Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
nervöser wirkte.
»Ich habe mit diesem Mann gesprochen. Er wollte mir den Namen seines Mandanten nicht verraten oder warum er Edna finden möchte, aber soweit ich es beurteilen kann, ist das der Zweck, zu dem er angeheuert wurde. Edna zu finden und mehr.«
»Mehr?«, fragte Nikki scharf.
Ich nickte. »Er hat sie gefunden, nicht wahr? Aber er beschattet sie immer noch. Er hat mir gegenüber eingeräumt, dass er versucht hat, mit ihr zu reden, aber sie ist weggelaufen. Edna hat Angst vor ihm. Ich denke, sie weiß wahrscheinlich, worum es bei dieser Sache geht, aber sie will es nicht sagen. Ich denke, sie benötigt möglicherweise irgendeine Form von Schutz. Zumindest sollten Sie Bescheid wissen, für den Fall, dass er hier auftaucht.«
»Wir geben keine Informationen …«, setzte Simon an und verstummte sodann kläglich. Sie saßen schließlich hier und redeten mit mir über Edna.
Nikki war in Gedanken bereits einen Schritt weiter als ihr Kollege. »Sie haben von Schutz gesprochen«, sagte sie. »Was glauben Sie, was Edna zustoßen könnte, wenn dieser Gardner sie in die Ecke treibt?«
»Ich weiß es nicht. Er könnte versuchen, sie zu überreden, mit ihm zu gehen, ob sie will oder nicht. Er handelt im Auftrag seines Mandanten. Ich weiß nicht, wer das ist oder was er will, deswegen vermag ich nicht zu sagen, was Duane tun könnte. Eines weiß ich allerdings mit Sicherheit: Edna will ihn nicht in ihrer Nähe haben.«
»Wir können den zuständigen Sozialarbeiter informieren«, sagte Nikki mit einem Blick zu Simon. »Vielleicht sollten wir das sofort tun, Sim.«
Wozu soll das denn gut sein?, dachte ich, doch ich schwieg. Schließlich wusste ich auch keine bessere Lösung. Sie konnten Edna nicht einsperren, um sie vor Duane Gardner zu schützen. Sie war keine Gefahr für irgendjemand anderen oder sich selbst, wenn man sie alleine ließ. Es war unwahrscheinlich, dass sie sich verirrte und nicht mehr zurückfand. Sie kannte sich besser auf den Straßen Londons aus als ein durchschnittlicher Taxifahrer.
Abgesehen davon hätte es Edna sicher umgebracht, wenn sie in einer kontrollierten Umgebung festgehalten wurde. Sie war wie die Katzen von Rotherhithe, mit denen sie damals befreundet gewesen war: eine wilde Kreatur. Ich musste daran denken, wie sie auf dem Friedhof in der Sonne gesessen hatte, die Augen geschlossen und einen Ausdruck von Freude und Frieden im Gesicht. Zufriedenheit ist etwas Seltenes, Kostbares. Irgendjemand versuchte Ednas kleine und glückliche Welt zu zerstören.
Ich erhob mich. »Ich wollte Sie lediglich warnen«, sagte ich. »Damit Sie auf der Hut sind und nach Gardner Ausschau halten können. Danke, dass Sie mich ernst nehmen. Es ist eine ernste Sache, aber so, wie Edna nun einmal ist, kümmert es die meisten Menschen nicht.«
»Uns kümmert es!«, sagte Simon steif.
»Ich weiß. Deswegen bin ich ja hier. Danke für den Kaffee. Wenn Edna abends nicht nach Hause kommt, und selbst wenn es nur ein einziges Mal ist, sollten Sie sofort etwas unternehmen. Ich meine damit nicht nur, den Sozialarbeiter informieren. Sie sollten die Polizei einschalten.«
»Wir geben uns die größte Mühe, die Polizei von unseren Bewohnern fernzuhalten«, sagte Nikki scharf. »Unsere Bewohner sind sensibel und lassen sich sehr leicht aus der Ruhe bringen.«
Das galt im Großen und Ganzen auch für die Polizei, die schnell mal viel Wirbel um nichts veranstaltete, allerdings nicht so, wie Nikki es gemeint hatte.
»Melden Sie Edna einfach als vermisst, wenn sie nicht nach Hause kommt, okay?«, beharrte ich. »Wenn die Cops Sie nicht ernst nehmen, verlangen Sie Inspector Janice Morgan, und wenn Sie mit ihr sprechen, dann sagen Sie ihr, dass Sie ihren Namen von Fran Varady haben, okay?«
Ich ging. Die beiden blieben sehr besorgt zurück und unterhielten sich leise. Ich fühlte mich besser, weil sich endlich jemand anders außer mir für Ednas Fall interessierte. Falls Duane Gardner jetzt noch beim Wohnheim auftauchte, würde er sehr kurz abgefertigt werden. Doch Duane war gerissen. Er würde seine Deckung nicht aufgeben, indem er sich dort blicken ließ. Sie würden ihm zu viele Fragen stellen, und obwohl sie für die Wohlfahrt arbeiteten, repräsentierten sie doch zugleich auch eine behördliche Neugier.
Was konnte ich jetzt noch unternehmen? Wohin sollte ich mich als Nächstes wenden? Ich musste Duane Gardner finden, weil nur er mich zu seinem Auftraggeber führen konnte. Ich hatte zwei Möglichkeiten: in
Weitere Kostenlose Bücher