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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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keine Sorgen zu machen brauchen, wenn hier im Haus etwas merkwürdige Dinge passieren«, sagte Emma.
    »Wie zum Beispiel das Schloss an der Haustür.
    Wir haben damit noch nie Schwierigkeiten gehabt, aber wie Sie sagten, jetzt öffnet es sich nur noch für Sie. Was natürlich einleuchtet. Sie ließ das ganze Haus für Sie renovieren. Sie möchte Sie schützen.«
    »Ich bin sicher, dass deshalb auch alle Lampen gebrannt haben. Und dass der Flieder so früh blüht …«
    Emma deutete auf den duftenden Strauß auf dem Klavier. »Sie hat Flieder so geliebt. Dann war da auch die Sache mit dem Feuer, aber Sie haben es ja gerade selbst erlebt.«
    »Moment mal«, sagte ich ganz sachte. Ich stellte meine Tasse hin und sah zweifelnd von Emma zu Derek. »Habe ich das richtig verstanden? Mit ›sie‹
    meinen Sie Dimity?«
    »O ja«, sagte Emma. »Wir wissen nicht genau, warum, aber wir sind sicher, dass es Dimity ist.«
    »Wollen Sie mir damit sagen, dass es in diesem Haus spukt ?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Derek, und Emma nickte zustimmend.
    »Aber es ist nichts, wovor Sie sich fürchten müssten«, fügte Emma hinzu.
    »Bill, hast du das gehört?« Aber von Bill kam keine Reaktion. Stattdessen saß er nur seltsam still da, es war die Stille eines Jägers, der darauf wartet, dass sein Opfer in die Falle tappt. Mich überkam eine solche Enttäuschung, dass ich fast laut ge-stöhnt hätte.
    Das war er also, der Riesenschabernack, auf den ich gewartet hatte, seit wir in Heathrow gelandet waren. Und ich musste ihn dafür bewundern, wie sorgfältig er ihn eingefädelt hatte. Er hatte sich während des Fluges mit mir unterhalten, in London hatte er sich wie ein perfekter Gentleman benommen, alles nur, um mich in Sicherheit zu wiegen und sich mein Vertrauen zu erschleichen, sodass ich, wenn die Zeit reif wäre … ja, was erwartete er?
    Dass ich schreiend aus dem Haus stürzte? Ohnmächtig in seine Arme fallen würde? Für wie dämlich hielt er mich eigentlich? Ich zweifelte nicht daran, dass Emma und Bill mit ihm unter einer Decke steckten, und ich konnte es ihnen nicht einmal ver-
    übeln. Ich wusste, wie charmant Bill sein konnte.
    »Danke«, sagte ich mit frostiger Stimme. »Danke, dass Sie mich darauf hingewiesen haben.«
    »Wie ich schon sagte, es ist nichts, wovor Sie Angst haben müssen«, wiederholte Emma ernst.
    »Es hat mich anfangs auch erschreckt, aber Sie werden staunen, wie schnell Sie sich daran gewöhnen werden.« Unsicher sah sie Derek an.
    »Ja, also dann.« Derek trommelte mit den Fingern auf die Armlehne der Couch, dann stand er auf. »Vielen Dank für den netten Abend. Wir sollten aufbrechen, Emma. Morgen ist das Dach vom Pfarrhaus dran.«
    »Ja, gleich morgen früh«, sagte Emma. »Für den Rest des Tages ist Regen angesagt.«
    Wir blieben bei dem unverfänglichen Thema des Wetters, bis Emma und Derek in die Kälte hinaus-gegangen waren. Ich schloss die Tür und lehnte mich mit der Stirn dagegen. Ich wollte Bill zwingen zuzugeben, dass die ganze Sache ein dummer Scherz von ihm gewesen war. Wenn er es getan hätte, dann hätte ich es vielleicht noch schulterzuckend zur Kenntnis nehmen und darüber lachen können.
    »Komische Geschichte«, sagte er.
    Langsam straffte ich die Schultern.
    »Ich kann mir aber nicht vorstellen, warum sie sich so etwas ausdenken sollten«, fuhr er fort.
    »Das kannst du nicht?«, sagte ich, noch immer mit dem Rücken zu ihm.
    »Nein. Ich muss mit Vater darüber sprechen. Es wird ihm nicht gefallen …« Er verstummte, als ich mich abrupt umdrehte. »Lori? Du denkst doch nicht, dass ich …«
    »Du willst ja gar nicht hören, was ich denke«, sagte ich. Ich rannte an ihm vorbei und floh die Treppe hinauf und in mein Schlafzimmer, wo ich die Tür zuwarf und sie verschloss. Ich wollte Bill nicht die Genugtuung geben, mich weinen zu sehen.

13
    Manche Frauen haben das Glück, wie
    Bambi auszusehen, wenn sie weinen. Ich sehe aus wie Rudolph. Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen und roter, geschwollener Nase auf, wofür ich natürlich Bill die Schuld gab.
    Nach einer langen, heißen Dusche zog ich Jeans und den Norwegerpullover an, den ich in London gekauft hatte. Als ich die Glasschiebetür öffnete und auf den Balkon hinaustrat, warf mich eine kalte Windböe beinahe wieder ins Zimmer zurück. Ein Blick zum Himmel sagte mir, dass dies kein Tag für eine Bergwanderung sein würde. Und angesichts der weißen Atemwölkchen vor meiner Nase fragte ich mich, ob es wohl oft

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