Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Susie irgendwann seine Fehler bemerken und ihn vor die Tür setzen würde. Der Gedanke gefiel mir ganz und gar nicht, dass sie sich verstecken oder selbst an verregneten Tagen mit einer großen Sonnenbrille durch die Gegend laufen könnte, um einkaufen zu gehen.
Doch ich hatte kein Glück. Die Geschäfte liefen anscheinend schlecht. Susie und Les saßen auf den zwei klapprigen Stühlen im Beratungszimmer und tranken Tee und unterhielten sich wie zwei alte Waschweiber auf einer Parkbank. Diese Vertraulichkeit ließ mich nichts Gutes ahnen.
»Hallo Fran, Liebes!«, krähte Susie, indem sie aufsprang und mich zur Begrüßung herzlich umarmte.
Les hob seinen Becher und grollte: »Hallo Darling.«
Er nannte alles und jeden Darling, daher bedeutete es keine Zuneigung, im Gegensatz zu Susies Begrüßung. Ich war froh darüber – ich wollte keine Zuneigung von Les, und ich mag es nicht, wenn man mich Darling nennt.
»Hallo Les«, erwiderte ich kühl. »Ist nichts los? Gibt es nichts für dich zu tun – irgendwo anders, meine ich?«
»Es ist sehr ruhig im Moment«, antwortete Susie an seiner Stelle. »Richtig tot. Wo sind nur all die Klienten?«
»Die Patels mit ihrem Zeitungsladen haben das gleiche Problem«, berichtete ich ihr.
»Ja, so ist das eben«, sagte sie philosophisch. »Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?«
Les erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl und bot mir den Platz an, während Susie den elektrischen Wasserkocher erneut in Betrieb setzte. Die unerwartete Galanterie von seiner Seite machte mich misstrauisch. Er wusste, dass ich nicht viel von ihm hielt. Er musste schon mehr tun, als mir nur einen Platz anbieten, damit ich meine Meinung änderte.
Nachdem er keinen Stuhl mehr hatte, lehnte er sich gegen den Schreibtisch. Er war ein großer, schwerer Mann, und in dem kleinen Raum wirkte er noch größer. Er trug eine abgewetzte Lederjacke und hatte eine Rasur nötig. Seine Schuhe waren schmutzig. Meine Großmutter hatte mich gelehrt, jungen Männern aus dem Weg zu gehen, die ihr Schuhwerk vernachlässigten. Diese Schlampigkeit ließ auf ein oberflächliches Wesen und ganz allgemein auf einen schmuddeligen Charakter schließen. Es war ziemlich sicher, dass so jemand es nie »zu etwas bringen« würde.
Les war im mittleren Alter, hatte immer noch keine Ahnung, was Schuhcreme war, und es unübersehbar zu nichts gebracht, also hatte Großmutter Varady Recht behalten. Für mich sah er aus wie ein Exsträfling, und ich hatte den schrecklichen Verdacht, dass er tatsächlich einer war. Ich hatte Susie diesbezüglich einmal gefragt, doch sie war einer Antwort ausgewichen und hatte stattdessen irgendetwas von Saulus, der sich zu Paulus gewandelt hatte, gesagt.
»Er kennt die Menschen«, hatte sie geheimnisvoll hinzugefügt. »Er hat Kontakte. Er ist nützlich, und ich kann ihn gebrauchen.«
»Pass nur auf, dass nicht einer von seinen verschrobenen Kumpanen daherkommt und versucht, dich zu gebrauchen«, hatte ich sie gewarnt.
»Hey, ich bin nicht von gestern!«, hatte Susie schnippisch erwidert.
Sie trug an diesem Tag ihr eng sitzendes, schickes Geschäftskostüm, schwarz und mit sehr kurzem Rock, dazu schwarze Strümpfe und schwarze Pumps. Das bedeutete, dass sie bei einem Mandanten gewesen war oder sonst jemandem, den sie beeindrucken wollte. Ihre blonden Locken umrahmten das Gesicht, und ihre weiße Bluse gab den Blick auf ein beeindruckendes Dekolleté frei. Falls es sich bei dem Mandanten um einen Mann handelte, hatte sie ihn in der Tat beeindruckt, ohne den geringsten Zweifel.
»Bist du gekommen, um zu fragen, ob ich Arbeit für dich habe, Fran, meine Liebe? Oder ist dies ein Freundschaftsbesuch?«, wollte sie wissen. »Ich hoffe, es ist ein Freundschaftsbesuch, weil ich im Augenblick keine Arbeit für dich habe. Ich musste heute Morgen schon zur Bank gehen und ihnen erklären, dass ich ein Liquiditätsproblem habe. Die Mandanten machen sich im Moment so rar wie Hühnerzähne, stimmt’s, Les? Ich hab nicht mal Arbeit für Les, so sieht es aus. Deswegen sitzen wir hier und vertreiben uns die Zeit.«
Les gab durch den Teebecher hindurch ein gurgelndes Geräusch von sich.
Also hatte das Kostüm die Bank beeindrucken sollen. Ich hoffte, es hatte ausgereicht. Ich überlegte, ob ich Susie von Edna erzählen sollte. Es wäre mir lieber gewesen, Les hätte nicht dabei zugehört, weil er mein Interesse an der alten Landstreicherin bestimmt nicht nachvollziehen konnte. Doch wo ich nun schon mal hier
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