Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
»Vielleicht hatte ich ja Recht, als ich Gardner fragte, ob es um ein Testament geht«, sagte ich nachdenklich. »Hey, Gan – vielleicht ist jemand gestorben und hat ihr Millionen hinterlassen!«
»Nicht sehr wahrscheinlich, meinst du nicht?«, sagte er auf seine ernüchternde Art und Weise. »Sie ist selbst schon so alt. Jeder, der millionenschwer ist und noch älter als sie, hätte bestimmt jüngere Erben.«
»Genau genommen ist sie gar nicht so alt, Gan. Nicht annähernd so alt, wie ich immer dachte. Sie ist erst Mitte sechzig.«
Er dachte einige Sekunden über das Gesagte nach, und ich wartete geduldig. Manchmal bringt Ganesh die interessantesten Ideen hervor.
»Also schön. Sie könnte jemandes Frau sein. Vielleicht haben sie sich vor Jahren getrennt, und nun will der alte Bursche seine Angelegenheiten regeln, weil er alt ist, selbst wenn sie noch nicht so alt …« Ganesh steigerte sich begeistert in sein Szenario hinein. »Und er will sein Testament machen und deswegen wissen, ob sie noch lebt, damit er einen Scheidungstermin einholen kann. Du weißt schon, um sicher zu sein, dass sie nicht nach seinem Tod auftaucht und irgendetwas beansprucht.«
»Eigenartig, dass du so etwas sagst«, sinnierte ich. »Sie hat mir nämlich erzählt, dass sie früher einmal verlobt gewesen ist. Doch sie kann sich nicht mehr erinnern, mit wem.«
Ganesh legte seine Gabel beiseite. »Was ist das Schlimmste, was passieren kann, Fran?«, fragte er. »Dieser Duane Gardner findet Edna ein weiteres Mal und redet mit ihr. Er kriegt kein vernünftiges Wort aus ihr heraus, bestimmt nicht mehr, als du in Erfahrung gebracht hast.«
»Jemand muss sie beschützen.«
»Sie hat gewissermaßen Schutz, Fran. Sie wohnt in diesem Heim.«
»Ja«, sagte ich. »Und die Leute vom Heim sollten über diese Sache Bescheid wissen.«
»Was bringt dich auf den Gedanken, dass sie nicht längst Bescheid wissen?«, entgegnete Ganesh.
»Das ist eine der Fragen, auf die ich eine Antwort zu finden hoffe«, beschied ich ihm.
KAPITEL 5
Am nächsten Morgen kehrte ich zum Wohnheim zurück. Angesichts der Erfahrungen vom Vortag wartete ich, bis Edna das Haus verließ und ich sicher war, dass Duane Gardner ihr nicht folgte. Doch Duane war nirgendwo zu sehen, und soweit ich es hatte überprüfen können, lauerte er auch nicht versteckt in einem der Wagen am Straßenrand. Mehr noch, diesmal hatte ich die Vorsichtsmaßnahme ergriffen, zuerst das renovierte, leerstehende Haus in der Nachbarstraße zu überprüfen.
Tom und Jerry arbeiteten noch immer dort. Sie trugen ihre üblichen farbverschmierten weißen Overalls und begrüßten mich mit einem freundlichen »Hallo Darling!«, während ich Leitern und Töpfen und Eimern im Flur auswich und darauf achtete, keine frisch gestrichenen Oberflächen zu berühren. Alles roch nach feuchtem Gips. Bevor ich ihren Gruß erwidern konnte, wurde ich von einem gewaltigen hohlen Hämmern unterbrochen, das mir in den Ohren klingelte. Der Lärm kam von einem jungen Burschen mit rasiertem Schädel in einem Raum, der wohl eine Küche oder ein Badezimmer werden sollte. Er bearbeitete Rohre mit einem Hammer und schien Klempner zu sein.
»Duane Gardner«, sagte ich zu den dreien, sobald der Lärm mir eine Gelegenheit dazu ließ. Ich wollte ihnen klarmachen, dass ich mich nicht von ihnen auf den Arm nehmen ließ. »Er ist groß und schlaksig, trägt weiße Kleidung und eine Baseballmütze. Sie beide haben ihn vor zwei Tagen in Ihrem Lieferwagen versteckt.« Ich zeigte mit dem Finger auf Tom und Jerry, die verschämt kicherten wie zwei bei einem Streich ertappte Schuljungen.
»Nun«, fuhr ich fort. »Ist er hier?«
»Nein, Süße, ehrlich nicht«, sagten sie gleichzeitig und ernst.
»Du kannst dich gerne im Haus umsehen, wenn du möchtest«, sagte Jerry.
Der Klempner unternahm einen letzten ohrenbetäubenden Angriff auf eines der Rohre, dann kam er nach draußen in den Flur und gesellte sich zu uns. »Was willste denn von ihm?«, erkundigte er sich. Er trug einen silbernen Totenschädel-Ohrring und an den Knien abgeschnittene Jeans. Statt blass und nackt wie die Beine von Duane, waren diese hier übersät mit Tattoos. Jedes freie Fleckchen war damit verziert, so dass es aussah wie exotische Strümpfe. Ich glaubte, die Hand von Michael dem Tattoo-Künstler in den fantastischen Motiven zu erkennen.
»Kennen Sie Duane?«, entgegnete ich. »Oder haben Sie ihn gesehen?«
»Nö. Ich wollte nur wissen, was du von ihm willst,
Weitere Kostenlose Bücher