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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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einweihen.«
    »Wenn man eine zehnjährige Tochter und einen fünfzehnjährigen Sohn hat, wird man schnell zum Crumpet-Experten. Oh, und ehe ich es vergesse …«
    Emma griff in die Tasche ihres braunen Wollrocks.
    »Das hatte ich mir gestern ausgeliehen, und ich wollte es zurückgeben. Für das hier lassen Peter und Nell sogar Crumpets stehen, und ich kann es ihnen nicht verdenken.« Mit fröhlichem Lachen überreichte Emma mir ein Rezept für Haferflockenplätzchen.
    An der schnörkelhaften Handschrift erkannte ich unverkennbar das Rezept meiner Mutter. Es war geschrieben auf einer Karteikarte, braun und fleckig vom Alter und häufigen Gebrauch – fast konnte ich das Muskat riechen.
    »Wo haben Sie das gefunden?«, fragte ich.
    »Es lag da, wo es immer liegt.« Emma ging in die Speisekammer und kam mit einem dicken, eselsohrigen Kochbuch zurück. »Ich habe mir immer Rezepte von Dimity geliehen. Das hier habe ich abgeschrieben, also werde ich das Original nicht mehr brauchen.«
    Ich blätterte in dem Kochbuch und zog Karte um Karte heraus, bis ich alle die alten Lieblingsrezepte meiner Mutter wie einen Fächer in der Hand hielt: Thunfischpastete, Hackbraten, Zwiebelsuppe, Plätzchen, Kuchen, selbst das Rezept für die Bowle fehlte nicht, mit der wir meinen College-Abschluss gefeiert hatten. Dafür brauchte man eine Flasche Champagner, und das Rezept war von Mrs Fran-kenburg unter uns, die einem Hauch Luxus nicht abgeneigt war.
    »Hätte ich Sie erst um Erlaubnis fragen sollen?«, fragte Emma mit schüchterner Stimme.
    Ich hatte vergessen, dass sie da war.
    »Nein, nein«, sagte ich. »Das ist es nicht. Es ist …«
    Ich schob den Fächer aus Karteikarten zusammen und versuchte, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. »Das sind alles Rezepte meiner Mutter.
    Ich meine, sie hat sie alle selbst geschrieben. Sie muss mit Dimity Westwood Rezepte ausgetauscht haben. Und sie … sie ist letztes Jahr gestorben.«
    Emma sah schuldbewusst aus. »Es tut mir Leid, Lori. Das wollte ich Ihnen nicht antun. Ich hatte ja keine Ahnung …«

    »Natürlich nicht. Es ist wirklich in Ordnung, Emma. Um ehrlich zu sein, es ist … eine wunderbare Überraschung. Ich wusste, dass ich ihre Briefe hier finden würde, aber ich …«
    »Ist es das, was in diesen Kästen im Arbeitszimmer ist?«
    »Ja, ihre und Dimitys. Ich werde sie lesen, während ich hier bin. Hat Bill das nicht erwähnt?«
    »Bill hat nur gesagt, dass er jemanden zum Haus bringt und dass es etwas mit Dimitys Testament zu tun hat. Mehr nicht. Derek und ich haben Sie heute, als wir über Sie sprachen, ›die Westwood-Erbin‹
    genannt.« Emma nahm eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank und goss mit ruhiger Hand die oben-auf schwimmende Sahne in den kleinen Krug.
    »Ich bin nicht die Westwood-Erbin«, sagte ich mit Nachdruck. »Ich wünschte, ich wäre es. Es wä-
    re schön, sich für immer hier niederzulassen, aber ich bleibe nur einen Monat. Ich arbeite … an einem Forschungsprojekt. Wissen Sie, über die Orte, an denen Dimity gelebt hat.«
    Ein paar Sahnetropfen landeten auf der hölzernen Tischplatte, und Emma wischte sie mit einer Pa-pierserviette ab. »Tatsächlich? Das klingt interessant.«
    »Sie haben sie gekannt, nicht wahr?«
    »O ja«, sagte Emma. Sie stellte die Milchflasche in den Kühlschrank zurück. »Wir kannten Dimity.

    Das ist auch der Hauptgrund, warum wir heute Abend herübergekommen sind. Wir dachten … das heißt, Derek und ich dachten, dass Sie vielleicht wissen sollten …« Das laute Pfeifen des Wasserkessels unterbrach ihre Worte, und als ich Wasser in die Teekanne goss, um sie anzuwärmen, steckte Bill den Kopf zur Tür herein.
    »Wir schaffen es nicht, das Feuer in Gang zu bringen, Lori«, sagte er. »Derek denkt, dass du es vielleicht probieren solltest.«

    »Ist der Abzug in Ordnung?« Ich kniete mich vor den Kamin, während Emma das Tablett auf das niedrige Tischchen stellte. Bill stand neben mir, und Derek hatte sich auf die Couch gesetzt – die langen Beine übergeschlagen, sah er sehr entspannt aus.
    »Der Abzug ist offen«, sagte Bill, »das Holz ist trocken, die Späne sind an der richtigen Stelle, und Derek meint, so müsste es eigentlich funktionieren.«
    Ich zündete ein Streichholz an. »Früher, in meiner Pfadfinderzeit, konnte ich das ganz gut …« Es war, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte. Das Streichholz entzündete die Späne, und augenblicklich fing das Holz Feuer. Ich warf das Streichholz in die Flammen.

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