und das geheimnisvolle Erbe
in der Welt …« Ich ging wieder eine Stufe höher. »O nein … nicht Evan.«
»Bleib hier«, sagte Bill und nahm eine entschlossene Haltung an. »Das erledige ich.«
12
Wenn Bill sich darauf gefreut haben sollte, Evan rauszuwerfen, dann muss er enttäuscht gewesen sein, als er die Tür öffnete. Ich war es jedenfalls, aber aus einem anderen Grund. Unsere unerwarteten Gäste stellten sich als Emma und Derek Harris vor, und ein Blick genügte, um zu wissen, dass diese beiden unmöglich die Leute sein konnten, die meiner Mutter das Foto gegeben hatten. Sie waren nicht die fragilen, weißhaarigen alten Leutchen, die ich mir vorgestellt hatte. Außerdem, wenn meine Ohren mich nicht täuschten, war Em-ma nicht einmal Engländerin.
»Sie sind Amerikanerin?«, fragte ich, als ich den Fuß der Treppe erreicht hatte.
»Ja, das bin ich«, sagte Emma, die mich von der Tür her ansah. Sie war kleiner als ich, ein bisschen pummelig und ein paar Jahre älter. Unter ihrem leichten Parka trug sie einen dicken handgestrickten Pullover, dazu ein herrlich mit Schlammspritzern bedecktes Paar Gummistiefel. Aschblonde Haare hingen ihr bis zur Taille, und sie sah mich schüchtern durch ihre Nickelbrille an. »Aber mein Mann ist waschechter Engländer. Harrow und Oxford – und wenn er die Gelegenheit dazu hat, spielt er sogar Cricket.«
»Was nicht oft der Fall ist.« Derek Harris hatte Augen, für die manche Frauen töten würden, die Sorte dunkler, tiefblauer Augen, von denen ein Filmdirektor träumt, aber die wir Normalsterbli-chen gar nicht für möglich halten. Es wäre völlig verständlich gewesen, wenn Emma ihn allein wegen seiner Augen geheiratet hätte. Etwa Ende vierzig, war er groß und kantig, hatte graumeliertes Haar und ein wettergegerbtes Gesicht. Genau wie Emma trug auch er einen leichten Parka. »Ich habe kaum genug Zeit, meine Arbeit zu schaffen, geschweige denn, Bowling zu üben.« Er sah Bill prüfend an.
»Spielen Sie zufällig …?«
»Tut mir Leid«, sagte Bill, »mein Sport ist eher Schnelllesen.« Er bedeutete den Harrisens einzutreten, schloss die Tür und stellte uns vor. »Übrigens, Mr Harris, ich soll Ihnen den Dank meines Vaters bestellen, dafür, dass Sie sich um das Haus gekümmert haben.«
»Es hat uns gefreut, dass wir aushelfen konnten.«
Derek richtete seine blauen Augen auf mich. »Ich hoffe, wir haben Sie nicht gestört. Bill rief heute früh an, um zu sagen, dass Sie heute kommen. Als wir aus der Stadt zurückkamen, haben wir das Au-to gesehen, und da haben wir gedacht, wir bringen Ihres gleich vorbei.«
»Mein was?«, fragte ich.
»Ihr Auto«, sagte Emma. »Bill bat uns, hier am Ort eins für Sie zu mieten. Es war nicht weiter kompliziert«, fügte sie hinzu. »Unser Haus ist nur ein Stück weiter an dieser Straße, wir können zu Fuß zurückkehren.«
»Müssen Sie gleich wieder zurück?«, fragte ich.
»Wenn nicht, wäre es schön, wenn Sie einen Tee mit uns trinken würden. Das ist das Wenigste, das ich tun kann, um Ihnen zu danken.«
»Ich wäre kein Engländer, wenn ich eine Tasse Tee ausschlagen würde«, sagte Derek lächelnd.
»Komm, Emma, ich helfe dir.« Emma ergriff seinen Arm und stieg aus ihren Gummistiefeln, während Bill die Jacken der beiden aufhängte.
»Ich vermute, dass ich mich bei Ihnen für die volle Speisekammer bedanken muss?«, sagte ich zu Emma.
»Ich wollte nicht, dass Sie alles leer vorfinden«, erwiderte sie. »Hoffentlich habe ich nichts vergessen.«
»Darum brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Ich bezweifle, dass wir die Hälfte davon schaffen, ehe wir wieder abreisen. Wie wäre es, wenn Sie uns heute Abend helfen würden, die Crumpets zu essen?«
Derek und Bill waren sehr dafür, also bekamen sie die Aufgabe, im Wohnzimmer Feuer zu machen, während Emma und ich in die Küche gingen, um Wasser aufzusetzen. Sie zeigte mir, wo die bauchige Teekanne und vier große Steinguttassen waren.
»Für uns brauchen Sie Dimitys bestes Porzellan nicht zu bemühen«, versicherte sie mir. Sie füllte eine Teekugel mit losem Tee aus dem Blechbehälter, der in der Speisekammer stand, dann förderte sie eine weiße Zuckerdose und einen kleinen Sahnekrug zutage, dazu vier kleine Teller. Dann stellte sie alles auf ein Holztablett mit Messinggriffen.
»Also das ist eine Toastgabel.« Ich war fasziniert.
»Ich habe davon gelesen, aber ich habe noch nie eine benutzt. Ich hoffe, Sie können mich in die hohe Kunst des Crumpet-Toastens
Weitere Kostenlose Bücher