«
Sein Lächeln war breiter, als ich es je zuvor gesehen hatte (außer vielleicht damals, als wir ihn zum Geburtstag mit zwei Prince-Karten für die vorderste Reihe überrascht hatten). »Wir stehen vielleicht kurz vor dem Durchbruch.«
»Wer ist wir?«
» Wir – du und ich, Rom! Frag weiter!«
»Was für ein Durchbruch?«
»Ein musikalischer Durchbruch …«
Jetzt war mein Interesse voll entfacht: »Erzähl!«
Er rieb sich die Hände. »Gut. Du erinnerst dich doch, dass wir vor Ewigkeiten zwei Songs an einen Musikanwalt geschickt haben, ja? Tja, ich hatte heute Nachmittag ein sehr erhellendes Telefonat mit einem der Musikeinkäufer von Integral – die führen einige der größten Namen in der Musikindustrie. Wie sich herausstellt, haben sie sich unsere Aufzeichnungen angehört und sie an Mitchell weitergegeben, den Chefeinkäufer.«
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Integral war mir natürlich ein Begriff. Als wir noch Teenager waren und ziemlich miserable Songs komponierten, hatten wir immer herumgealbert, dass Integral das einzige Label sei, bei dem wir sofort unter
Weitere Kostenlose Bücher